Seite:De Merian Hassiae 165.jpg

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Neukirch.


Es fleust durch die Graffschafft Ziegenhain das Wasser Schwalm / vnnd in dasselb die Grenff / ein starcker Bach; an welchem die Statt Neukirch ligt / in deren die Graffen von Ziehenhain / vorweilen / vnter anderm / ein Gräfflich Schloß / vnd Sitz / gehabt / welches doch nunmehr in Grund abgebrochen ist. Es ist dieses Stättlein vor dem nächsten Krieg / ziemblich erbaut gewesen, aber / in demselben / gleich andern Stättlein im gantzen Lande / verwüstet / vnnd zum theil verbrannt worden. Hat ein Ampt / so / ohne die Adelichen / etwa in 8. oder 10. Dörffern / bestehet; sonsten aber mit Fruchtwachs / Gehöltz / Wildbahn / vnd frischen Wassern / ziemblich versehen ist. Es hat dabey noch zwey absonderliche Gerichte / als / Ottra / vnnd Rölßhausen.


Nidda.


Schloß vnd Statt / so das Haupt in der Graffschafft dieses Namens / davon oben im Eingang dieses Tractats gesagt worden. Es haben vor Zeiten die Graffen allhie Hoff gehalten. Jetzt ist dieser Orth Fürstlich Hessisch-Darmstattisch. Die Nidda fleust vorüber.

Dem Hospital zu Nidda hat A. 1268. Ludwig Graf zu Ziegenhain / verkaufft Brungesrode / davon die Wort im Kauffbrieff also lauten: Nos Ludovicus Comes de Zigenhain, praedium nostrum infra limites oppidi nostri in Nidde situm, quod Brungesrode nuncupatur, cum omnibus attinentiis sive appendicibus suis, cultis vel incultis, aedificatis vel aedificandis, piscationibus, aucupationibus, nemoribus, practis, pascuis, aquis, rivis ductis vel ducendis; pro XL. Marcis legalium denariorum vendidimus et tradidimus titulo proprietatis in perpetuum dilectis fratribus in Christo, sacrae domus hospitalis in Nidde.

Auff einer Glocken stehet:

Laudo Deum verum, Satanam fugo, convoco Clerum.

Zu Nidda ist gewesen der erste Superintendens Johannes Pistorius, Patronus pauperum et ornamentum Patriae totiusque Germaniae, wie sein Grabstein ihm das Lob gibt Dessen Landgraf Philips / der älter / sich in vielen angestelten Colloquijs gebraucht hat. Anno 1647. versicherten sich die Niderhessischen dieses Orts.


Ortenburg.


Zwischen der Graffschafft Hanaw / vnd Nidda / ligt in der Wetteraw / die Herrschafft / Stättlein / vnd Schloß Ortenburg / so ein Gemein / oder Ganerben Orth / daran auch Isenburg theil hat; vnd dann auch der Glauberg / auff welchem vor Zeiten ein grosse feste Statt gelegen / so vom Land-Volck zerstöret worden. Auß den Steinen derselben sind der Fleck Glauberg / das Closter Conradsdorff / vnnd andere vmbligende Oerter erbauet worden. Im Jahr 1366. haben Adolff Johann vnd Gerlach / Grafen zu Nassaw / Conrad Herr zu Trimperg / vnnd Conrad sein Sohn / Conrad / Herr zu Weinsberg / vnd Eberhard / Herr zu Epstein / ein Burg-Frieden allhier auffgericht. Im Jahr 1389. verpfändet Herr zu Epstein / vnnd Gottfried / sein Sohn / Herrn Johann von Isenburg einen vierdten Theil an dem Schloß Ortenberg / an Burg vnd Statt.


Plesse / oder Pleß /


Ein Hauß / vnd Herrschafft / ein halbe Meyl / vnderhalb Göttingen / an der Leina / zwar das Hause / oder Schloß / ziemlich weit von solchem Fluß / an einem Eck deß Waldes / auff einem sehr hohen Berge / gelegen: Ist ein Reichs Baronatus, oder freye Herrschafft / vnd dz Schloß von vnderschiedlichen sehr alten Gebäuen / doch grossen raums / vnnd mit allerley zu einem solchen Berghauß nöhtigen Gelegenheiten wol versehen; hat auch einen sehr tieffen durch den Felsen gehauenen Brunnen / hohe Mauren vmbher / vnnd Ostenwerts / gegen dem Wald / oder der ebene deß Bergs / einen tieffen in den Felsen gebrochenen Graben; Westenwerts aber / einen vberauß herrlichen fernen Prospect / oder Außsehen / ins Land zu Hessen / vnd Braunschweig / zwischen der Weser / vnnd Leina; da man eine grosse menge

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)