Seite:De Merian Hassiae 267.jpg

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Selgenstatt / oder Seligenstatt / Salingunstad / ins gemein Selingen / drey Meil von Franckfurt / vnd zwo von Aschaffenburg. Es solle dieses Salingostadium, von den Francken / so man Salingos, vnd Salicos, genant / seyn erbawet worden / wie Jacob. Schopperus, in Beschreibung Teutschlands / fol. 179. wil. Abraham Sauer in parvo Theatro Urbium vermeynet: Daß diese Statt vom Salagasto, deme man die Leges Salicas, bißweilen zuschreiben thut / seye erbawet worden: Wiewol er auch meldet / daß andere sagen / sie den Namen von einem Keyser habe / welcher allda seine Tochter / die von einem Studenten / oder von seiner Söhne Praeceptore, hingeführet worden / wider gefunden / vnd gesprochen habe: Selig heißt / vnd ist diese Statt / da der Keyser die Tochter wider funden hat. Sie ligt nächst am Mayn in einer lustigen Ebene / vnd hat ein Benedictiner Kloster / welches Keyser Carl deß Grossen Secretarius, Cantzler / vnd Tochtermann / der Eginhardus, auß den Landgütern / Ober- vnnd Vnter-Mülenheim / an dem Gestad deß Mayns / in dem Moynecgowe, oder Mayngöw / erbawet hat / vnnd dessen Klosters / oder Collegii, erster Abbt Er selbsten gewesen ist; wie Freherus part. 2. Origin. Palat. cap. 6. pag. 22. schreibet; davon auch zum theil Trithemius in Chron. Hirsaug. fol. 10. in Anno 838. zu lesen; allda er gleichwol sagt /: Daß Keyser Ludovicus Pius, mit Zuthun besagten Einhardi, (oder Eginhardi) es gestifftet / vnd dahin die Leiber der heiligen Märtyrer Marcellini, vnd Petri, von welchen auch dieses Kloster den Namen / gelegt worden seyen. Brouuerus lib. 3. Antiq. Fuldens. cap. 14. pag. 224. meldet: Daß allhie auch die Gebeiner der Heiligen Proti, vnd Hyacinthi, mit den Reliquiis S. Hermetis, ligen / vnnd habe dieser Ort vor Zeiten Mülenheim / vnd Mülinheim / geheissen. Es ist allhie Anno 1023. ein Concilium gehalten worden. Besiehe von diesem Ort auch Serarium de Rer. Mogunt. lib. 1. c. 33. pag. 138. der ihn Selegunstadium nennet. Besagter Trithemius aber / in Compendio Historiae fol. 35. et de Origine Francor. fol. 88. Tom. 1. Oper. Histor. ihn Salagastatt / von seinem ersten Erbawer / zun Zeiten Königs Clodii, nämlich / dem obgedachten Weisen Salagasto, (der allhie gestorben / vnd / nach Heydnischer Weise / verbrannt worden) heissen thut; darauß[ws 1] auß Vnwissenheit / das heutige Selgenstatt / wie er sagt / entsprungen ist. Hat in diesem Teutschen Krieg / viel außgestanden: Vnd ist letztlich im Junio / Anno 1638. von den Keyserischen / den Hanawern wider abgenommen worden.


Steinheim / auch ein Stättlein / sampt einem feinen / vnnd etwas in der Höhe / beym Mayn / vnd ein Meil Wegs von obgedachtem Selgenstatt ligendem Schloß; so Conradus III. Ertzbischoff zu Mäyntz; der Anno 1434. gestorben / im Jahr 1424. mit 14. Dörffern / vielen Wasser- vnd Holtz-Gerechtigkeiten / von den Freyherrn von Eppenstein erkaufft hat; wie Bruschius de Episcop. German. pag. 17. b. vnd Serarius lib. 5. Rer. Mogunt. p. 967. schreiben; welcher letzte darzu thut / daß Ertzbischoff Wolffgang etwas am Schloß allhie gebawet habe / der Anno 1061. gestorben ist. Es haben sich allhie Anno 1631. im November 800. Keyserisch- vnd Mäyntzische Soldaten / wider den König auß Schweden / gewehret / denen er doch endlich einen freyen Abzug verstattet. Hergegen haben sich Anno 1635. im Septembri, die Schwedischen allda auff Gnad vnd Vngnad ergeben müssen.


Vrsel / oder Ober-Vrsel / in der Graffschafft Königstein / wie Dilichius in der Hessischen Chronick sagt / bey drey Stunden gehens von Franckfurt / allda es vor Jahren ein gute Buchdruckerey gehabt hat. Es ist dieses Stättlein Anno 1622. von den Braunschweigischen in Brand gesteckt worden. Carve, im 2. Theil seines Reyßbüchleins / meldet: Daß Vrsel Anno 1640. von den Weymarischen erobert; aber von den Mäyntzischen wider erstiegen worden; bey welchem Einfall sich die Weymarische in die Ober-Statt (oder Burgk) salviert / doch auch auff Gnad vnnd Vngnad ergeben; die man nach Höchst gefangen geführet. Die Mäyntzische bekamen gute Beuten / vnd viel Pferd. In dem tom. 4. Theatri Europaei f. 221. a. stehet hievon also: Die in Ober-Vrsel aber von fünff Compagnyen Reutern / vnd Dragonern / waren gar zu sicher / vnd hielten keine Wacht / wolte auch kein Warnen bey ihnen helffen: Darumb der Keyserische Obrist Wolff / vmb den 22. Julii kam / sie auß dem Schlaaff zuwecken / der das Stättlein deß Morgens früh vmb drey Uhr petardiret / vnnd an vier Orten anfallen thäte / der ersten zehen tod machte / die andern alle von vngefähr dreyhundert / vnter denen bey zwey vnd zwantzig Officierer gewesen / mit Haab vnd Gut gefangen genommen / die gemeine Reutter vntergestellet / vnnd die Officierer noch darzu auff Rantzion gesetzt; welchen groben Fehler / ihnen Männiglich vor vnverantwortlich angezogen / von denen allen noch etliche wenige nach Friedberg entrunnen. Hergegen gibt die Vrsach deß Weymarischen Vnfalls zu Vrsel gedachter Irrländer Carve, am 347. Blat / da er diese Niederlag weitläuffig beschreibet / deme / weil die Weymarische mit den Kirchengütern / so vbel da gehauset haben. Wie er dann am 348. Blat / diß Exempel erzehlet; als ein Schwedischer Soldat / bey Außplünderung der Kirchen / einen geweyheten Kelch vberkommen / vnd in denselben / mit Ehren zu reden / seine Notturfft / mit Gottslästerlichen Worten / gethan / daß er von GOtt gestrafft worden seye / in deme / als er auß der Kirchen gehen / vnd die Treppen hinunter steigen wollen / er vnversehens darnider gefallen / vnd mit seinem Messer / welches er bey sich in den Kleydern getragen / sich schwerlich verwundet; so nicht geheilet werden können / sondern er im Gestanck von Eyter / vnnd Würmen / habe sterben müssen. Anno 1645. im Monat Majo, als die Hessische / Königsmarckische vnd geschlagene Weymarische

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: daranß
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)