Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 480.png

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Chronico, schreibet / daß sie / mit Culm / Anno 1232. gegründet worden seye. Offtangezogener Hennenberger meldet / daß Anno 1231. ein grosse Eiche / auff einem Berge / mit Erckern bebollwerckt / und nur ein enger Weg darzu gelassen worden / (dann man sonst nirgends darzu kommen konte /) und heissens Thoran / daß sie die Preussen darmit wolten reitzen / sich daran zumachen. Etliche wollen / sagt er / es solle den Namen vom Thurn haben / so zum ersten in S. Johans-Kirchen gebauet. Aufs ander Jahr / nemblich 1232. legten sie eine Stadt dabey an / und eine Kirche in Gottes und S. Johannis Ehre / stunde aber nur 3. Jahr lang / denn / umb viel befliessens / baueten sie solche eine Meil weiter hinauff / auff einen Berg / Anno 1235. da nun Thorn noch ligt / an der Weissel / und ward Alt-Thorn abgebrochen. Anno 1263. ist ein Closter zu S. Niclaus genandt / Prediger-Ordens / in der Neuen Stadt / auff das Wasser Muckra gebauet worden; Item / ein Closter der Observanten graue Mönche in der alten Stadt / alda zu unser lieben Frauen genandt. Es ward hernach auch ein Nonnen-Closter S. Bernhardi Ordens gestifftet. Auß dem gedachten grauen-Closter machte ein Mönch alhie die erste Orgel / die hatte 12. Pfeiffen / man trat die Bälge / wie die Grobschmide pflegen. Und dieses sagt Hennenberger. Herr Augustin Freyherr von Mörsperg / Ritter Johanniter-Ordens / beschreibet / in seinen hinterlassenen Reisen / diese Stadt also: Thorn ist in 2. Theil getheilet / die alte / und neue / sind beede mit Ringmauren umbgeben / die alte ist schöner und besser erbaut / mit hohen Häusern / und starcken hohen Ringmauren. Auff 20. Schritt stehet alzeit ein hoher viereckichter Thurn / alles von Ziegelstein / darumb auch die Stadt Thurn heisset; ist auch eine Hauptstadt in Preussen / und reiche Handelsstadt / gräntzt an Polen / und hat ein schöne Brück über die Weixel. Alhier fahet sich der Brauch an / daß man mit dem Zinngeschirr pranget / und solches unten im Hause / an den Wänden herumb / ordenlich anhänget: Solch Gepräng ist in gantz Preussen. Und alhie fahet man an wieder gut Hoch-Teutsch zu reden / ist auch bessere Tractation, und viel ein herrlicher Land / als Polen. Biß hieher wolgedachter Herr. Joh. Angel. à Werdenhag. part. 3. de Rebusp. Hanseat. cap. 24. fol. 345. seq. in Beschreibung dieser Hansee-Stadt / sagt / daß sie Anno 1235. zu einer Handels-Stadt gemacht worden seye. Chytraeus schreibet lib. 29. et 30. Saxon. daß der König in Polen Anno 1593. zu Torn / die Hauptkirchen den Papisten zugesprochen / so dieselbe auch Anno 1596. eingenommen hetten. Nicol. Helduaderus sagt / in seiner Sylva Chronol. daß Anno 96. man in Preussen (deß Königl. Theils) viel Evangelische Pastores, auff den Dörffern / von ihren Pfarrdiensten vertrieben / und die Papisten in der Stadt Thoren / am Tag Johannis Baptistae die oberste Kirch eingenommen; welches auch in den beeden Städten Meve / und Stargard geschehen seye. So haben die Jesuiter auch in dieser Stadt / so deß berühmten Mathematici, Copernici Vatterland / eine Schul. In tomo 5. Theatri Europ. fol. 690. b. stehet / daß Anno 1645. der Culmische Bischoff / den Jesuitern alhie / durch die Stadtdiener / die Kirchen / biß auff einen kleinen Altar / an einem Pfeiler / so er ihnen noch vergönt / verbieten lassen; auß Ursach / dieweil sie vorhin sich solcher Kirchen / ohn einiges Recht / inpatronirt / und dieselbe einem anderen Münch-Orden abgenommen hätten. Die der Augspurgischen Confession zugethane / haben auch ihr Religions-Exercitium, und ein vornehme Schul / oder Gymnasium, alda; und in selbigem ein ansehenliche Bibliotheck / die D. Frölich part. 1. Viatorii lib. 3. pag. 248. et 416. beschreibet / und am 251. Blat saget / daß der Rector dieses Gymnasii auch zugleich der oberste Kirchendiener / oder Evangelisch Prediger alhie / seye. Die Rahthäuser in beeden Städten / der Alten / und Neuen (darzwischen Mauren / und Gräben /) seynd / neben andern offentlichen gemeinen und Privat-Gebäuen / auch sonderlich zu sehen. Sonsten werden die Steckrüben diß Orths / wie ingleichem die Leckkuchen / und Bratwürste / so da gemacht werden / vornehmlich gerühmet. An. 1419. nach der Tannenbergischen Schlacht / belagerte / und stürmete der König in Polen das Schloß zu Thorn 8. Wochen lang / kont es aber nicht gewinnen. Anno 1439. ist Thorn abermals vom König in Polen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_480.png&oldid=- (Version vom 7.1.2019)