sich enden. Vnd solche Häuser waren schlecht hin mit Stecken oder auß Leymen vnd grossen eychenen Balcken zusammen gemacht / vnd gekleibt / vnd mit einem ströhernen / oder von Esten vnd Laub gemachten Tach / sampt einem Loch daran / ohne Schornstein oder Rauchfang / zugerichtet. Daher sie ihre Wohnungen Jährlich geändert / vnnd sich an einen andern Orth begeben. Sie haben ihnen auch Gruben vnter der Erden gemacht / vnd solche mit Mist bedeckt / damit sie im Winter darinnen wohnen / auch die Früchte da behalten köndten. Mit der Zeit aber haben sie die Häuser zusammen zusetzen / vnnd Ziegel / Kalck / vnnd dergleichen zugebrauchen angefangen / so sie von ihren Nachbaren erlernet. Gleichwolso ist solche Zusammensetzung etlicher Häuser auff offenem Felde / bey ihren darzwischen gelegenen Feldgütern / vnd zwar gemeiniglich an denen Orten geschehen / da ein Wasser oder Brunnen gewesen ist. Daher dann von dem Wörtlein Pach / Pagus entstanden / so nicht ein solches Dorff / wie sie heutiges Tags seyn / sondern ein guten Strich Lands / ein Gebiet oder Marck / an einem Wasser oder Bach gelegen / bedeutet / so man eine Brunnenschafft hette nennen können / vnnd die Sachsen Börde / die Anglo-Britanner Shyr / oder Schyr / vnd die Franckreichische noch Pays, wir aber ein Göw nennen / als Hennegöw / Wormsergöw / Craichgöw / etc. so sich auff viel Meil Wegs erstrecket / vnd da viel Weyler / Dörffer / Flecken / etc. beysammen gewesen / die ihre besondere Gemärckung vnd Grentzen / vnd jedes Göw seine / vnder der Franckreichischen Regierung / von den Königen vorgesetzte Beampte vnd Obrigkeiten / nemblich Comites oder Graffen gehabt; die Innwohner aber vnd Vnderthanen / Pagenses, das ist / Landsleute / genant worden seyn. Besagte Dörffer / Flecken / etc. haben sie folgends vmb etwas zu verwahren / vnd einen Zaun vnd Haage darumb zu machen angefangen / auch Schlösser vnd Castell erbawet / an welchem die Burgen oder Marcktfleck / ohne Mauren gelegen gewesen / die sie / wie auch die Dörffer / mit der Zeit mit Mawren vmbgeben / vnd also zu Stätten gemacht haben. Vnd hält man darfür / daß schon / vor Käyser Carls deß Grossen Zeiten / Stätte in Alt Teutschland gewesen / als zu solcher Erbawung der Hunnen König Attila Vrsach gegeben hatte: wiewol solche noch gar gering waren / biß zu Käysers Henrici deß Ersten (da allezeit acht Bauren einen Bürger in den new erbawten Stätten ernehren / vnnd ihr vbriges Getreyd in dieselbe haben führen müssen) vnnd der Ottonum Zeiten / wegen der stätigen Einfäll der Vngarn / vnsere Vor-Eltern solche fester zu machen seyn gelehret worden: also / daß folgends Teutschland je länger je mehr / sonderlich nach dem die Käyser in demselbigen beständig zu verharren / vnd die gute Künste allda zu grünen angefangen / zu desselben / vnnd gantzer Christenheit / Schutz / befestiget worden ist. Vnd wie die Dörffer vorhin sich geendet: also haben auch die Stätte / so darauß gemacht worden / an vielen Orthen solchen Namen behalten / als von Ach oder Wasser / Brysach / Creutzenach / etc. von Trecht oder Vberfahrt / Vtrecht / Dordrecht / etc. von Haym / Pforttzheim / Hildeßheim / etc. deren theils abgebrochener Weise an
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_006.png&oldid=- (Version vom 6.1.2019)