Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 010.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kurtze Beschreib- vnd Abthei-
lung deß Teutschlandts.


Vor Zeiten seyn alle Septentrionalische Völcker / vom Mari Caspio, hinder dem Ponto Euxino, bey dem Wasser Oby an / biß an das Atlantische Meer / hinder Portugal / mit zween Namen / der Scythen / vnd Celten genennet worden. Vnd vnter diesen seynd fünfferley Völcker damahlen begriffen gewesen / als die Illyrici, (oder Vindelici, Norici, Pannonii, Dalmatae) Germani oder Teutsche / Galli, jetzt Frantzosen / Hispani vnd Britanni: Welche fünff Völcker alle von einem Vatter / vnd Vrsprung / nemblich dem Aschenaz / Gomers Sohn / Japhets Enckel oder Enig Sohn / vnd Noah Vhrenckel / herkommen seyn; Von welchem Aschenaz / welcher auch Tuiscon, vnd Celta genant worden / noch die Teutschen von den Juden Askenazim geheissen werden. Die Galli seyn folgends von den Außländern auch Galatae genant worden / deren Spraach in Asia etwan der Trierischen bey vns gleich gewest seyn solle. Die Ankunfft deß besagten Aschenaz / oder Tuisconis, in diese Länder / wird vmbs Jahr 1792. nach Erschaffung der Welt / vnnd nach der Sündfluth 136. gesetzet. Es ist aber / folgender Zeit / ein anderer Name / an statt deß Celt- vnnd Scythischen / vnsern Vor-Eltern / nemblich German / wegen ihrer Kriegs-Thaten / von ihren eygnen Feinden / gegeben worden / so seinen Vrsprung von den alten Celtischen Worten gerre, vnnd mann, oder vom Krieg vnd Mann / das ist / ein Kriegsmann / gehabt hat. Sie aber selbsten haben sich vntereinander nicht Germanen / sondern von GOtt dem Allerhöchsten / den sie in ihrer Sprach Theut hiessen / thi Theuton / oder die Theuten / genant: Daher die Wörter Theutischon / Teutisci, Theodisci, Tiutisci, Teutiscones, Teutsch / vnd andere mehr / kommen seyn / vnd das Land Teutschlande / vnd Teutiscia geheissen worden ist. Mit der Zeit ist auch der Nam Alemann / von einem besondern Volck / so sich zusammen gethan / im Obern Teutschland auffkommen. Vnd ob woln vor Zeiten Teutschlandt nur biß an den Rhein gangen; So seyn doch folgends / als auch die Teutsche vber denselben in Galliam gezogen / vnd sich daselbst gesetzt / viel Landschafften zu Germanien gerechnet worden; als das Schweitzerland / vnd Lothringen zum theil / Item die Vnder-Pfaltz / Westerreich / die Bistumber Straßburg / Metz / Speyer / Wormbs / Mäyntz / Cölln / etc. vnd die 17. Burgundische Provincien / oder das Nieder-Teutschland. Daher es dann kompt / daß deßwegen Theils vermeynen / daß das jetzige Teutschlandt grösser als das alte seye; da doch das alte Teutschland viel grösser / als das heutige ist; dieweil der Zeit allein eygentlich zu Teutschland gerechnet werden die jenige / so sich der Teutschen jetzt gewöhnlichen Spraache gebrauchen; Vnd also die Dennemärcker / Norweger / Schweden / vnd viel andere so Teutschen Herkommens seyn; neben vielen Ländern / als Polen / Vngarn vnd andern / so vorhin zu Teutschland seyn gerechnet worden / davon außgeschlossen werden: Vnd dieses die Grentzen deß jetzigen Teutschlands seyn; Von Mittag / vber der Thonaw / das Welsche Gebürg; Von Morgen / Polen vnd Vngarn; Von Abend / vber dem Rhein / die Frantzösische Provincien / Picardy / vnd Campania, oder Champagne; Item Burgund / Savoja / vnnd wie

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_010.png&oldid=- (Version vom 9.3.2019)