Seite:De Merian Frankoniae 131.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vereinigung / dergestalt auffgerichtet haben / daß forthin die von Schwartzenberg den Namen der Herren von Seinsheim / neben dem ihren / führen / die Lehen ausser beyder Geschlecht nicht veräussern / und daß ein Geschlecht / dem andern / auff den erfolgten Abgang deß einen / succediren solle.


Schweinfurt.

Deß H. Reichs Stadt Schweinfurt am Mayn / ist nach Munsteri Zeugnuß fast mitten im Franckenland und wegen Weinwachs / guten Ackerbaues / Wiesen / Waldungen und Gehöltz / an einem fruchtbaren Boden gelegen. Hat den Namen von der Schwaben Durchzug / und heisset so viel als Schwabenfurt / Trajectus Suevorum, denn Cornelius Tacitus bezeuget / wie zu Zeiten Käysers Tiberii, die Schwaben auß Sachsen und von der Elb in Rhaetiam, das ist / ins Rieß gezogen. Dannenhero zugleich das Alter dieser Stadt vermercket werden mag: Sintemal wo sie so alt ist / als jetzt bedeuter ihr Name / und nemblich / wie wol gläublich / sie zu bauen schon angefangen worden ist / als an dem Ort der Furth von den Schwaben genommen / so ergibt sichs / daß diese Stadt über die 1600. Jahr alt seyn müsse. Wiewol Anrdeas Goltmeyer beweisen wil / daß sie noch umb 257. Jahr älter / und nemblich 217. Jahr vor Christi Geburt von denen durch die Schweden auß Pommern in das Stifft Münster und fürters an Mayn getriebene Schwaben zuerbauen angefangen worden seye.

Daß aber diese Stadt heutiges Tages nicht mehr an dem Ort stehe / dahin sie jetzt berührter massen erstmals / nemlich von Kiliansberg am Mayn-strohm besser hinauffwerts zum Bach unter dem Petersberg / die Peter Stirn genannt / erbauet gewesen: Sondern einen Büchsenschuß davon dem Mäyn herab auff einer andern und neuen Hoffstatt stehe / ist gewiß / wie auch dieses kundbar / daß man den vorigen zum theil gepflasterten Ort noch heutiges Tages die alte Stadt heisse / wiewol ausser unterschiedlicher allda noch befindlicher Vestigien sonsten keine Häuser oder andere Gebäu mehr daselbst vorhanden / sondern alles voll Weinberg gepflantzet ist.

Beydes die Zeit und Ursach dieser Veränderungen mag man von dem alten Hennebergischen Chronisten und Cantzlern M. Sebastian Glassern vernehmen. Der Stadt Schweinfurth (schreibet derselbe) gieng es im Jahr 1253. (andere und fast die mehrere setzen / 1254.) elend gar genug / darumb sie auch nach selbiger Zeit Schweinfurth im Elend genennet worden / denn sie durch Krieg zwischen Henneberg und Würtzburg erobert und zu Grund verderbet wurde. Zu und nach Käysers Caroli Magni Zeiten / da Teutschland mehrers angefangen gebauet und bewohnt zu werden / und solchem nach Fürstenthumb / Land / Leuthe und Städte von Römischen Käysern / den Fürsten und Herren zu Lehen oder sonsten gegeben worden / ist sie den Grafen von Henneberg gewesen / biß auff Graf Henrich den fünfften diß Namens / nach welches und seiner Frau Mutter Heilae Absterben Anno 1017. (derer zum Leibgeding von ihrem Gemahl Graff Bertholden die Stadt vorhero gemachet worden / ) hat sie Käyser Heinrich II. einem Herrn / Namens Otten / den man darnach gleichfals Marggrafen von Schweinfurth genannt / darumb übergeben / weil wider ihn letzlich Graf Henrich Krieg geführet / auß Fürgeben / daß seine treue Dienste nicht wären erkannt worden. Käys. Hinrich der III. hat hernach bemeldten Marggrafen Otto von Schweinfurth / auch zum Hertzogen zu Schwaben gemacht / bey dessen Erben die Stadt geblieben biß auffs Jahr 1112. allda / nach Absterben Eberhart / deß 20. Bischoffs zu Aychstatt / der noch ein Marggraf zu Schweinfurth gewesen / sie dem Reich heim gefallen / und wurde gleichwol dem succedirenden Bischoff darfür Grettingen in der Obern-Pfaltz eingethan und zugeeignet / von welcher Zeit hero biß auf heutigen Tag Schweinfurth niemand als unmittelbar dem Reich allein zugethan verblieben / auch sonsten neben der Reichs-Immedietät mit andern ansehnlichen Immunitäten / Regalien und Freyheiten begabet und wol versehen ist / dann ob sie woln / als auß warhaftem Bericht D. Synapii Munsterus vermeldet / eine lange und grosse Beschwerung von Käysern und Königen umb das Jahr Christi 1305. und nachgehends in deme gehabt / daß sie hoch versetzet worden / und Pfandweiß in frembder Hand eben lang geschwebet / ist sie doch allweg bey dem Reich blieben / und durch ihre treue selbst Wiederlösung Anno 1386. nicht allein auß den Versatzungen wieder loß kommen / sondern hat daher zu andern / so alten als neuen vielen Freyheiten / wie obgemeldt / auch dieses sonderbare Käyserliche und Königliche Privilegium erlanget / daß die Stadt von dem Heil. Reich in Ewigkeit nicht mehr

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)