Seite:De Merian Hassiae 193.jpg

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welchen die Feinde wider herauß geschlagen worden / im Abzug / von Ihnen / angesteckt / vnd fast der dritte theil abgebrant worden.

Das Ampt bestehet ohngefehr in 26. Dörffern / welche alle fast in sehr tieffen Gründen / an schönen herrlichen Fischwässerlein ligen / vnnd begrifft die helffte deß Riedforsts / so eine treffliche / vnd alte Wildbahn ist / in sich. An der Fulda hat es eine feine ebne / auch etwas Weinwachs; in welcher Gegend / bey dem Dorf Alten Morschen / das schöne / sehr lustige / vnnd weit vmbfangene Closter Heyda liget / welches gantz noch von Stemen / sampt der Kirchen / in seinem quadrat / vnd Clösterlicher Form / stehet / durch Landgraf Moritzen aber / die Ingebäw etwas verändert / vnd sehr viel vornehme Fürstliche Säle / Gemächer / vnd Cammeren / darinnen gebauet worden / daß ein grosser Fürstlicher Hofstat allda wol wohnen kan. Hat zwo schöne / liechte / vnnd hohe Creutzgänge / vber einander vor den Gemächern rings vmbher gehen / dazwischen ein Lustgärtlein / vnd im vntern Creutzgang / neben einem schönen gewölbten Saal / vnnd Gemächern / alle zur Haußhaltung gehörige Zimmer. Die Kirch ist vberauß schön hoch / liecht / hell / vnd zierlich angestrichen / vnnd hat das Gewölbe / so doch sehr weitläuffig / keine Säulen. Vmb die Kirche / vnd Closter / hat es einen schönen Lust: vnd Baumgarten / gegen vber / wiewol alles in der Ringmauer / hat auch viel andere gantz von steinen auffgeführte Scheuren / Stelle / vnnd andere zur Haußhaltung gehörige Gebäw / vnnd mitten auffm Hofe einen schönen von Stein außgehauenen doppelten Springbrunnen. An dem Closter ligt / in einer schönen weiten ebenen Awe / an der Fulda / der dem Closter zugehörige Acker: vnd Wisenwachs beysammen / dahin ein sehr treffliches außsehen / in welchem man auch / an einer Ecken / auff einem Felsen / die Gemäuer von der alten Walfart deß Cappelbergs siehet; in gleichem bey dem Dorff Camefeldt / einen grossen Felsen / von schönem weissen Alabaster / darauß grosse Tafeln / vnnd Steine / gebrochen werden / davon auch die Capell zu Rotenberg / Item ein vornehmes Gemach zu Cassel / vnnd die Fürstlichen Begräbnuß daselbst / gebauet worden. Vnnd findet man dieses Alabasters zwischen Rotenberg / vnd Morschen / zu beyden seyten der Fulda / sehr viel / auch nunmehr rothbraunen Marmor / mit bunten Adern. Auß dem Alabaster wird auch ein schöner gleissender Gips gebrant / so zu ansehenlichen Gebäuen sehr gebraucht wird. Zwischen alten vnd neuen Morschen / ligt auch ein höltzerne Fahrbrucken / vnnd Landstrasse vber die Fulda / dabey eine Schleusse / wie auch zu Rotenberg / massen / vor dem Kriegswesen / man biß auff Hirschfeld mit den Lastschiffen fahren können. In diesem / wie auch Rotenbergischen Ampt / vnnd mehrentheils deß Fuldastrohmbs / ist / von wegen der vielen Gehöltzer / vnnd Weyden / vnnd der Flachs-Zucht / der Woll: vnnd Garnhandel / sehr starck. Es hat auch in diesen Aembtern / Rotenberg / vnd Spangenberg / der verwüsteten Dörffer / vnnd Kirchschedel / gar viel: daher vermutlich / daß diese Gegend deß Landes / da bevor / weit Volckreicher / vnd besser / gebauet gewesen seyn müsse. Vnd scheinet / daß der Sullingswalde daher nicht gar alt seye / weil man noch sehr viel Gemäuer von verwüsteten Dörffern / Kirchen / vnd dergleichen / darinnen findet / mehr / als an einem Ort im Lande. Deß Jahrs 1647. ward das Stättlein Spangenberg gantz außgeplündert; das Schloß aber allda von den Keys. vergebens beschossen / etc.

Dieser Fürstlichen Nider-Hessischen Statt / zwischen Homburg / vnd Eschwege gelegen / Anfang ist zwar vnbewust / allein daß man weiß / daß allbereit Anno 1309. sie im Flor / vnd vor Alters ein besondere Herrschafft gewest ist. Vnd stehet in der Limpurgischen Chronic / daß Landgraf Heinrich in Hessen / zugenannt der Isern / die Herrschafft von Dinwerde / darzu Spangenberg gehöret / erobert habe; welche Herrschafft geachtet seye besser dann 300000. Gülden. Christ. Brouverus schreibet lib. 2. Antiq. Fuldens. c. 11. pag. 148. daß der Landgraf in Hessen / Spangeberg / mit dem Closter Heyda / noch / als ein Lehen von dem Stifft Fulda / innen habe. Im Jahr 1382. ist ein Tagleistung in dieser Statt gehalten worden / da Conradus von Hagnaw zu todt zwischen einer Cammerthür getrucket worden / darvon zu sehen Valent. Müntzer

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)