Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 018.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so beyderseits eine schöne Landschafft von Weinwachs / vnd allerhand guten Früchten hat. Vnd bringet solcher See der Statt grossen Nutzen / nicht allein der herrlichen Fisch / vornemblich / der Bratfisch / sondern auch der Kauffmanns Güter halber / die man auß Italia vber den Vogel- vnnd Splügen- oder Splügnerberg / alsdann vber den Wallenstätter See / in diesen Zürich-See / darnach auff der Limmat / so auß dem See in den Rhein fleust / in das Ober- vnd Nieder Teutschland komblichen verfertigen kan. Vnd gehet durch das Thalgeländ der Statt Zürich / vnnd vber den See hinauff / die allergängste Landstraß von Straßburg / dem Elsaß vnd Basel / zu den Rhaetiern / vnd fürters vber das Alpgebürg in Italiam. Es hat zu Zürich auch ein anders Wasser die Syl genannt / so gleich vnter der Statt in die Limmat kompt. So hat es auch da einen Bach / so von Hottingen herein durch die Statt gehet. Von Kirchen sein allda zu sehen / das Grosse Münster / oder Ecclesia Praepositurae sanctorum Felicis et Regulae, so die erste vnd ältiste Pfarr-Kirch / so ihren Anfang zeitlich / vnd noch zu der ersten Könige in Franckreich Zeiten / genommen / vnd vor der Regierung Käysers Caroli Magni (der sie Anno 810. etwas weiters begabet hat) die Begräbnuß der H. Märtyrer / Felicis, Regulae, vnd Exuperantii, so allda vom Decio, vmb das Jahr Christi 306. vngefährlich / gemartert / genant worden ist. Darnach das Frawen-Münster / so vom König Ludwig in Germanien / besagten Käysers Caroli Magni Enig Sohn / erstlich gestifftet / vnd begabet worden / dessen Tochter Hildegard die erste Abbtissin darin gewesen. Ferners die Kirch zu S. Peter. Der Prediger Münch / so Anno 1230. hieher kommen / Kloster / ist jetzt ein Begräbnuß der Abgescheidenen / gleich wie der Barfüsser ein Speicher deß Allmosens / vnd der Augustiner Münch / so Anno 1265. hieher in die kleinere Statt gelangt / der Zeit auch ein Speicher der Armen ist / darauß man täglich den Armen Speiß vnd Vnderhaltung reichlich mittheylet. Die Samblung ist ein Spital der Krancken. In dem Oetenbacher Kloster werden jetzt arme vnd alte baufällige Leute / kleine Kinder / vnd Wäysen / erhalten / ist auch ein Zuchthauß für vngehorsame Kinder / so allda zur Arbeit angetrieben werden. Dann diese Statt der Reformirten Religion gantz zugethan ist / nach dem Anno 1519. Viricus Zwinglius das erste mal allhie zu predigen angefangen / vnnd darauff die Reformation allgemach fürgenommen / Anno 1524. die Bilder abgeschafft / Anno 26. die Altär auß den Kirchen gethan worden / vnd folgends Anno 1529. vnd 31. die zween Capler Krieg mit den Römisch-Catholischen Orthen / erfolget seyn. Anno 1652. hat daß Wetter allhie grossen Schaden gethan / auch in den Pulverthurn geschlagen. Sonsten ist neben der herrlichen Bibliothec / vnnd Spital / das Rathhauß / vnnd gegen vber das Richthauß; Item das Kauffhauß / Kornhauß / die Metzig / vnd die Papyrmühlen / etc. zu besichtigen. So hat es da ein hübsches wolgerüstes Zeughauß von aller Kriegs-Notturfft; Item einen schönen erhöchten Platz / mit Quaderstücken eingefast / so vff dem Hof genannt wird / auff welchem viel Lindenbäum / vnnd darunder Steinerne Tisch stehen / darauff die Bürger Sommerszeiten ihre Zechen halten / vnd sich mit dem Armbrustschiessen erlustigen können. Ausser der Statt haben sie ein sehr lustig Schützenhauß / so auff einer lustigen Wiesen erbawet ist. In diesem Schießhauß sind der Eydgenossen erhaltene Sieg / sampt den Wappen / gantz schön in den Fenstern mit Farben eingebrennt vnnd gemahlet. Es hängt auch ein Tafel in diesem Schießhauß / auff welcher die Statt Zürich abgemahlet / allda auch von der Statt Anfang / vnd Erbawung zu lesen; Welcher Paner / Keyser Rudolphus I. mit einem rothen Schwenckel gezieret vnnd begabet / vnd ihr zugelassen / daß sie eine Käyserliche Cron in ihrem Wappen führen möchte. Der auch / als er wider den König in Böheim gezogen / vor dem Angriff / hundert Burger von hinnen / zu Rittern geschlagen / vnd dieselben zu vorderst an den Streit verordnet; die aber mehrertheils erschlagen / vnd auff eines Rahts allhie Verordnung / ihre Wappen in der Barfüsser Kirch zu Zürich / an beyden Seiten zur Gedächtnuß gemahlet worden seyn. So haben noch allhie die von Adel ihre sonderbahre Gesellschafft / so man Constaffel nennet. Vnd

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_018.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)