Seite:De Merian Hassiae 079.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Meißner vber gelegen. Vnnd weil dieser Meißner vnden so weit vmb sich greifft / vnd viel Vorgebürgs hat / muß die besagte Wohra vmb ihn / biß auff ein vierten theil nahe herumb lauffen / ehe Er in die Werra fället / welches eine halbe Meyl vnder Eschwege / bey dem Dorff Niedern Hohna geschiehet. Vmb solches wunderbaren weiten vmbflusses willen / verursachet diese Wohra / auff jener seiten / ein vberauß grosses weites Thal / welches fast den halben theil Landes / zwischen der Werra / vnd Fulda / in sich zeucht / darinnen das Ampt Sontra / dabey mehrentheils die in selbigen Orths Beschreibung gedachten Edelleuts-Gerichte; theils Ambts Spangenberg; die Statt Waldcapell / vnnd die meisten Dörfflein deß Ambts Liechtenau / gelegen seyn. Vnd hat ermelter Fluß viel andere starcke Fischreiche Bäche in sich fallen; Er selber auch gibt allerhand Gattung stattlicher Fische. Ferners / hat es auch oberhalb vorermeltem Closter Germeroda / ein sehr tieffes wolerbawtes Kolen Bergwerck / welche Steinkolen ins Saltzwerck geführet / vnnd darzu verbraucht werden. Diese Kolen führen einen sonderlichen Schwefel mit sich / doch kan man darbey schmieden / so bey andern Steinkolen nicht zu thun stehet; Von dem Schwefel aber / durch welchen die Natur die Steinkohlen zu wegen bringet / hat sich / vor Jahren / der Berg entzündet / daß man das Fewer / vnnd Dampff oberhalb den Stollen / noch heutiges Tages / sehen kan / sonderlich / wann eine Veränderung deß Wetters vorhanden / reucht man diesen grewlichen Brand noch gar eben; man sihet auch / zwischen einem Wacken-Felsen / deren es viel hat / einen Dunst / oder dünnen Rauch / auffsteigen. Bey dem Hauß Bielstein / hat es auch Kupffer-Bergwercke / dahero der daselbst vorüber fliessende Bach / den Namen hat.


Felsberg / oder Feltzburg.


Ist auch ein Fürstlich Hessisch Stättlein / im Niedern Fürstenthumb / in einer lustigen Gegend / nicht ferrn von der Eder / vnter einem Felsen / vnnd alten Schloß / welches noch vmbs Jahr 1500. im Baw gehalten worden / gelegen. Das Schloß ligt auff einem hohen scharpffen Felsen / wird daher Felsperg genannt / vnnd ist weyland LandGraff Philippus Magnanimus daselbst gebohren / vnnd seyt der Zeit nicht mehr bewohnet worden / weilen damals Fürstlicher Häusser genug: vnnd vbrig gewesen / im Lande: das Gemäwer aber / wie auch etzlich Eingebäw / welches alles sehr starck / stehet noch; wie auch der sehr hohe spitzige gantz steinerne Thurn daselbst. Vnten am Felsen / in der ebene / ligt das Stättlein / so an sich selbst nicht groß / doch fein vmbmawert / vnnd ziemlich erbawet gewesen; aber auch Anno 1640. in dem allgemeinen Brande (im Lande) zur helffte / sampt der Kirchen / mit auffgangen. In dieser Statt hat die Teutsche Compturey zu Marpurg / einen freyen Burgsitz / vnnd Hoff / vnnd ist ferners / etwa ein baar Canonschüß / biß an den Ederstrohm / ein sehr schönes anmütiges plattes Feld. Eine viertel Stunde oberhalb Felsperg an der Eder / ligt / auch auff einem solchen scharpffen Felsen / das Adeliche Schloß / die Altenburg genannt / denen von Boyneburg zuständig / welches mit feinen Gemächern / starcken Mawren / vnnd einem hohen Thurn / wol erbawet gewesen; aber in dem gedachten vnseeligen Brande auch mit zerstöret worden. Gleich gegen diesem Hause vber / fliessen die Schwalm / vnd Eder / zusammen / so lustig anzusehen. Vnten am Felsen liget eine stattliche nutzbare Mühle an der Eder / dabey auch eine hültzerne Fahrbrucken / worüber in Friedenszeit / vnd eher Sie das Wasser verderbt / eine genge Landstrassen gewesen.

Das Ampt Felsperg bestehet etwa in 16. oder 17. Dörffern / vnnd ist vberauß lustig / vnnd nutzbar / theils wegen deß vielen herrlichen Fruchtwachs / als auch deß stattlichen Salmenfangs in der Eder / welche das Ampt mitten durchschneidet / vnd endlich wegen der lustigen Wildbahne. Dieses Ampt ligt rings vmb zwischen andern Fürstlichen Hessischen Aemptern; ist mehrentheils eben / sonderlich an der Eder hinauffwarts / gegen Fritzlar / allda es etzliche grosse ebne Wälde / die Elbische Höltzer genant / hat / deren sonst fast wenig / oder gar keine im Lande zu sehen. Vmb diese Gehöltze seind sonderlich die allerschönisten Fruchtbare weite Felder; jenseit der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_079.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)