Seite:De Merian Hassiae 188.jpg

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Wider der Gülden Adern Schmertzen / etc. seynd sie gleichfals sehr dienlich: Auch kommen sie allerley Weiber-Schwachheiten zu hülff / vnd machen fruchtbar / etc. vnd können zu vnderschiedenen Affecten auch getruncken werden / sonderlich in harten obstructionibus.

Die Responsa Medica de probatione, facultate, et usu Acidularum ac fontium Schwalbaci susurrantium, a celeberrimis aliquot Medicis ad D. Helvicum Dietericum etc. scripta, seynd zu Franckfurt An. 1631. in 4. getruckt.

Vnnd wird in solchem letztern Tractat auch deß Schweffel-Kellers allhie gedacht; von welchem ein günstiger Herr / vnnd guter Freund den 3. Augusti deß sechszehen hundert ein vnd viertzigsten Jahrs / also geschrieben: Wegen deß Schweffel-Kellers zu Schwalbach / hat es diese Beschaffenheit / welches ich selbsten gar vielmaln allda gesehen.

Es ist ein schlechter Keller in eine Bawren Hauß / beseits deß Fleckens / am Berg / welcher nicht sonders tieff ist / da man hinein gehet / vnnd sich eines Vatter vnsers lang saumet / fält / oder sincket man zu boden. Dann selbiger starcke Schweffelgeruch / so auß der Erden herfür kompt / erstrümpft den Menschen allen Athem / gleich wie der newe Most / so er giret / im Herbst in den Kellern thut / vnd sich darinn niemand saumen kan. Wann man sich aber gleich im hinein gehen mit dem Angesicht etwas zu der Erden bucket / so sticht der Schwebelgeruch dermassen in die Nasen / daß er vnerträglich ist / vnd sich nicht wol einer von einem End zum andern zu gehen trawen darff; wiewol der Keller klein ist. Da man ein Hun / oder Hund / oder ander klein Thier / an ein Schnur bindet / vnd es hinein wirfft / fält es bald in Ohnmacht / vnnd bleibt also für todt ligen; wann mans endlich mit der Schnur wider herfür zeucht / vnnd auff den Boden legt / da guter Lufft ist / vnd alsdann mit einem Geschirr voll Wassers begeust / so kompt seine LebensKrafft wider / vnnd laufft endlich wider davon. Diß hab ich / seint zehen Jahren / gar vielmahlen sehen probieren; Aber jetzunder ist dieser Keller / wie auch das Hauß fast verfallen / vnd kan man zur Stigen nicht mehr herunder kommen / vnnd ist selbiger Flecken nicht halber mehr bewohnet / wegen viel außgestandenen Einquartierens etliche Jahr vber nach einander / also daß in diesem Hauß / vnnd den andern da herumb / niemand mehr wohnet. Es ist aber / wie ich schreibe / wahr / dann ichs neben vielen hundert Menschen / selbsten alles gnugsamb gesehen.

Nicht weit von diesem Keller / an dem Berg / da gibt es einen feinen Echo / allda ein Höltzin Pfosten auffgericht / welcher gar klar antwortet / vnd vernimbt man drey oder vier Silben von dreyen Seiten. Es hat noch an andern Orthen daherumb viel Echo / aber dieser ist der beste. Es gibt viel Berge vnd Thal aller seiten; vnd die Leuthe / so allda die Brunn- vnnd Bad-Cur halten / haben offt daselbst ihr Kurtzweil / etwan mit Trompeten vnd anderm / etc. Auß welchem / vnnd auch dem vorgehenden / zusehen / daß vnsere Teutschen auch in ihrem Vatterland allerhand denckwürdige Sachen in Acht zunehmen / vnnd sie nicht so einen weiten Weg biß nach Puzzuolo im Königreich Neapolis, die Schweffel-Keller / vnd das Hundsloch / zu besichtigen / reysen dörffen. Es hat zu Langen-Schwalbach eine feine Kirch / vnd ein Fürstlich Landgräffisches Hauß.

Ehe vnd zuvor der Wein-Brunnen allhie bekandt vnd in Gebrauch kommen / haben sich die Einwohner oder Bürger dieses Orths / (wie sie sich nennen) deren vber die hundert Haußhaltungen es allhie gehabt / mit dem Tuchmachen vnnd Wollenweben ernehret / vnnd Jährlich ein grosse Anzahl Tücher verfertiget / solche in beyde Franckfurter Messen verkaufft / vnnd nicht geringen Nutzen geschafft; Nun aber seythero der Brunnen zu FriedensZeiten / in so grosser Anzahl Volcks / Jährlich den gantzen Sommer vber besucht wird / dahero dem Inwohner grosser Nutzen zu kommet / haben sie das Tucher machen allgemach fallen lassen / daß man anjetzo nit einen Wollweber mehr da findet; der Orth ist dahero gar schön vnd wol erbawet / mit vielen grossen vnnd bequemen Häusern vermehret worden. Anno 1632. vmb Johanni ist durch einen Soldaten ein Schuß nach einem Vogel geschehen / so ein StrohTach auff einer Schewren angezündet / davon in einer Stund 50. Gebäw in dem vndern Flecken abgebronnen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_188.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)