Seite:De Merian Hassiae 023.jpg

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Allendorff / an der Werra.

Ist ein Statt in Nider-Hessen / zugenandt in den Sohden. Soll wegen der Saltz-Sohden so viel heissen / als Hallendorff / inmassen auch andere Orth von ihren Sohden oder Sültzen / also genendt werden. Hingegen sagt man auch / daß die Statt von etlichen Dörffern / so in dieser Gegend gelegen / vnd von welcher auch noch etwas Anzeigung vnd zerfallene Gemäwer vbrig seyn / zusammen gebawet / vnnd derowegen Allein Dorff genennet worden / auß welchen hernach der Nahm Allendorff erwachsen. Diese Statt ligt in einer lustigen Gegend / mit hohen Bergen vmbschlossen. Vnd hat es da / wegen Theilung deß Stroms / drey Steinerne Brücken vber die Werra; vber welche zwo Brücken gehen auß der Statt biß zum Saltz-bronnen vnd Sohden / deren etwa bey 60. Dahero die Statt / vnd das gantze Land / in welches das Saltz häuffig verführet wird / grossen Nutzen haben / wie solches auch diese Verß andeuten:

Vrbidant magnis pons, mons, fons, commoda rebus,
Qualia vix alibi Teutona terra tenet.

Dieser Ort / so ziemblich weit vmbfangen ist / hatte 2. Kirchen / vnnd ein schönes Raththauß / war auch sonsten ziemblich starck / vnd eng beysammen gebawet / ausser / daß kein Fürstliches Schloß / sondern nur ein Ampthauß / da war; welches aber alles deß Jahrs 1637. eingeäschert worden / daß schier nichts stehen blieben. Wird aber / ohne zweiffel / nunmehr fein wider gebawet seyn. Zwischen dieser Statt / vnd den Soden / oder Saltzwerck (so wegen der vielen Gebäwen / der Söder / vnd auch anderer / eine eigene Gemeinde / vnd Stättlein / doch ohne Mawren / machet /) ist eine dreyfache schöne steinerne Brucken; dieweil sich die Werra diß Orts auch in so viel Flüsse theilet. Besagtes Saltzwerck belangende / ist solches ein sonderlich wunderbares Geschöpff / vnd grosse Gnad Gottes / daß die Quelle so starck ist / daß sie so bald etliche Mühlen treiben könte; gestalt dann / durch die Wasserkunst / der Brunne in gewisse Sammelkasten gezogen / vnd von darauß / vor der Statt / wol ein Musqueten Schuß hinauß / in viele vnderschiedliche Leckwercke / vnd Köten / geführet wird / deren im Soden Fleck gelegnen zugeschweigen. Vnd ist dieses Saltz weit besser / vnd kräfftiger / als viel anders / so an vmbligenden Orten / vnd Saltzwercken / gemacht wird. Der Brunne ligt gantz in der ebne / sehr tieff / vnd fast an einem sumpfechten Ort / vnnd wird durch ein Pompenwerck mit Pferden / an einem lauffenden Schwengel / in ein besonders darüber gebawtes Hauß / gezogen. Die Köten vnnd Pfannen / darinne das Saltz gesotten wird / ligen rings vmb den Brunnen her / vnd seyn deren sehr viel; vnd werden zu diesem Saltzwerck nicht allein die Kohlen am Meißner / sondern auch viel hundert oder tausent Schock reisich gebraucht / auch ein grosse menge Schiedtholtz verbrant. Doch ist das Saltz / welches bey Holtz vnnd Reisig / gesotten wird / weit kräfftiger / vnnd beständiger / als jenes / so mit Steinkolen erhitzet wird. Dann / neben dem Schwefel eine sonderliche Feuchtigkeit in den Steinkolen ist / welche das siedende Saltz an sich zeucht. Es ligt die gemelte Statt Allendorff / vnnd zugehörig Ampt (so gering ist / vnnd in wenig Dorffschafften bestehet;) wie auch die gemelte Soden / oder Saltzwerck / gar in einem sehr geringen Bezirck / zwischen sehr hohen Bergen / so voller Steinklippen seyn; darunder sonderlich der Goburg / vnnd Höheberg / den vorzug haben. In den Wälden / so viel dessen der Statt zugehörig / wie auch an der hohen Fürste (so ein Vorgebürg / vnnd Gehöltz / deß Meißners ist /) hat die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_023.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)