Seite:De Merian Hassiae 064.jpg

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das von tausend Fewerstätten / vnnd vorgedachten stattlichen Kirchen / vnnd Stattgebäwen / mehr nicht vbrig stehen blieben / als die Kirche zu S. Catharinen / vnd auff dem Berge / so in der Statt ligt / das Closter Cyriaci, welches zur Schulen gebrauchet wird; Item / das Hochzeithauß / vnd sonst noch etliche wenige Häuser / hier / vnd dar / in der Statt. Der schöne Thurn zu S. Niclas ist auch biß auff den vndersten Vmbgang herunder gebrant / vnd die schöne Glocken zerschmoltzen; vnnd ist sonderlich grosser Schade vor die schöne gezierte Kirchen zu S. Dionysio gewesen. Jenseit der Brucken / (so gantz von Steinen / vnnd darüber eine starcke Landstraß gehet / solche aber / vmb deß vnderschiedenen Flusses deß Werrastrohms willen / in 2. oder fast 3. theile getheilet ist) liget eine Vorstatt / mit etlichen Lohe: vnnd andern Mühlen; welche stehen blieben / vnnd wunderlich erhalten worden seyn; die schöne / herrliche Mühl aber in der Statt / von eylff Mahlgängen; vnnd die Wasserkunst / so alle zu nächst vnderm Schlosse gelegen / seyn auch eingeäschert worden. Zu verwundern ist es / daß das Fewer nicht auch das Schloß / daß doch voll mit Stroh gewesen / ergriffen hat. Es hat sonst diese Statt einen vberauß trefflichen Frucht: vnnd den besten Weinwachs / welcher auch / in guten Jahren / den Francken: vnnd theils Rheinischen Wein vbertrifft; Item / ein sehr stattliche Gewerbschafft. Sie ligt in einem gantz weiten Felde / massen es nicht allein allhier / sondern fast am gantzen Werrastrohm / wenig Gehöltze / sonderlich hohe Wälde / gibt / wegen des Saltzwercks zu Allendorff / in Soden / dahin das Holtz gebraucht wird. Das Ampt Eschwege ist eines der grösten im Lande / in etlich vnnd zwantzig Dorffschafften bestehend / so seinen absonderlichen Nahmen Bielstein hat / wegen eines alten Schlosses dieses Nahmens / so darinn am Kupferbach / auff einem hohen scharpffen / vnnd gähen Felsen / gelegen / vnnd welches Hauß / vnnd Ampt / Bielstein / dabevor eine sonderliche Graffschafft / vnnd Vestung / gewesen / da gegen vber / Jenseit der Werra / das Schloß Fürstenstein / den Dieden zuständig / ligt. In diesem mehrentheils zwischen dem starcken Fluß Werra / vnnd dem sehr hohen Berg Meißner / gelegnen Ampt / wächset auch viel stattliche Frucht / vnd sein die Vnderthanen mehrertheils Fuhrleuth / welche von einer grossen Statt / zur andern / fahren / Wein / vnnd allerhand Wahren / ins Land; dagegen das Saltz häuffig hinauß führen. In dieser Gegend ligt auch dz alte Closter Germeroda / so aber nicht erbawet. Zu nächst an diesem Ort ist vorermelter hoher Berg Meißner gelegen; welcher vor den allerhöchsten / vnd vnnd grösten / im gantzen Lande / gehalten wird. Ist wol zu sehen / erstlich wegen seiner höhe / vnnd trefflichen Prospects; darauff man nicht allein das gantze Nider-Fürstenthumb Hessen; sondern auch das Thüringische / Eischfeldisch / vnnd mehrertheils Braunschweigische; wie auch Ober Hessen / vnd biß in das hohe Waldeckische / vnd Cöllnische Gebürge / vnd hinauff ins Stifft Fulda / vnnd Francken / sehen kan. Dieser Berg ist als eine sehr stattliche Wildbahne gewesen / aber / auff bitt der Vnderthanen / denen das Wildprät vbermässigen schaden gethan / veröset worden: doch gibt es daran noch viel Reher / zu weilen wilde Schweine; dabevor auch Beeren. Oben auff dem Berge hat es einen Raum / fast drey viertel Meyl wegs lang / vnd viel tausendt Acker breyt Wiesen / auff welchem schönes Graß / so fast einen Menschen bedecket / wächst / vnnd daher / in Friedens Zeiten / an diesem Berge / eine treffliche Viehezucht ist. So wachsen auch allerhand stattliche Kräuter / an diesem Berge / in den Gebüschen / zur Artzney / als auch im Lustgarten / dienlichen / deren theils von den Alten / Andere aber noch nicht beschrieben seyn. Oben vff diesem Berge hat es auch stattliche Brunnen / vnd Quellen; welche mit grossem Geräusch / durch die vielen Steinklippen / hinab fallen: in den Gründen aber werden darinnen stattliche Forellen gefunden / als sonderlich die Vierbach / die Kupferbach / Riederbach (welche sich in die Wohra ergiessen /) vnnd Linderbach / so sich hernach mit der Gelster vermischet. Gedachte Wohra / ob Sie zwar nicht vnter die Ströhme zu rechnen / ist Sie doch nicht zu vergessen. Sie entspringt im Ampt Liechtenau / beym Dorff Rommeroda / am Hirschberge / gegen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1655, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_064.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)