Seite:De Merian Hassiae 186.jpg

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wie weitläufftig Tabernae Montanus meldet / in rechten Gebrauch zu kommen angefangen. Allernechst bey diesem Brunnen ist ein ziembliche grosse Quell Sawerwassers außgebrochen / welche Herr Adolph / vnnd Herr Ernst Gebrüdere / Graffen zu Solms / etc. vor vielen Jahren sauber mit Steinen Platten einfassen lassen / auff daß das Volck / so den Weinbrunnen zu holen kommet / seine Gefäß zuvor darauß schwencken vnd säubern möge.

Also haben sie auch den / von dem sich weit außbreitenden Wasser / naß- vnnd sümpffigen Boden / rings vmb den Brunnen herumb / mit Platten belegen / vnnd pflastern; wie auch ferrner fast vmb den halben Theil deß Brunnens einen steinern Sitz / darauff man nieder sitzen / ruhen / vnd beydes für der Sonnen Hitz / vnnd dem Regen / sich beschirmen könne / gegen dem Berg zu / auffführen vnnd machen lassen / so vor etlichen Jahren wider ernewert worden. Vnnd wird der breyte Schopff vber diesem steinern Sitz an dem Brunnen Jährlich schön lüstig vernewert / vnnd mit frischen Meyen / oder Laub gezieret: Wie dann auch noch darbey ein wol auffgebauwet Häußlein / vnnd darneben eine grosse Hütte von lauter frischen Meyen gemacht / für hohe Persohnen / etc. vmb sich für der Sonnen Hitz / vnd Regen / desto baß verwahren / mit schiessen / etc. sich zu belustigen / oder aber auch absonderlicher Discurs zu pflegen.

Die auß der Müntzenbach zusammen lauffende Sawer-Brunnen machen eine zimbliche Bach / welche zu grosser der Einwohner Bequemlichkeit durch den Flecken fleust. Auß solcher trincket ihr Viehe; frembdes Viehe aber will darauß nicht trincken.

Je ferrner nun jetzgedachte Bach fleust / je süsser dz wird; also dz vnter einem gemeinen vnd wilden Wasser kein Vnderscheyd zu spüren / ohn allein / daß es ein wenig nach Eysen schmecket.

Besagter Weinbrunn hält vornemlich Eysen-Vitriol / alsdann gemeinen Vitriol / darnach Berg-Agstein / fürters Crystall / Saltz / Ocker oder Vger (ein gelbes Erdreich / daher es auch Berggelb / vnnd Ockergelb genant wird) vnnd Schweffel; Letztlich Alaun / vnnd Salpeter / wunderbarlichen durch einander vermischet.

Er ist weder zu hitzig noch zu kalt / er trucknet vnnd verzehret / zertheylet / löset auff / stärcket / in dem er zusammen ziehet / resolviret / waschet ab / eröffnet / purgieret / vnnd stopffet gleichwol auch den Bauch; Dannenhero vertreibet er so wol die kalten / als hitzigen Flüß deß Haupts / wie auch den Schwindel / Hauptwehe / schwer Gehör / rinnende Augen / vnnd die schwere Noth / oder hinfallende Sucht / bringet den Schlaff / vnnd dem Angesicht seine Lebhaffte Farb wider / stärcket das Zahnfleisch; dem vbrigen Schlaff / welcher offt im Tag kommet / wehret er mit gewalt.

Also verhütet er viel Lungen- vnnd Schwindsuchten / reiniget die Lung von zähem Schleim / ablöset / vnnd zertheylet / macht außwerffen / vnd ein leichten Athem / benimmet die Engbrüstigkeit; jedoch so fern die Lung nicht allbereit gantz / oder zum theil faul / mürb oder eytericht ist.

Er stärcket auch den blöden Magen / vnnd ist für allerley Magen-Schwachheiten; doch muß man in der rothen Ruhr vnnd in dem Grimmen verständig verfahren.

Ist herrlich in Leber-Schwachheiten / wider Wasser- vnnd Geelsucht / vnnd Miltz-Schwachheiten. Er stewret der Schwartzensucht / vnnd dem Schorbock. Wider die Hypochondrische stäts quälende Schwachheiten ist dieses Wasser vor andern ein extraordinari stattliche Artzney / welches bißhero viel tausend Menschen mit grossem Nutzen erfahren.

Er ist wider die Nieren / vnnd Blasen-Schwachheiten: Geburts-Glieder: Nerven: SennAdern-Schwachheiten; deßgleichen wider allerley Fieber / steuret dem Rothlauff / vnd der jenigen Hitz / so von zu viel Weintrincken entsprossen.

Er vertreibt auch ferrner allerley äusserliche Schwachheiten / auch den Außsatz / welcher noch nicht eingewurtzelt. Wider die Weibliche Schwachheiten ist er ein berühmbte Artzney.

Was die Bäder / oder den Prodelbrunnen / allhie anbelangt / so seyn es kalte Brunnenquellen / welcher Wasser

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)