Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 390.png

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daß / nach dem im Jahr 1345. Hertzog Barnimb auß Pommern / Pasewalck / Prentzlow / Angermünde / Jagow / Brussow / Böytzenburg / Greiffenberg / Stolpe / Schweet / Vierraden / Verchenitz / Neuen Sund / und andere Städte / und Schlösser mehr / in der Marck erobert / Er auch Straußberg / Mönchberg / und Waldenburg / gewonnen habe.


Wolgast /

Dieses ist ein Fürstliche Pommerische wolberühmte Stadt / alda vor diesem theils der Hertzogen Hoff gehalten / vnd auch daselbst die Regierung deß Wolgastischen Fürstenthums / oder Landes ist. Ein gar alte Statt sub latit. 54. 14. et long. 38. 15. das Fürstliche Hauß dabey / ist sehr prächtig / vnd zierlich außgeführet / vnd zu jederzeit für eine gute Vestung geachtet / vnd im 1334. Jahr / da es verfallen war / vom Hertzog Barnimb wieder angerichtet / vnd mit einem Schloß Walle / da die Peene herumb geleitet gehet / umgeben; aber in den nächsten Kriegen noch fester gemachet worden / also / daß so wol der König in Schweden / da Er es den Käys. abnahm / als Gen. Gallas / und Feld-Marsch. Banier / viel damit zuschaffen gehabt. Die Peene / so dabey fleusset / ist solches Orthes / als da das Frische Haff sich zum Theil ins Meer ergeusset / tieff / vnd zur Schiffart sehr wol gelegen / drumb auch die meisten Schiff auß der Ost- und WestSee[1] / so auff Stetin / vnd Anklam wollen / da vorbey streichen / vnd Zoll geben müssen. Es ist dieses Orths der Fischkauff / fast wie zu Stetin / sehr gut / vnd man kan alles vollauff haben / was zur Lust und Auffenthalt deß Menschen dienlich / insonderheit / weil nit allein das Land an sich gut / fruchtbar / und mit guten Wildbahnen versehen / sondern auch die Gelegenheit deß Orthes so beschaffen ist / daß man so wol zu Wasser / als zu Lande / alles was zur Hoffstatt nöthig / auß allen Aemptern fortschaffen kan. In der Stadt ist nur eine Pfarrkirche / aber wol gebauet / und mit den Fürstlichen Begräbnüssen schön gezieret. Zur Praepositur dieses Orths gehören 22. Pfarren. Es führet die Stadt einen Thurn / auff dessen jeglicher Seiten ein auffgerichter Schlüssel ist / oben aber 2. Greiffen / mit einem Hinter-Fuß auff dem obersten Loche deß Schlüssels stehen / vnd mit den übrigen 3. Füssen sich auff den Thurn stützen. Hält Marckt auff Mariae Geburt / und Sontags für Galli. Es hat dieser Orth / in den Wendischen Kriegen / auch seinen Theil bekommen / war ein weil Rugianisch / hernach Mechelburgisch / und dann Pommerisch; und ward folgends vom Bischoff Otten von Bamberg zum Christl. Glauben gebracht / wiewol es anfangs schwer mit zugieng / wie beym Cramero in seiner Kirchen-Histori / lib. 1. c. 28. und 29. und Micrael. in Beschreibung Pommerlandes (darauß auch das meiste von dieser Stadt entlehnet worden) lib. 2. p. 237. seq. zulesen. Den Tempel deß Herveits / der bey den Wolgastern über den Krieg zu gebiethen hatte / wie Baroveit über die Kauffmanschafft / ließ der Bischof / weil Er fest gebauet war / stehen / vnd weihete ihn zum Christl. Gebrauch. Es schreibet obgedachter Cram. d. l. 1. c. 46. p. 106. daß noch heut zu Tage die confirmation deß Superintend. Wolgastischen Gebiethes / so weit als auff das Land zu Rügen / bey dem Superintendent. oder Bischof zu Roschilde in Dennemarck / stehe. Zun Zeiten Käys. Friderichs deß I. umbs Jahr 1164. kam der König von Dennemarck / nebenst Fürst Tetzlaffen von Rügen / zu Wasser / die Peene hinauff / für Wolgast an / auß welcher Stadt aber / weil Sie wider eine solche Macht nit zuerhalten / die Burger mit Weib / Kind / Haab / vnd Gütern / in die nähist gelegne Wälder geflohen waren. Drumb ist solche Stadt alsobald übergangen / vnd den Rugianern wieder eingethan worden; Die aber die Pommerische Fürsten wieder bekamen / vnd folgends die Dähnen und Rugianer vergebens belagerten / so geschehen / ehe noch die beede Vor-Pommerische Fürsten / Casimirus, und Bogislaus, von gedachtem Käyser Friderico I. Anno 1181. zu Hertzogen deß Reichs gemacht worden seynd. An. 1183. kommen König Canutus auß Dennemarck / und Fürst Iaromar. auß Rügen / und belagern Wolgast hart / aber vergebens. Anno 1512. ist diese Stadt gantz außgebronnen / und da sie zuvor sehr wol gebauet gewesen / hat sie

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: WestOee
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_390.png&oldid=- (Version vom 27.4.2023)