Seite:De Merian Frankoniae 150.jpg

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Satisfaction-Gelder / seyn dieser Stadt / für 133½. Monat / zugerechnet worden 22428. Gülden; welches just die oberwehnte 168. fl. für einen Monat / bringet. Zu Unterhaltung deß Käyserlichen Cammergerichts gibt diese Stadt Jährlich ordinariè 80. fl. nach der Erhöhung aber / wie ich finde 133. fl. 21. kr. 5. heller / den Thaler zu 69. kr. gerechnet. An. 1634. nach der Nördlinger Schlacht / hielte sie der Obriste Freyberger ein zeitlang blocquirt; die er doch wieder verlassen. Aber hernach / den 20. Octobr. bemächtigte sich der Freyherr von Suis derselben / als / wegen der Granaten / der Rath den Commendanten zu accordiren / wie zwar Kemnitz berichtet / gezwungen haben solle. An. 1648. den 3. 13. Martii / übergaben die Chur-Bayrischen dise Stadt / den Schwedischen / so sie angegriffen hatten / auf Gnad und Ungnad: deßwegen dann / zu Güntzburg / dem gewesten Commendanten der Kopff abgeschlagen worden; wie in Tomo 6. Theatri Europ. stehet.


Wonsidel.

Diß ist ein Marggräffisch Brandenburgische nach Culmbach / oder Bayreut gehörige Stadt / weyland Doctoris Matthiae Anomaei, gewesen Rectoris der Adelichen Landschafft Schul zu Lintz / sel. Vaterland. Gasper Bruschius nennts Wunsidel und schreibet / vom Vichtelberg / von diesem Ort pag. 49. seqq. also: Wunsidel ist ein Städtlein an der Reßlau / einem fast Fischreichen Fluß 3. Meil vom Vichtelberg / 3. Meil von Eger / und 3. vom Hoff gelegen. Man nennet es die Stadt mit den Marbelsteinen Mauren / und Thürnen; darumb daß die Stein / so allda gebrochen werden / dem Marbel nicht fast unähnlich seyn / so sie gepoliert werden. Das Schloß zu Wunsidel (ehe das Städtlein zu bauen angefangen worden) stunde den Edelleuten von Bockspurg / oder / wie etliche wollen / von Vogtsberg / zu. Dieweil aber diß nicht gute Haußhalter waren / oder das Gut sonst hingieng / wie es war hergangen (denn auch diß ein Raubschloß vorzeiten gewest ist) musten das Schloß (welcher ihr einiger Sitz war) Armuth halben verkauffen. Es kauffts aber umb 70. alte Böheimische Schock Burggraff Friederich zu Nürnberg / von Eberharten / Henrichen / und Ludwigen / Gebrüdern von Bocksperg / als man zehlt / Anno Domini 1321. Die Bocksperger seyn hernach so arm worden / daß sie sich haben ihrer Reuterey / und wie man sagt / auß dem Stegreiff nehren müssen. Daher ist das Ländlein umb Wunsidel in der Beckler Art genannt worden. Das Städtlein Wunsidel ist von Zinbergwercks wegen (so sich dazumal reichlich da erzeigt / aber doch bald wiederumb fiele) von Burggraff Friederichen zu bauen angefangen worden im Jahr nach Christi Geburt 1328. Privilegia, und Freyheit / gab Käyser Ludwig der Beyer darzu. Dieses Städlein ist Anno Domini 1462. von den Hussern (die sich schier halb Teutschland dazumal unterstanden zu pochen) hefftig belägert worden / gleich an S. Georgen Tag. Aber die Burger wehreten sich unter ihrem Hauptmann Jost Schirnlinger genannt / einem stattlichen Edelmann / so mannlich und tapffer / daß die Hussern mit Schanden vor dem Städtlein (welches dennoch mit zimlichen Mauren / und Graben / bewahrt ist) musten abziehen. Eben in diesem Jahr ist das schöne Kirchlein auff S. Catharinen Berg / (dabey es grosse Stein / wie zimliche Hütten / die rund wie ein Apffel sind / darauß ein so gutes Wasser fleust / daß sich etliche Krancken / wie einer schreibt / gesund daran trincken) so gegen dem Städtlein über ligt / in S. Catharinen Ehr gebauet worden; als welche die Burger in obgedachter Belägerung umb Hülff angeruffen / und geglaubt / daß sie ihnen auch geholffen hätte. In diesem Kirchlein ist auff dem hohen Altar die Historia der H. Jungfrauen Catharinen auffs schönste und künstlichste gemahlet / dieser Tafeln hab ich mich nie genug sehen können / so schöne / liebliche / holdselige / und lebendige Bild hat sie: wird zu Wunsidel von einem Ersamen Rath bewahret. Das Städtlein hat nicht von sonderlichem Gebäu / denn ein herrlich und reich Spital / welches gestifft / und gebauet / Anno Domini 1467. von einem der Stadt Burger / Sigmund Wann genannt. Dieser hat ein Weib / Barbara genannt / war ein Venedigerin / der Alchimey hoch erfahren / kont das Silber und Gold vom Zinn scheiden; überkam damit unzehliche grosse Reichthumb. Als er das Spital gestifftet / ist er ein Burger zu Eger gewest / daher er / seytemal er kein Kind hätte / die Herren von Eger zu Schutzherren übern Spital machte / gab denen ein grosse Summa Gelds / davon geben die von Eger alle Jahr ins Spital gen Wunsidel 400. und 10. Goltgülden / zu Unterhaltung zwölff ehrlicher armer alten / und unvermöglichen Männer / und dreyer Priester. Bey gemeldtem Spital ist ein fast schönes Kirchlein / hat gemeldter Wann auch gebauet / darinn hangt noch heutiges Tags ein Täffelein / darauff beyde deß Stiffters /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)