Seite:De Merian Hassiae 134.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Homberg / oder Homburg / einkommen; die also lautet: Homberg in Nider Hessen / Schloß / Statt / vnd Ampt / ist auß den vornembsten Oertern Einer. Das Schloß belangend / ligt es auff einem hohen freyen Berg / vnd ist / neben dem Hause Boyneburg / das ältiste Schloß im gantzen Fürstenthumb Hessen / von Landgraff Herman / welcher auch Bischoff zu Cölln gewesen / anfänglich erbawet. Hat ein herrlich weit vmbfangenes außsehen; davon man vber hundert Dörffer / Stätte / vnnd Häuser / in der nähe zehlen kan. Ist / vor diesem / ziemblich erbawt / vnd mit feinen hohen Gemächern versehen gewesen. So hat Landgraff Moritz / auff diesem Hause / einen vberauß tieffen Brunnen / durch den Felsen hawen / vnnd / von Grund auff / vber die 80. Klaffter / mit Quaderstucken außmawren lassen / da man gleichwol oben / bey hellem Wetter / auffs Wasser / vnd dasselbe gar wol glintzern sehen kan. Vnd helt man darfür / dieser Brunne seye tieffer / als der Berg an sich selbst. Anno 1636. haben die Keyserischen das Schloß belagert / vnnd / nach dem Sie / im Sturm / vff die 500. Mann verlohren / dasselbe endlich mit Accord erobert. Alß Sie es aber hernach wieder verlassen / so ist es eingeäschert worden / also / daß das blosse Gemäwer / welches sehr hoch / vnd dick / noch vbrig / vnd zu verwunderen gewesen / wie es / weil der Berg sehr gäh / vnd gantz frey / so gewaltig hat beschossen / vnnd gestürmet werden können. Es hat gleichwol Anno 1647. der Keyserisch General / Graff HoltzApffel / dieses Schloß-Gemäuer wider besetzt; ist aber hernach / im Jenner / deß folgenden 48. Jahrs / von dem Hessischen General Wachtmeister Rabenhaupte / durch ein ernsthaffte / vnd kunstreiche Belagerung / mit beding / wider erobert / vnd darauff folgents zerstöret worden. Die Statt ligt nächst vnden am Berge thalhängig / gegen dem Wasser / die Efze genannt. Ist eine der Haupt-Stätte im Hessenland / hat schöne Mawren / auch eine sehr schöne / wolerbawte / vnd mit Mahlwerck gezierte Kirche / vnnd Thurn / mit 2. Vmbgängen; ist aber theils Anno 1636. nach der Belagerung / theils hernach deß Jahrs 40. von den Keyserischen / neben dem meisten theil der Statt elendiglich abgebrant worden. Das hieher gehörige Ampt ist / nächst Cassel / eines / vnnd schier das grösseste / oder stärckeste / an Dorffschafften / deren es vber die 50. hat. Ligt rings vmb auff Hessischem Boden / namlich auff dem / so dem Fürsten aigenthumlich zustehet / biß auff ein geringes / so an die Edelleuth von Wallenstein gräntzet. Darinnen hat es / vor der allgemeinen Landsverheerung / auff den Dörffern in einem vber 100. oder 150. Bawren / vnnd Einwohner / gehabt; dahero die Mannschafft dieses Ampts etlich tausendt starck gewesen. Vnd ist es ein sehr lustiges / herrliches / vnnd nutzliches Ampt / der vielen schönen / weiten / grossen Felder / vnnd vberauß köstlichen Fruchtwachs halben / so alles an einander / an sanfften / vnnd braiten Hügeln / oder in schönen weiten Ebenen Feldern / gegen dem Ederstrohmb zu / vnnd an der Schwalm / ligend: gegen der Wallensteiner Gräntze aber / vnnd gegen Rotenberg warts / fast abgesondert / hat es ziemblich Gebürge / Gehöltz / vnd Wildbahnen / auch stattliche Fischwasser / sonderlich die Efze; welches im ermelten Gebürge entspringet / vnd mitten durchs Ampt / neben der Statt her / vnnd vollends / gegen dem Dorff Wabern / in die Schwalm fleust. Zwischen dem Schwalm: vnnd Ederstrohm / ist eine sehr anmüthige Ebene / darinnen vnderschiedliche kleine Eichwälde ligen / in welchen die Reiger nisten / vnnd kan man daher stattliche Lust mit beitzen / vnnd anderm kleinen Waidwerck / an diesem Orth / haben. Vnder dem hohen kahlen Mosenberge / ligt das wolerbaute lustige Schloß / vnnd Vorwerck Falkenberg / dabevor denen vom Adel dieses Nahmens zuständig / in massen nächst daran / auff einem runden erhabenen Felsen / das Gemäwr / welches noch ziemblich im Stande / von ihrem Stamhauß / auch Falckenberg genant / zu sehen; allda ein sehr tieffer durch den Stein gehawener Brunne gewesen / so aber mit der Zeit / als die Edelleuth ihren Sitz herab ins Dorff Falckenberg verruckt / verfallen. Dieses jetzige newe Hauß hat gegen Suden / vnnd Westen / ein vberauß herrliches Außsehen / in welchem man den mehrertheils dessen / so man auff dem Schloß Homberg sihet / auch wahrnehmen kan; insonderheit

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)