Seite:De Merian Hassiae 066.jpg

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zum Christemhumb gebracht / vnnd den Abgott Hammon zerstöhret hat. Vnd zur selben Zeit bekamen die Döringer vnnd Hessen von dem König in Franckreich einen Vitzthum / nemlich Graff Ludwig von Stauffen / den das Volck den Herrn mit dem Bart nante / darumb dz er seinen Bart nicht scheren liesse: Vnd weil er Land-Richter gewesen / so ward er darumb der LandGraff genant. Es machte aber hernach der König in Franckreich auch einen Nefen an seinem Hof / genandt Ludwig / zum Hertzogen vber Döringen vnd Hessen. Zu den Zeiten Käyser Carls deß Grossen / der sonderliche Gunst vnd Liebe zu Franckenberg truge / ward diese Statt gegen das Wasser die Eder / vnd die Heyde / erweitert / vnnd an statt 3. Thor / 5. Pforten gemacht / vnd mit 25. Thürnen befestiget; wie der Autor hiervon / so dann von dem Schloß / Gassen / vnd Brunnen dieser Statt / zu seiner Zeit / weitläuffig f. 11. seq. schreibet. Nach dem gemelter Käyser Carl den Franckenbergern viel Freyheit geben / hat er im Jahr 810. ihr alte Kirchen gründlichen abbrechen / vnd ein bessere an die statt bawen lassen / in die Ehr vnser L. Frawen S. Marien / mit grossem Römis. Ablaß / vnd Gnade; Vnd darumb heist es dz Ablaß / vnd nicht die Kirchmesse. Vnd Käyser Carolo gab Freyheit zum Ablaß / nemlich 9. Tage: Darumb so leutet man die Freyheit ein auff den Sonnabend zu Mittag / vnnd leutet sie wider auß auff den Montag nach dem letzten Ablaß / auch zu Mittag. Vnnd forters bestättigte der Käyser die alten Kirchmessen / vnd Patronen Tag / als S. Michaelis / S. Petri / vnd S. Martini: Dieselbigen 3. Tage sollen auch frey seyn / vnd bleiben zu ewigen Zeiten. Er begabt ingleichem die Statt mit dem Halß-Gericht / vnd der Müntz / vnnd gab ihr ein newes Wappen / nemblich ein güldene Burck / vnd Pforten in einem blawen Feld: Wiewol die Statt sich auch deß alten Insigels / nemlich deß güldenen Buchstabens F. mit einer güldenen Cronen in einem blawen Feld / zu einem Secret gebrauchet; vnd andere schöne vnd herrliche Privilegia mehr. Vnd bekam sie vom Käyser Conrado I. Hertzogen in Döringen vnd Hessen hernach noch weitere / vnd siegelte die Statt mit rothem Wax. Als dieser Käyser Curt gestorben / fiel Döringen vnd Hessen an das Reich / weil er keine Leibs-Erben verlassen.

Mit der Zeit bekam dz Land Graff Ludwig mit dem Bart / von Käyser Conraden dem Andern / auß Vorbitt seiner Gemahlin / der Käyserin Gyselae / welcher dieser Ludwig verwandt / vnd deß Stamms / vnd Linien deß ersten Vitztumbs in Döringen / zu S. Bonifacii Zeiten / genant Ludwig mit dem Bart / war. Vnd man hieß ihn auch Landgraffen. Vnd ist also die Statt Franckenberg Zwey-Herrig worden / nemblich deß Römischen Reichs / vnd deß Graffen mit dem Bart / so der Ander dieses Namens / aber doch ins gemein der Erste geheissen ward / vnd gestorben ist A. 1050. Dessen erster Sohn Ludwig ein Graff in Döringen vnd Hessen / an seines Vattern statt; Der fünffte Sohn Otto aber Marggraff zu Hessen ward / vnd An. 1065. ein Schloß an der Lohne bawete / vnd es Marckburg nante. Vnd also kam die Statt Franckenberg in die Marck zu Hessen. Nach Ch. Geb. 1125. machte K. Lotharius / Graf Ludwigen den 3. zu einem LandsFürsten / vnd die zwey Land Döringen vnd Hessen zu zweyen Fürstenthumen. Vnnd also kam die Statt Franckenberg in dz Fürstenthum zu Hessen. Dieser erste Fürst / Landgraff Ludwig / gab der Statt ein new Secret / dz was der bunde Löw sonder Cronen / in einem dreyecketen Schild. Also braucht die Statt deß alten Secrets an ihren Handwercken / vnd Zünfften. Vnder Landgraff Ludwigen dem 4. der leichtsinnig / milt / vnd ein Jäger war / ward das Land zu Hessen so klein / dz es ein Herrschafft genant ward. Also kam die Statt Franckenberg in die Herrschafft von Hessen. Aber Landgraff Ludwig der 6. S. Elisabethen Herr vnnd Haußwirth / brachte viel wider zum Lande / vnd schrieb sich widerumb einen Fürsten zu Hessen. Sein Bruder Heinrich ward mit der Zeit Herr im Lande / vnd schrieb sich Landgrafen zu Döringen / Fürsten zu Hessen / vnd Pfaltzgrafen zu Sachsen; ward auch zum Röm. König erwöhlet / vnd gab der Statt Franckenberg stattliche Gn. Aber nach seinem Todte gieng es vbel her in Hessen / weilen sein Mannlicher Stamm außgestorben / vnd vergangen; Vnd Marggraff Heinrich von Meissen / der Landgraffen Ludwigs / vnd Kön. Heinrichs einthalber Schwester Sohn war / vnnd Hertzog Heinrich auß Braband / deß Landgraffen Ludwigs / vnd S. Elisabethen Tochter Sophien zweyter Sohn / sich vmb Döringen vnd Hessen zanckten /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)