Seite:De Merian Hassiae 017.jpg

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Alexanders / Hertzogen zu Schleßwig / vnd Holstein / Herrn Sohn / Ehelich versprochen worden.

Was nun die angrentzende Landschafften / vnd zwar die / deren Orthe Beschreibung wir in diesem Theil deß Teutschlandes einzubringen vorhabens seyn / anbelangt / so gräntzet erstlich mit Hessen das Ländlein

I. Buchen / Buchonia, oder Fagonia, welches zwischen Thüringen / Francken / der Wetteraw / vnd Hessen gelegen. Ist vor Zeiten ein lauter Buchenwald / vnd ein vnerbawtes Lande gewesen; jetzund aber ist der Wald zimblich geleutert / vnnd das Land mit Stätten / (darunder Fulda das Haupt ist) Dörffern vnnd Schlössern / wol erbawet. Hat viel gute Fischreiche Wasser / als fürnemblich die Fulda / die Huna / die Werra / vnd Olster; Viel kleine Bächlein / See / Brünne / Aecker / Wisen vnnd Gärten / vnd einen geschlachten Boden / fast zu allerley Früchten / so in Teutschland zu wachsen pflegen / außgenommen / daß es keinen Weinwachs hat. Der Inwohner Nahrung bestehet mehrertheils in dem Ackerbaw / der Viehzucht / Wollen- vnnd Leinen Tuchkauff. Ihre Spraach ist langsamb / faul / vnd mit Hoch- vnd Niederländischen Teutschen Wörtern vermischet. Christophorus Brouuerus, in seinen Antiquitatibus Fuldensibus, sagt / daß Buchen vor Alters Bocauna genannt worden seye / in dessen Mitten das Grabfeld gelegen / dessen Namens Vrsprungs Muthmassung er am 6. Blat andeutet / vnd vermeynt / es habe Buchen vor Zeiten zu Thüringen gehöret; Folgends aber haben es die Francken / alß Obsiger / zu sich gezogen / demselben einen Namen / vnd Gesetze geben / die auch folgender Zeit in diesem Ländlein gewohnet haben. Es ist auch ein anders Ländlein / so Grapfeld genannt wird / vnnd darin Eyßfeld gelegen ist; wiewol Theils es vermischen. Also nennet man Königshofen im Grapfeld: Northeim im Grapfeld / oder Grabfeld. Das Fuldisch Gebiet ist so voll Cellen / daß wohin man sich wendet / dieses Wort bey der Dörffer vnd Flecken Namen / fast zu finden ist. Es haben aber der Fuldenser Vor-Eltern eine Cell genannt / in welcher sie Getreyd / vnd andere Lebens Notturfft / zum Gebrauch beydes der Brüder / vnnd der Gäste hinderlegt hatten. Vnd wurden die jenige Münch / so solchen Zellen / oder Proviant-Behalteren / vorgesetzt waren / die Pröbste genandt. Folgends seyn / auß Zulassung deß Bischoffs / die Cellen mit Kirchen gezieret / vnd der Heiligen Reliquien in dieselbe gebracht worden. Es wird ein Theil deß Ländleins Buchen auff dem Sande genanndt / wo die Schlösser Northeim / vnd Tostorff seyn. Es ist die Abtey groß / mächtig / vnnd reich / auch wol manchem Bisthumb zu vergleichen / vnnd hat viel ansehnliche Lehen hin vnd wider zuverleyhen. Hat einen feinen Adel / darunder die von Boyneburg / vor diesem Beumelberg genannt / vnd die Görtzen / der Abtey Marschalcken / seyn.

II. Nassaw / vor Zeiten Naßgaw / Nassgavia, vnnd die Völcker / so solches Land bewohnet haben / Nassgowii, jetzt Nassavii genanndt / welches Wort ein naß vnd feuchtes Erdreich bedeutet. Dann Nassaw (von deme vnden) so dem Lande den Namen geben / ligt auff einem Hügel / welches allenthalben nasse Felder vmbgeben: Das Wörtlein Aw / oder Gaw / aber heisset bey den Teutschen eine Landschafft; Als Bataw deß Batonis Landt; Thur-gaw ein dürres Landt; Rheyngaw Rheinland; Bris-gaw / gelobtes Land: Ar-gaw / geehrtes Land; Oster-gaw / vnnd Wester-gaw / ein Ost- vnnd Westland; Heugaw / Hewland; vnd so fortan. Es hat aber diese Graffschafft Nassaw / als ein groß vnnd weitläuffiges auff beyden Seiten der Löhn gelegenes Land / etliche andere anhangende Graffschafften / als Weilburg / Idtstein / Wißbaden / Dillenberg / Beilstein / Gleiberg / Sigen / Hadamar / etc. Vnd seyn der Graffen von Nassaw Catzenelenbogen / oder Dillenberg / (darunder begriffen / Beilstein / Dillenberg / Sigen / Hadamar / vnd Dietz) Grentzen gegen Mittag die Graffschafft Wißbaden / vnd Idtstein; Vom Morgen Weilburg / vnnd Solms / sampt Hessen; Gegen Mitternacht Westphalen / vnd die Graffschafft Witgenstein; Vnnd vom Abend das Hertzogthumb Bergen / vnd die Graffschafften Wied / Westerburg / Trierische Orth / vnnd Seyn. Haben viel Vogtheyen / die vom Petro Bertio lib. 2., Comment. Rerum Germanic.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1655, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)