Seite:De Merian Frankoniae 097.jpg

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währen / und beständig seyn werde / als die Stadt Venedig / schätze / wie Herr D. Scipio Gentilis, Weyland vornehmer Professor Juris zu Altorff / in laud. funeb. Hieron. Baumgartn. Anno 1603. gedruckt / bezeugen.

Berührte Venedische Respub. hat bereit vor vielen Jahren gute Correspondentz mit der Stadt Nürnberg gepflogen / und selbige vor andern aestimirt, wie auß dem Schreiben Ducis et Senatus Venetorum, ad Rempub. Norimbergensem Anno 1509. (so Cardinalis Tuschus seinem Tractat. de Jure Statuum in Imperio Romano, parte tertia, Membro 25. in fine, pag. 28. et seq. beygedruckt) zu sehen / in welchem neben andern diese Wort zu finden: Cum vestro Caesare (Maximiliano) Pacem perpetuam nobis esse cupimus, cujus si possumus, esse volumus cultores observandissimi. Verùm obstant obtrectatores, quibus vos obviam ire par est, dum nostra simul et vestra res agitur, quando mutua nostra commercia vicissim semper usui sunt. Nostra potissimum in vobis spes est, et in Deo Opt. Max. vos igitur auctore DEO, in vobis, qui semper antiquâ benevolentiâ nobis conjuncti fuistis, nostram, quaeso, causam agite apud Caesarem, ut vestrâ operâ illo conciliato, nobiscum vos rebus nostris omnibus uti possitis, atque conservata dignitas et Civitas nostra, non magis nobis, quàm vobis semper usui sit.

Ferner seynd in Nürnberg viel schöne und vornehme Sachen zu sehen / und zwar von Kirchen; 1. S. Sebalds / als die älteste in dieser Stadt / so anfangs zu S. Peter geheissen / und erbauet worden /nachdem diese Stadt den Christlichen Glauben angenommen / umb das Jahr Christi 740. die den Namen bekommen / als S. Sebald / vornehmen und Königlichen Stammens auß Dennemarck / dahin kommen und gepredigt hat / der auch allda begraben ligt: Andere aber wollen / S. Sebald sey anfangs nur ein Bauer gewesen / der den Wald gesäet / oder die Leuth säen lernen / und dabey ein heilig Leben geführt / etc. Die Glocken in obgedachter S. Sebalds Kirchen / (welche sieben Eingäng hat) wiegt 156. Centner / ist Anno1392. gegossen worden. Deß besagten S. Sebalds Grab ist künstlich erbauet / darzu 157. Centner und 29. Pfund Messing kommen seyn sollen.

Die andere Pfarr- und Haupt-Kirchen ist zu S. Laurentzen erbauet / als man die Stadt nach ihrer Zerstörung erweitert hat / und über das Wasser gefahren ist: Hiesse vorzeiten zum Heil. Grab: In dem Chor dieser Kirchen / ist ein künstlich und zierlich Werck von zartem Stein Anno 1496. gemacht: der Werckmeister / Adam Krafft genant / hat sich sampt zweyen Gesellen dabey Conterfaitet / wie sie darunter von Stein kniend noch heutiges Tags zu sehen. Anno 1500. ward der Thurn an solcher Kirchen vergüldet / wie in einer geschriebenen Chronic stehet. Es pflegen in diesen beyden Kirchen / wie auch in andern / die Herren Patricii oder Adeliche Geschlechter insonderheit ihre Wappen auffzuhencken. Es werden auch da Täfelein gewiesen / so an statt der Grabschrifften seynd / in welche ein jedes Geschlecht seine Verstorbene ordentlich einschreibet / also daß theils Tafeln gefunden werden / die schon vor 500. Jahren seynd angefangen und continuirt worden; Gedachte Kirchen haben grosse Höhe / und weite Fenster / schöne Säulen / Schwiebögen / Glocken / Orgeln / und dergleichen. Ferner ist die Kirch Beatae Virginis Mariae Deiparae, vulgò unser Frauen Kirch genant / Anno 1355. gebauet / an dem schönen grossen Platz auff dem Marckt / da zuvorn der Juden Synagog gestanden / gegen dem Herrn-Marckt über / auff welchem Herren-Marckt die Kauffleuth täglich zusammen kommen.

Item die Kirch zu S. Egidi / zum Heil. Geist / im Neuen Spital / zu S. Jacob / und andere: In welchen Kirchen unterschiedlich alle Tag / das ganze Jahr durch / theils zu frühe / theils zu Mittag / theils zu Vesperzeit / offentlich gepredigt / und Wochentlich 30. Predigten / dreymal Betstunden / und die Sontäg in sieben Kirchen Kinder-Lehr / durch Gottes Gnad / gehalten wird / ausser denen in den Vorstädten / und auff dem Land. In gedachten Kirchen seynd viel Fürstliche / Gräffliche / Adeliche und andere Monumenta und Epitaphia zu sehen / davon ein grosser Theil Anno 1622. gedruckt worden.

An einer Kirchen / das Prediger-Closter genant / ist eines Edlen Hochweisen Raths herrliche Bibliothec, mit vielen vortrefflichen alten und neuen geschriebenen und gedruckten Büchern geziert / wie auch mit sehr grossen und schönen Erdt- und Himmels-Kugeln oder Globis, und andern Sachen / welche Bibliothec noch stets vermehret wird / und für ein sonderbar Kleynod dieser Stadt zuhalten ist. Wolermeldte Stadt Nürnberg hat jederzeit gelehrte Leuth und gute Künsten in Ehren gehalten /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)