Seite:De Merian Hassiae 069.jpg

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Franckfurt.


Diese deß Heiligen Römischen Reichs hochberümbte Statt / ligt zwischen dem Franckenland / Ober-Hessen / vnnd dem Rhein / in dem Theil der Wetterau / so die / Drey-Eiche / oder Ayche / genannt wird / fast an den Fränckischen Grentzen / auff einem schönen Boden / vnd an dem Schiffreichen / vnd vornehmen Fluß Mayn / der sie in zween vngleiche Theil abtheilet / deren der kleinere Sachsenhausen genant / vnd dem Grössern mit einer steinern Brücken / so Anno 1035. zu bauen angefangen worden / angehenget wird. Besagtes Ländlein / oder Regio Triquercorum, hat einen schönen vnd grossen Wald / den man auch die Drey-Aych nennet, vnd ist Franckfurt mit einer Höhe / der Bornheimer Berg genannt / vmbschlossen. Es wollen theils / daß diese Statt vor Zeiten Helenopolis geheissen / vnd sagen / daß ihr solcher Nam von deß Käysers Constantini Magni Mutter / der Helena / herkommen seye / vnd so viel heisse als Helenen Statt; (Trithemius sagt / seye von Heleno, der Francken Hertzogen / also genannt worden:) Aber dessen haben sie keinen Grund / vnnd Beweiß. Gleich wie auch die nicht / welche den jetzigen Namen von Franco, deß Marcomiri Sohn / herführen: Noch die jenigen / so da vermeynen / daß solcher Nam erst vnter Käyser Carlen dem Grossen auffkommen / als derselbe mit seinen Francken auff einer Seiten des Mayns / vnd die Rebellische Sachsen auff der andern Seiten gelegen / vnd er einen Furth durch das Wasser / darüber noch damalen keine Bruck daselbsten gewesen / erfunden / durch welchen er seine Francken geführt / die Sachsen vnversehens vberfallen / vnnd einen herrlichen Sieg erlangt habe; daher dann auch dem obgedachten kleinern Theil der Statt / so vber den Mäyn ligt / der Name Sachsenhausen (dessen Erbawung die Braunschweigische Chronic der Sachsen König Wedekind / vmbs Jahr 774 zueygnet /) entstanden. Wie aber wir dieses letzte nicht strittig zu machen begehren: Also können wir auch mit andern nicht zugeben / daß der Statt erst damalen dieser Nahm Franckfurt gegeben worden seye; weiln längst zuvor die Francken hieeumb gewohnet / von welchen nicht allein diese Statt / sondern auch viel andere Ort / als Franckenstein an der Bergstrassen / Franckenstein in Döringen / Franckeneck / Franckenbach / Franckenberg / Franckenau in Buchen / vnd Hessen / Franckenfelß / Franckenhagen / Franckenhausen / Franckenborn / Franckenstatt / vnd andere vielmehr / deren zum theil in der Franckenbergischen Chronic am 4. Blat gedacht wird / seyn erbauet / vnd nach ihnen / vnd jedes Orts Lager / vnd Gelegenheit / also genannt worden.

Ob dann wol von dem Anfang dieser Statt Franckfurt / vnd zu welcher Zeit sie erbauet worden / man keine gründliche Nachrichtung haben vnd erlangen mag / so ist aber doch auß den Historien gnugsam bekannt / daß sie auch vor Käyser Caroli Magni Zeiten / vnnd also vor nunmehr 900. Jahren berühmet gewesen / wie dann Pipinus König in Franckreich gemeltes Caroli Magni Vatter / ein Capell in honorem Salvatoris, in dieser Statt gestifftet / welche hernach Carolus Magnus in An. 794. bey damals zu Franckfurt gehaltenen Synodo wider den Ketzer Felicem mit stattlichen Gütern vnd Gefällen vermehrt / so in folgenden Jahren zu einem vornehmen Stifft worden / vnnd zu S. Bartholomes genennt wird. So gedenckt auch Petrus Gregorius Tholosanus in seinem Syntagmate Iuris, eines andern Synodi, welcher vnter Papst Zacharia Anno 742. gehalten / in welchem die jenige / so sich zauberischer Kunst vnd Sachen beflissen / verdampt worden. Daß aber Franckfurt / nach dem sie ein lange Zeit vnter der Fränckisch- vnd Franckreichischen; auch nachmals der Königlichen Teutschen Regierung gewesen / gar frühe ein Freye Reichsstatt worden / dz wollen wir mit andern gerne glauben; weil es sich nicht befindet / daß diese Statt sonsten einem einigen Bischof / Fürsten oder Graven / jemals vnterwürffig gewest seye. Daher sie auch zeitlich eine Wahlstatt der Röm. König / vnd dazu hernach durch Keyser Carlen den IV. in der Gülden Bull / c. 1. §. et praeterea, 18. et cap. 2. §. 1. et 3. publice bestimbt / vnd bestättiget worden ist; als die sonderlich wol gelegen / vnd von ihr Guntherus, in Ligurino, geschrieben hat:

Sede satis nota, rapido quae proxima Mogo,


Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)