Ein Stund von diesem Schwalbach ligt der Flecken Berstatt / so vor Zeiten / als die Römer Wißbaden bekommen / eine grosse Statt gewesem. Eine halbe Stundt davon ist eine Milchwarme Quell / dem Pfeffers Badwasser gleich: Der Ablauff solcher Quell / fället in ein fürfliessendes Bächlein / darinn viel Krebs gefangen werden / deren die ober der Quell im Sud roth / die andere vnder der Quell gefangene aber gelb werden. Dieses Bächlein theilet die ChurMäyntzische vnd Hessische Lande der Orths von einander / vnnd vnfern davon grentzen auch zweyer Graffen von Nassaw Lande mit diesen / dergestalt / da man in mitten dieser Grentzscheyduug einen Tisch setzen würde / vier verschiedene LandHerren / jeder auff seinem Grund vnd Boden / daran sitzen köndten.
Anno 1653. den 3. Septemb. New. Cal. ist allhie / zu Schwalbach / deß Herrn Philipp Wilhelmen / Pfatzgraffens bey Rhein / vnnd Hertzogens in Bayern / etc. zu Newburg Fürstlich Beylager / mit der Fräwlein Amelia / Landgräffin zu Hessen / Darmbstättischer Lini / gehalten worden.
Ist der ältisten Fürstlichen Hessischen
Stätte eine in der Graffschafft Ziegenhain /
erbawet. Wird von einem Brunn /
der am Eyßberge gelegen / also genannt.
Von dem Schloß ist nur allein das jetzige
Rathauß noch vbrig. Es ligt dieses
Stättlein / zusambt seinem Aemtlein / vnnd
Gericht / ObernAula / von der Statt
Neukirchen / zur seyten / gegen Nordost / vnd ist
Anno 1636. gantz eingeäscher worden;
dabey ein sehr schöner Teich ist. Zu beeden
seyten ligen zween vberauß hohe Berge;
deren der eine der Knüll / oder Knöll genannt
wird / vnnd auff einer weit vmbfangenen
Höhe gelegen / vnd / neben dem Meichßner /
der höchste im Lande ist. Der Ander / so
gegen vber / auff der von Wallenstein
Gebiett / vnnd am Stifft Hirschfeld / heist der
Eisenberg / oder Eyßberg / weiln man gar
spat ins Jahr hinauß / in dieser Gegend /
noch Eyß findet; an welchem viel
Eysenhütten / vnnd auch vor etlichen Jahren ein
Alaunbergwerck erfunden worden. Es hat
diese Statt / so wol in den Inheimischen
Kriegen / vnnd Fehden / als auch durch
Brandt / viel erlitten. Zwischen
Schwartzenborn / vnnd Herßfeld / wohnen die von
Wallenstein.
Ist anfänglich ein einsames Schloß vnd
Thurn auff einem hohen Hügel vnnd
Steinfelsen erbawet / vnnd mit einer festen
Mauren vmbgeben gewesen / so annoch biß
heut zu Tag die Oberburg genennet wird /
welches Schloß hernach / als das Adeliche
Schenckische Geschlecht sich ergrössert /
rings vmbhero mit noch fünff Adelichen
Wonhäusern vnd andren neben Gebäwen /
zweyen Ringmawren / vnd zwischen
denenselben einem Zwenger vnd dreyen Pforten
vmbgeben vnd auffgeführet worden / vber
deren inwendigsten die Jahrzahl 1482. in
Stein gehawen. Ausserhalb dieses festen
Burgplatzes zur lincken Hand deß
Außgangs gegen vnd in dem Flecken / seynd /
ohne die vorige / noch zwey Adeliche
Wohnhäuser gestanden / als nemlich eines im Thal
innwendig der Stattmawren / so An. 1607.
erbawet / das ander auff der Newstatt / so
ausserhalb der Ringmawrn / vnd ist der
Flecken dazumahl in hundert vnd zwantzig
gemeinen Bürgerlichen Haußgesässen / vnd
4. Pforten bestanden. Deren zwo von
Zeiten hero gantz verödet vnd nidergefallen. Als
aber die Casselische in verwichenen 1636.
Jahr / solches verwahrte Hauß durch 80.
Mann zu Fuß besetzen lassen / in Meynung /
denen zu nechst auff Amöneburg gelegenen
Käyserlichen Völckern / die Contribution
abzustricken / vnd vmb deß willen der Käys.
Gener. Bönighausen / sampt beyden
Graffen von Manßfeld / vnd Ritberg / mit ihren
vnderhabenden Troppen / so in 16.
Regimenten bestanden / solchem Beginnen
abzuwehren / den Flecken Anfangs plocquirt /
hernachgehends hinein gerücket / aber / nach
dem die NiderHessische mit Granaten
herausser geworffen / vnnd also die
ausserwertige ligende nichts gegen sie effectuiren
können / haben sie hin vnd wider im Flecken den
6. Julij selbigen Jahrs verschiedenlich
Fewer anlegen lassen / wordurch selbiger in
drey Stunden beneben allen Adelichen
Gebäwen / Kirchen vnd vbrigen 2.
Statt-Pforten / gantz vnd also eingeäschert
worden / daß hiervon mehr nit / als zwey kleine
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)