Seite:De Merian Hassiae 128.jpg

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Gebäw / dessen helffte (andere sagen / das gantze Gebäw) allein auff sechszehen Säulen / welche auß einem gantzen Stein (jede) gehawen / ruhet. Es ist die Statt vor Alters mit grossen Vorstätten vmbgeben gewesen / welche aber in den vielfältigen Hessischen Kriegen / so durch innheimische Spaltungen sich erhaben / mit der Zeit verheeret / vnd wüste gelassen worden. So hat auch in An. 1562. die Statt durchs Fewer / das an etlichen Orten von bösen Leuthen eingelegt worden / nicht geringen Schaden erlitten. Nach dem die Hessen das Christenthumb angenommen / ward bald darauff in An. 736. die Abbtey / vnd Stifft zu Herßfeld angefangen / vnd Anno 737. Lullus zu einem Abbt in die Kirch zu Herßfeld eingesetzt / der in ermeltem Jahr das Stifft angefangen zu bawen / welches Pipinus / König in Franckreich / vnd dessen Sohn Carolus Magnus dotirt: Auch von Hessen vnd Thüringen viel darzu geben worden. Ein anderer / nemblich Christophorus Brouverus, in seinen Antiquitatibus Fuldensibus, sagt / daß der erste Abbt zu Fulda / der Sturmio, auß geheiß deß H. Bonifacii, erstlich die Herßfeldische Abbtey angefangen / hernach von dannen auff Fulda sich begeben habe. Were also er der erste Abbt allhie gewesen. Käyser Carls deß Grossen Praeceptor, oder Lehrmeister / der Alcuinus, oder Albinus Flaccus, hat sich hernach auch ein Zeitlang allhie auffgehalten / vnnd ist da begraben worden / wie das Grab noch in besagter Kirchen zu sehen. Es seyn / ausser deß besagten Alcuini, viel vornehmer Leuthe Cörper darinn auffbehalten worden / vnter welchen deß heiligen Bischoffs Lulli, deß H. Abbts Wigberti, vnd deß H. Märtyrers Iustini. Auff dem Spitz oben / hoch vber dem Tach / ist ein vergülte Hand zu sehen / so den Zeiger / vnnd Mittelfinger / wie man zu schwören pflegt / vber sich hält; welches deß Königs Ludovici vnd Lotharij / Symbolum seyn solle / die dem Closter / vnd der Kirchen Schutz versprochen haben.

In gemelter Kirch thut auch der berümte Philosophus Fridericus Risnerus ruhen / welcher von hier bürtig / deß Petri Rami Gehülff / vnd weyland Mathematum Professor zu Pariß / gewesen ist. Das Gymnasium, oder Lateinische Schul allhie / hat Abbt Michael / im Jahr 1569. gestifftet / vnnd 40. tausend Thaler darzu geben.

Am Rathhauß hängt ein eysern Hut / welcher zum Gedächtnuß ist der Verrätherey / so wider diese Statt / Anno 1378. an S. Vitalis Abend vorgehabt Berlet von Volckershausen / Abbt daselbst / wie dieses Eteostichon weiset:

Vespera Uvitalis crux sacra plena malis.

Davon zu lesen die Thüringisch Chronic Johann Becherers pag. 365. vnd Johann Bangen pag. 145. seq. der auch am 159. Blat sagt / daß Hirschfeld im Jahr 1439. an S. Stephani Tag den mehrerntheil außgebronnen sey. Dieses Stifft Hirschfeld ist ein kleines / aber sehr lustiges / vnd fruchtbares Ländlein / vnnd hat / zu einer Fürstlichen Residentz alle erwünschte Gelegenheiten / als / nottürfftig Wildpret / Schnabelweide / Fischereyen / Frucht / vnnd Wiesenwachs / Viehezucht / etc. Gräntzet meistlich mit dem Stifft Fulda / der Graffschaft Ziegenhain / vnd Nider-Fürstenthum Hessen. Der Fuldastrom laufft mitten dardurch / neben der Statt Hirschfeld her / dagleich gegen vber der Haunfluß / so auch im Stifft Fulda / bey Hünefeld entspringt / sich in die Fulda verleitet / an welchem Haunfluß / oberhalb Hirschfeld / noch ein gantz Hessisch Aemptlein ligt / das Ampt Hauneck genannt. Ist sehr gering / von einzehlen Dörffern / vnnd ligt fast rund vmb auff Fuldischem Boden. In diesem Ampt ligt auff einem sehr hohen runden Berge / dz Schloß Hauneck / der Stoppelsberg sonst genannt. An demselben Berge hat es einen köstlichen Steinbruch / deßgleichen man nicht viel finden wird / da solche grosse gantze stuck Stein sein solten; also daß davon nicht allein die 16. steinerne Pfeile zu Hirschfeld / in der Stifftkirchen / deren jede 18. Schuch hoch / vnd vber zwo Klafftern dicke / sondern auch gantze steinerne Kumpfe / vnnd lange Tafeln / auß gantzen stucken daselbst außgehawen werden. Gegen diesem Hause vber / beym Fuldischen Hause Fürsteneck / ligt der sehr hohe spitzige Soeßberg / auff dessen Spitzen sich drey Fürstenthumb theilen oder zusammen gräntzen / als das Stifft Fulda / Stifft Hirschfeld / vnd das Fürstenthumb Hessen. Gedachte Statt

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)