frequentiam Fluminum, Sinuum, Portuum, etc. Sihe ein mehrers von Preussen / in dem Teutschen Reißbuch / cap. 24. fol. 515. seqq. und in desselben continuation fol. 313. seqq. und daselbst auch / daß dieses Land / vor alten Zeiten / den Außländeren allbereit bekant / und von den Teutschen bewohnt gewesen. Johannes Micraelius, im 1. Buch vom alten Teutschen Pommerlande / p. 3. seqq. schreibet hievon also: Weil die Natur unsere nähiste Nachbauren / am Preussischen Strande / auch zum Theil uns Pommern / mit einem herrlichen wunderlichen Segen deß Bern- oder Agtsteins / begabet / den die Griechen / und Lateiner / wie auch die Morgenländer / dem Golde / wo nicht vorgezogen / doch gleich / oder ja in sehr hohem Preise gehalten; als hat diese Landschafft nit können lange verschwiegen bleiben. Dann die es gefunden / haben Ihn alsfort verführet / und Gelt darauß gemacht. Grosse Herren und Naturkündiger / so ihn gesehen / haben / Zweifels ohne / sich über die wunderbahre Schönheit / und vielfaltige Krafft deß Bernsteins / verwundert / und embsig nachgeforschet / an welchem Orthe solch ein Geschöpffe gefunden würde / was für eine Gegend es wäre / was für Leuthe darinnen wohneten / und was für ein Leben dieselbe führeten. Also fragen wir heutiges Tages fleissig nach / wo die Perlen gefischet / die Demanten gegraben / der Zucker gesamlet wird / an welchem Orthe der Pfeffer wachse / wo der Bezoar / Ambra / oder andere köstliche Sachen / herkommen / etc. Herodotus, der vor zwey tausent / und mehr Jahren / gelebt / bezeuget in seinem 3. Buche welches er Thaliam nennet / daß in dem eussersten Europa / nach gemeiner Aussage / ein Fluß in das Nordländische Meer fliesse / den die Barbaren / oder Ungriechen / Eridanum nennen / auß welchem der Bernstein herkomme / etc. Nun fleusset in Pomerellien / so ein gut Theil deß alten Pommerlandes ist / die Raddaun / oder Raddun / darauß die Griechen Eridanum gemacht / bey Dantzig in die Weissel; und von dannen wird der Bernstein / so hin und her / und insonderheit in Sudowen / bey Fischhausen / und Lochstete / im Fürstenthum Samland gesamlet / und nach Dantzig gebracht wird / in die gantze Welt verführet. Es kan wol seyn / daß nicht allein die Raddun / sondern auch die Weissel / vorzeiten Eridanus, ist genant worden / etc. Dann der Eridanus, in dessen Gegend man den Bernstein findet / ist weder in Griechenland / im Atheniensischen / noch im Welschland / bey dem Fluß Pado, oder Po, wie theils Poeten schwätzen / sondern an dem Orth / da der Bernstein auffgefangen wird. Und die Insulen / die von den Griechen sind Electrides geheissen / werden ja nirgends beym Pado in Welschland / oder im Atheniensischen Meere gefunden / sondern sind eben die Näring / und der grosse Werder / wie auch die Insel / oder halbe Insel / auffm Samland / welche die Alten Glessarias geheissen / weil alda der Bernstein / den man / vorzeiten / Glaß / oder / wie es Plinius außspricht / Glessum nennete / auß der See gefischet wird. Pytheas, der 250. Jahr nach Herodoto / und also für 18. hundert Jahr gelebet / hat schon mehr Nachrichtung von den Pommern / und Preussen / gehabt / und sagt / wie Plinius zeuget / daß in Teutschland / an dem Orthe / da man den Bernstein findet / Gestade seye / welches Mentonomon heisse / und sich auff sechs tausend Feldweges erstrecke. Sechshundert solte der gute Pytheas gesagt haben / dann so weit erstrecket sich ungefehr das Frische Haff / drauff man von Dantzig naher Königsperg reiset / und ist etwan von dem flecken Medenau / der im Samland ligt / vorzeiten genennet worden / welches Wort die Unteutschen in Mentonomon verkehrt. Doch ists wol zumercken / daß gemelter Pytheas die Leuthe / in welcher Lande der Bernstein am Gestade gesamlet wird / Guttones heisset / und saget / daß dieselben ihre kostbahre Waare / die sie sonst / an statt deß Feuers gebraucht / den Teutonis verkauffet haben. Darauß klärlich zusehen / daß schon viel hundert Jahr vor Christi Geburt / diese Länder von Teutschen bewohnet seyn. Denn die Guttones / wie Plinius selbst bekennet / sind Teutsch Volck / und die Teutones, mit denen sie umb ihre Waare gehandelt / sind eben die Teutschen gewesen / die nähist am Baltischen Meere gewohnet; wie Pomponius Mela bezeuget. Biß hieher Micraelius. Joachimus Cureus, im 1. Theil seiner Schlesischen Chronick / sagt / am 43. Blat / also: Es wohneten vorzeiten Völcker in Preussen / und seyn deren noch vorhanden / welche eine Sprach der Henetischen / oder Sclavonischen gar ungleich führten /
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_410.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)