Seite:De Merian Frankoniae 105.jpg

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rei actae, ut hoc modo constare legentib. possit, an major pars electionem approbaverit. Eundem in finem Rex Romanorum Aquisgranum applicans, coronae suscipiendae causâ, antequam ad alia procedat, decretum electionis Magistratui, ostendere solet. Weil in denen obstehenden Worten der Käyserlichen Ornamenten gedacht wird / kan ich nicht umbgehen / auß deß Josephi Rosazers durch einen zu Nürnberg vermehrten Weltblick / oder kleine Cosmographia, erst dieses 1655. Jahrs / zu Augspurg in 4. gedruckt / zu vermelden / daß daselbst pag. 9. seq. folgendes eingebracht worden: Zu Nürnberg ist viel schönes dings von uhralten Antiquitäten / von Bildern / und herrlichen Gemählden / zu sehen: Vor allen andern ist deß ersten Teutschen Römischen Käysers / Caroli deß Grossen / Zierath / Kleidung / Crone / Scepter / Schwerdt / und dergleichen / wie Er dasselbe selbsten an seinem Leibe getragen / und gebraucht / als eine Hinterlage deß gantzen Reichs; deßgleichen darbey vielerley Reliquien, und Heiligthumer / unter andern auch 4. Nägel von dem Creutz unsers Herrn Christi / der Speer / und viel anders mehr / in dem Chor / in der Kirchen zum H. Geist hangenden Truhen verwahrlich zu befinden. Von allen diesen Dingen in dieser Stadt / als welche nur herrlich / und lobens werth / und also immer denckwürdig seyn; als das Regalische neue Rathhauß / welches manchem Königes-Schlosse gar wol zu vergleichen / und dannoch nur halb dieser Zeit außgebauet ist / und die überschönen unzahlbarn Abbildungen / Tapezereyen / und künstliche Figurwerck / unter denen deß künstlichen / und Nürnbergischen sinnreichen Mahlers Albrecht Dürern / nicht das geringste anzuschauen ist; nemlich auff einem Stück die Menschliche Form / Grösse / und Gestalt / unserer Eltern / Adams und Evae / welches bey 1200. Reichsthaler gekostet / biß es daher an dieses Orth bracht worden; darüber ein verständiger Anschauer schier verstürtzt da stehet / und fast nicht weiß / ob er stehen bleiben / oder hinweg gehen soll. Darnach das Käyserliche Schloß auffm Neronis-Berge der Stadt ligende / in welchem zu gleicher weise / die Abbildungen der Römischen Käyser / so daselbsten Hoff gehalten / auff dem grossen Saal / und andern Gemächern / vielerley fürtreffliche Sachen zu beschauen / darauff man / auß allen Fenstern nicht allein die Stadt / mit allen Häusern / und Angehör / im Gesichte haben kan; sondern auch deß gantzen Herizontens / und Landes Refier / umb die Stadt herumb / einen überauß-schönen Prospect einzunehmen / deßgleichen im gantzen Reich schwerlich anzutreffen seyn wird. Ferner / die uberauß herrliche / gar zierlich / und ordentlich zugerichtete Bibliotheca, darinnen etlich tausend überschöne / alte / und neue Authores, auch an wunderbarlichen Rariteten, Contrafecten, der Uralten / und anderer fürtreflichen Leuten / ein Uberfluß zu befinden / dergleichen im Teutschen Reich nicht zu zeigen seyn wird / etc. das grosse / und wolaußgerüstete Zeughauß / der Bauhoff die Peundt genannt / sampt dem vor den Bau-Herren darinn grossem / und stattlichen erbauten Wohnhauß / darinnen zu sehen: Fürstliche / Adeliche / und Burgerliche Paläste / und grosse mit quaderstücken erbauete Häuser / Adeliche Sitze / und Meyerhöfe / umb die Stadt herumb ligende / als ob es nur zusammen ein grosse Stadt / und mit dem allerseits herumbgehenden Wald umbzäunet / und verwahret wäre etc. Biß daher dieses Scribenten eigene Wort. Zwar / diese vortreffliche Stadt / allbereit vom Käyser Friderico II. clarissima Imperii Romani Germanici Civitas An. 1212. vom Bapst Urbano VI. Castrum mulrum solenne Imperiale, Anno 1385. und vom Laonico Chalcondila, einem Griechischen Scribenten / lib. 2. rerum Turcicarum, felicissima Imperii Romano Germanici Civitas, beym Herren D. Wurffbain / in seiner Reichs-Tafel / ist genant worden: der auch in seiner 3. Relation gar viel von dieser Stadt / p. 57. seq. eingebracht hat: Der sonsten / in einer Epistel / sagt / daß seines wissens / der Stadt Nürnberg an dem allerersten im Jahr Christi 916. in 20. gedacht werde / wie etlicher Meynung nach / Herr Cunradus I. Römischer Käyser / das Teutschland in sonderbare Reichs-Vogteyen vertheilet haben solle. Siehe oben Furt. Was die an diesem Blat / oder oben gedachte Bibliotheck anbelanget / von der Herr Saubertus S. geschrieben / und die im Prediger-Closter verwahret wird / haben deß Jahrs 1645. Ihre Hoch-Fürstliche Durchl. Herr Ertz-Hertzog Leopold Wilhelm von Oesterreich / etc. dieselbe selbsten zu besichtigen gewürdet. Ist wol ein herrlicher Schatz dieser Stadt. Von S. Sebalden / nach dem allhie eine vornehme Kirche den Namen hat / und den theils auß Dännemarck andere aber auß Engeland herführen / schreibet Mathhaeus Raderus, vol. 2. Bavariae sanctae in seinem Leben also: Sebaldus Peregrinus

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)