Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 506.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stadt / und Residentz Mitau / mit Gewalt bemächtiget / und solchen Orth mehrers befestigt. Es ist hernach ein Vergleich gemacht / und vermög deß Anno 1629. zwischen Polen / und Schweden / getroffenen Stillstands[1] / auß Willen deß Königs in Polen / diese Stadt / und Schloß Mitau / dem Hertzogen zu Churland / von Schweden restituirt worden: Wie dann der jetzige Hertzog Iacobus in Lifland / zu Churland und Semigallen / deß vorgedachten Hertzogs Wilhelmi Sohn / mit seiner Gemahlin / deß der Zeit regierenden Herrn Churfürstens von Brandenburg Fr. Schwester / Fr. Loyisa Charlotta, allhie Hoff hält. In dem Tomo 5. Theatri Europaei fol. 1065. b. stehet / es hätte der Fürst in Churland Anno 1646. Pottschaffts-Weise / einen Edelmann nach Moscau senden wollen; aber der Polnische Waywoda zu Tleßlau hab ihn nicht durchpassiren lassen / mit Einwendung / der Fürst in Churland wäre der Cron Polen Vasall, köndte also / ohne deß Königs Willen / von Moscau keine Churländische Pottschafft angenommen werden / sondern / was Er fürzubringen hätte / solte Er / durch Ihre Majestät / den König in Polen / verrichten lassen. Worauff der Edelmann wieder nach Churland zurück passirt / und dennoch / durch Smolensko / nach Moscau / seinen Weg genommen habe.


Narva / Nerva /

Ein berühmte Lifländische Stadt / und Schloß / so zwar nicht groß / aber sehr fest ist / und einen stattlichen Lachsfang hat. Sie ligt 40. Meil Wegs von der Moscowitischen Stadt Plescow / die man / wann der Wind gut / in 2. Tagen / wann man stracks über den See Peigis / oder Beibas / Beyfuß / oder Beibum, und nicht auff Derpt zu / reiset / erreichen kan. Hat den Nahmen von dem Wasser Narve / oder Nerve / so auß dem besagten See herkommet / und sich in den Finnländischen Meerbuesen. 2. Meilen unterhalb der Stadt ergiesset. Und fähret man auff solchem Fluß Narve / so man ins gemein die Närvisch Bäch nennet / biß auff ein halbe Stund von der Narve / da in einem Flecken die Güter müssen abgeladen / und zu Lande in die Stadt geführet werden / weilen besagtes Wasser über einen sehr hohen Felsen herunter fällt. Herr Adamus Olearius schreibet in seiner Orientalischen Reise hievon im Jahr 1636. am 91. Blat / also: Narva ligt 60. Grad vom Aequatore, an einem schnelllauffenden Strom / Narve genannt / so fast so breit / alß die Elbe in Teutschland: führet braun Wasser / hat eine halbe Meile über der Stadt einen sehr hohen Fall / da das Wasser von einem Felsichten Bruche / grausamen Geräusche herunter stürtzet / und bald hinder der Stadt sich in die Finnische See ergeust. Die Stadt ist zwar nicht groß / aber gleichwol / weil sie eine Gräntz-Vestung / mit starcken steinern Wällen / und guter Besatzung / allezeit wol versehen. Sie soll vom König zu Dennemarck Woldemaro II. Anno 1223. erbauet seyn. Am Wasser liget ein Schloß / auff welchem ein (Schwedischer) Gubernator residiret / damals Herr Erich Guyllenstierna / General über Ingermanland. Auf jenseit deß Stroms ligt das feste / mit dreyfachen Mauren umbgebene Schloß Ivanogorod, so von den Moscowiter erbauet / ist von dem König in Schweden Gustavo mit dem Schwerd gewonnen / und neben Ingermanland der Crone Schweden unterwürffig gemacht / hat ietzo einen Schwedischen Stadthalter / damals Claus Gallen. Hinter diesem Schlos Ivangorod liget ein Hakelwerck (oder Flecken /) die Russische Narva genannt / wird von Russen bewohnet. Ihnen ist vom König Gustavo das Exercitium Religionis frey gelassen worden. Die in Teutscher Narva haben ihren Superintendenten über Ingermannia, und Allentaccia, und Königliches Consistorium. Biß hieher dieser. Daraus zu colligiren, daß diese von vielen Teutschen bewohnte Stadt / und die in ihrem Wappen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sillstands
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_506.png&oldid=- (Version vom 16.5.2023)