Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 498.png

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Darre an die Scheuer gebauet / welche Sie eine Rige heissen / (und davon auch die Stadt Riga genant worden seyn solle) / darinn ist ein grosser steinern Ofen / wie ein Backofen gebauet / denselben heitzen sie wol auß / daß Erglüet / und darnach sich selbst ein par Tage Hitze gibet. Ehe Sie nun Dreschen / hängen Sie dieselbe Rige voll Gedreytigs / auff langen stangen / wie die Buchbinder ihr Papir planiren / lassen es dörren / schlagen / darnach mit einen kleinen dinnen Stecken darauff / so springen die Körner bald / und gar rein herauß. Und solche ihre Gedreytig seind nichts destoweniger bequem / und tüchtig / zum Samen / und zum Maltze. Und weil Sie sich auch destobesser halten / so wird derwegen ihr Korn in Hispanien / und biß in Indien geschiffet. Ihr Bier brauen Sie auff diese Art: Sie nehmen grosse harte Feldsteine / lassen dieselben glüend werden / werffen Sie darnach in das Maltz / Hopffen / und Wasser / lassen es also über den Steinen auffsiden / folgen mit heissen Steinen nach / biß Sie meinen / daß es genug sey: und bekompt solches Bier einen herrlichen guten Geschmack / und wird starck davon / bekompt / und schmeckt auch den Außländern wol. Biß hieher D. Müller / von seiner Zeit. Was die Welt- und Erdbeschreiber / in ihren Büchern / von Liffland setzen / mag man selbst bey Ihnen auffschlagen / und ohne Maßgebung / neben andern / auch darzu nehmen Iohan. Angel. à Werdenhagen, part. 3. Rebuspubl. Hans. cap. 24. David Frölich part. 1. Viatorii lib. 3. p. 84. sonderlich aber part. 2. lib. 1. p. 329. seq. und das Itinerarium Germaniae cap. 24. fol. 518. seqq. und desselben Continuatior. fol. 226. und 317. seq.

Nach kurtzer dieser General-Beschreibung / und Eingang / auch Erzehlung underschidlicher Meinungen / folgen nun die fürnehmste / bekantiste / und schrifftlich auffgezeichnete Orth in diesem Lifflande; als:


Amboten /

Ein Hauß / oder Schloß / im Stifft Churland / welches / wie auch das neue Hauß / in besagtem Stifft / Anno 1583. nach dem Tod Hertzogs Magni von Holstein / als Besitzers dieses Bistums / die Polen eingenommen haben; wie davon auch oben im Eingang Anregung geschehen / daßuvermög deß Anno 1584. gemachten Vertrags / ihrem Künig solches damaln gebliben ist.


Ascherade / Ascerade / Ascherod / Ascerode /

So Paulus Oderborn / im Leben Iohannis Basilidis, Großfürstens in der Moscau / eine Liffländische Stadt / so die Moschkowiter An. 1577. einbekommen hetten / nennet. Andere heissens ein Hauß / so / sampt Linward / Purckel / und Salis / die Polen Anno 1581. erlangt. In dem Atlante Iansonii stehet also: Lenvarden ein Schloß / ligt 4. Meil von Kerckholm / von dannen 4. Meilen biß nach Ascerode / oder Aschered / da die Moschkowiter allezeit vergeblich angesetzt. Nitaw / Sesvegen / Georgenburck / Lewborg / Rossiten / Lujen / Luden / Nevenhul / seynd bemauerte Schlösser / ohne Städte. Dunenborg / ein überauß festes Schloß / zwischen den zween Flüssen Dubenau / und Indrica / an der Duna. Segevalt ist ein Schloß vnd Stadt / darzu Lewburg / Nitau / Georgenburg / und Choen / gehören. Aries ist ein Schloß. Wolmer ein Schloß und Stadt / und Hermes ein Schloß 4. Meilen von Pernau / und Felin. Das Schloß Marienburg haben die Moscowiter in Besitz. Biß daher der Atlas. Es muß aber dieses Ascerode / oder Ascherade / an der Duna gelegen / alt seyn / weilen dieses Orts albereit in der Histori deß dritten Bischoffs zu Riga / Alberti gedacht wird.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_498.png&oldid=- (Version vom 17.5.2023)