Seite:De Merian Hassiae 199.jpg

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Häußlein / vnd das Steinene Vntergebäu von Schloß vnd Kirchen vberblieben / haben jedoch mitlerweile zwey von denen Adels-Personen an ihren beyden Behausungen / wie auch etliche Bürger zu ihrem nöthigen Vnderhalt / wiederumb in etwas auffzubauen angefangen / daß / ohne berührte Adeliche Häuser / jetzo 30. domicilia solchen Orts von newem wiederumb vorhanden seynd. Bey welchem Brandschaden dann auch vnter anderm erfolget / daß in der Kirchen die schöne Orgel mit ihrer Zugehör verwüstet / vnd alle Glocke / deren 5. an der Zahl gewesen / heimlich verbracht vnd entfrembdet worden. Folgends als Anno 46. die Käyserischen das Schl. eingenommen / wurden auch an demselben die besten Thürne / sampt einem theil der Mauren / durch Verwahlosung eines Feldweibels / in die Lufft gesprengt.

Es ligt sonsten dieser Orth fast mitten zwischen der Chur-Mäyntzischen Statt Amöneburg / vnd Hessen-Darmstättischen Stättlein Homberg am Wasser die Ohm genannt / vnnd ist ausserhalb fast allerseits mit tieffen Sümpffen / Gräben / wie auch einseits inwendigs deß Fleckens / doch ausserhalb der Stattmawer / vmbgeben. Vnd soll dannenhero auch den Namen Schweinsberg gewonnen haben / daß / als der erste / vom Schenckischen Geschlecht / Walther genannt / in Vorjahren mit der H. Elisabethen / Königs Andreae zu Vngarn Tochter / als Landgraf Ludwigen / Hermans Sohns / Vertrawten / von Preßburg in das Land zu Hessen angelangt / vnd ihme gnädig vergünstiget / an Orth vnnd Enden seines Gefallens einen Sitz zu bawen / er diesen Platz vor andern erwöhlet / welcher zwar / der Höhe halber wolverwahrt / vnd vmbhero wegen deß weiten Prospects / vmbliegenden Wiesengrunds / Gewälde vnnd Wassers / sehr lustig / aber hingegen von Büschen vnnd Gehäg sehr wild vnd raw anzusehen gewesen / daß auch allerhand Gethier / vnd bevorab die wilde Schwein sich auff selbigem sträuchigen / steinklüpffigen Berg auffgehalten / vnnd dahero nicht vngeräumbt dieser Nam von dem damahligen Schencken / welcher / wie auch etliche dessen Nachkommende sich Herrn von Varila, oder Baner-Herrn / vnd vermutlich hernachgehends / als von dem Fürsten zu Hessen / ihnen wegen ihrer Meriten, das Erb-Schencken-Ampt deß Fürstenthumbs Hessen auffgetragen / die Schencken genannt / solchem Orth beygeeygnet worden / etc. Inmassen Munsterus in Cosmograph. lib. 3. fol. 1077. eines Hanns Schenk zu Schweinsberg genannt / so in Anno 1296. auff einem Thurnier zu Schweinfurth am Mäyn / wie auch fol. 1276. Conrad Schenckens / welcher im Jahr 1284. zu Regenspurg vff dem Thurnier gewesen / gedencket.


Sigen.


Ist ein vornehme Statt in der Grafschafft Nassau-Dillenberg / auff einem Hügel vnd Felsen gelegen / vnnd mit Mauren vnnd vielen Thürnen befestiget. Hat ein besonder Schloß darinnen / vnnd nicht fern von der Statt / ein vornehm Eysen-Bergwerck. Das Wasser Sige rinnet vnden hin / davon sie auch den Namen / vnd gehet ein Steinerne Brück allda darvber. Sie ist nicht sonderlich groß / vnnd ligt gegen dem Wasser auff einem ableitigen Hügel / auff welchem zu oberst das besagte Schloß / vnnd Gräffliche Residentz ist. Ligt von Dillenberg dritthalb Meylen / bey den Westphälischen Grentzen. P. Bertius will / daß Sigen deß Ptolomaei Segodunum seye. Vor etlichen Jahren ist diese State inwendig an den Kirchen / vnd andern gemein- vnnd privat Gebäw / vnd Häusern / schön gezieret / vnd gebauet; außwendig aber an den Pforten / mit etlich vnderschiedenen Thoren / gegen das Petardiren / vnnd vberraschen / verwahrt / sonsten auch vmb das Schloß her / mit etlichen Bollwercken befestigt worden. Das Schloß / welches gegen Auffgang oben an der Statt liget / hat Graf Johann der älter von Nassaw renovirt / mit einem schönen Zeughauß / von allerhand Wehren / Geschütz / vnd Zugehör / auch einem lustigen darbey gelegenen Hofgarten gezieret. Er hat auch ein Paedagogeum, dem zu Herborn gleichförmig / allhie fundirt. Item im Jahr 1616. ein Ritterliche Kriegs-Schul / durch den Vest- vnd Mannhafften Capitain / Johan-Jacobi von Wallhausen / durch ein gedrucktes Schreiben auffrichten / vnnd im Jahr 1617. den Anfang machen lassen. In dieser Statt ist geboren Tilemannus Stella

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)