Seite:De Merian Hassiae 141.jpg

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im Julio haben die Käyserische vnd Chur-Bayrische conjungirte Armeen / vnter dem Herrn Generalissimo, ErtzHertzog Leopolden Wilhelmen zu Oesterreich / diß Orths sich verschantzt / vnd das HauptLäger eine Zeitlang gehabt.


Immenhausen.


Ist ein Fürstlich Nider Hessisch Stättlein / so vmb das Jahr 1280. von Landgraff Heinrichen dem Ersten / wider an das Land zu Hessen gebracht / vnd darauff An. 1385. von Balthasarn Landgraffen zu Döringen / gewonnen vnd außgebrand / in welchem Fewer vber hundert Menschen vmbkommen, letztlich auch in An. 1603. von eygenem Fewer vbel zugerichtet worden. Es ligt Immenhausen hart vor dem Reinhartswald / davon oben im Eingang.

Nach dem es im Jar 1603. in den Brand gerathen / ist es wider schleunig / vnd gantz / erbawet worden. Aber im Jahr 1631. hernach / ward es / von den Käyserischen / biß auff 4. oder 5. Häuser / sampt der Kirchen / darinn ein sehr herrliche Orgel war / wider eingeäschert; soll aber gleichwol jetzt zimlich abermahls auffgebawet seyn. Die von Stockhausen haben allda einen stattlichen Burgsitz Nicht weit von hinnen hat es / im Felde / Eisenbergwerck / davon / zu Knickhagen / hart am Fuldastrohm / ein vornehmes Gießwerck / vnnd mit eisenen Oefen / Kugeln / vnnd anderen sachen / ein grosser Handel getrieben wird. Besser hinunder ligt / in dem Dorff Wilhelmshausen / ein alt Closter / welches nunmehr denen von Vffeln / so in der Grebensteinischen Gegend ihr Stammhauß / vnnd Burgsitz haben / zuständig ist.


Itter.


Dieser Orth hat den Nahmen von dem Fluß Itter / so in die Eder sich ergeust. Hat vor Zeiten seine besondere Herren gehabt / dahero solche ihren Titul geführt / vnd behält annoch den Nahmen einer Herrschafft / welche vmbs Jahr 1361. an das Fürstenthumb Hessen ist kommen / vnter Landgraff Henrichen / von welchem der letzte Herr von Itter / wegen einer Mordthat an seinem Vetter begangen / mit Hülff deß Bischoffen von Mäyntz vberzogen / vnd im Closter Haina gefänglich gehalten ward. Der Ackerbau dieses Orts ist etwas schwer / weil der Acker fast hoch oben auff dem Gebürg vor dem Gehöltz ligt / vnd wegen Vnart deß Orts schwere Mühe vnd gute Düngung erfordert. Das Wasser / die Itter genandt / gibt gute Forellen. Es ist auch ein grosser Salmenfang in dieser Herschafft: Das Schloß / so die Herrn von Itter vor Zeiten bewohnet / wird genent Voël / oder Völa / vnd ligt auff einem Felsen. Sind allda der newe Baw / darinn der Amptmann dieser Herrschafft wohnet / der Waldeckische Baw / der groß Marstalsbaw; die groß Cent-Schewer; der Viehhoff / darinn deß Schaffmeisters Behausung; der groß Schaffstall. Die Schäfferey ist hierumb gut.

Siehe von der Mord-that / welche an dem Fürstlichen Darmstättischen Rath / vnnd Amptmann der Herrschafft Itter / Johann Christoff Koben / damaln Fürstlichen Gesandten / vnd einem bey sich gehabten Cornet / durch einen Nieder-Hessischen Obrist Lieutenant / Namens Rätschin / zu ende deß Jenners / Alt. Cal. Anno 1645. volbracht worden / den Fünfften Theil deß Theatri Europaei, pag. 692. seqq.


Käppel / Keppel /


Oder Capellense Monasterium, ein Praemonstratenser Jungfraw Closter / in der Nassawischen Graffschafft Sigen Vogtey Hilgenbach / gelegen / darinnen Jungfrawen der Reformirten Religion / biß auff das Jahr 1626. gelebt; da Bapst Urbanus der Achte / auff begehren Graff Johann deß Jüngern / von Nassaw / den Jesuiten den 8. 18. Julij / dasselbe eingeraumbt; welches hernach die Keyser Ferdinandus II. vnd III. bestättiget haben; wie P. Joannes Crusius, wider den P. Romanum Hay, tract. 4 p. 106. berichtet: vorher aber / tract. 3. p. 36. sagt / daß / ehe die Jesuiten zu Sigen / in gemeltem 26. Jahr / besagtes Closter eingenommen / ernanter Graff Johann / die 7. Vncatholische Jungfrawen / so noch vbrig waren / im Julio / zuvor / von dannen vertrieben habe: die Vncatholische Graffen von Nassaw aber / die restitution der Abbtissin / vnnd einer vbrigen Nonnen / wie auch die substituton Anderer / in Krafft deß Friedens Instrumeti, suchten.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_141.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2020)