Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 064.png

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Glieder. Es ist diß warme Bad auch gut zu vertreiben den Schmertzen deß Haupts / es stärcket die Gedächtnuß / das Gesicht vnd Gehör / eröffnet die Verstopffung deß Hirns / vnnd der Nerven / als da sein die Fallend-Sucht / der Schlag / der Krampff / etc. Soll auch denen Wassersüchtigen gut vnd fürträglich seyn. Ob aber bey der gedachten newen Wasserleitung nicht die Würckung geschwächt worden seyn mag / davon lassen wir die vrtheylen / so sich dieses heylsamen Bads / vnd Wassers / (so ab Golt vnnd Kupffer kompt / vnd gar keinen Geschmack hat) seydhero gebraucht haben / vrtheilen. Besiehe hievon Münsterum lib. 5. Cosmogr. c. 77. fol. 753. der letzten edition, Stumpf. l. 10. Chron. Helvet. c. 23. Guil. Fabric. Hildanum, de conservanda valetudine, vnnd Augustinum Stöcklin in Nymphaeo B. Virginis Mariae Fabariensis.


15. Walhenstatt /

Von Theils Wallenstätt / von wegen der anstossenden Walhen / vnnd Rhaetiern genannt. Hiesse vor Zeiten Ripa, Riva, vnd Riva villa, oder am Gestad: Dann dieses Stättlein Walhenstatt / so noch zur obgedachten Herrschafft Sargans / vnnd den 7. ältisten Orthen in der Eydgnoßschafft gehörig / zu oberst am Walhen-See gelegen / darüber man fährt. Vnd ist dieser Ort ein Behaltnuß der Kauffmanns-Güter / so auff / oder ab / vber den See (so gar tieff / vnd von 2. Meylen lang / vnd sich darein bey der Statt der Fluß Seez versenckt) gefertigtet werden. Da ist grosse Niederlag / Samblung / vnd Herberg der Frembden / so die Straß vber den See brauchen / vnnd offtmahls wegen Vngewitter da still ligen müssen. Dann die Straß neben dem See hinab gar weit / rauch vnnd gleichsamb vnwegsamb / jedoch von Anno 1603. vnd 4. etwas besser worden / da man mit grosser Mühe vnd Arbeit / an vielen Orten / durch den Felsen hawen / vnnd die Straß also verbessern lassen / daß dieselbige nunmehr / in Vngestümmigkeit deß Wallenstätters Sees / neben Liefferung eines gebührenden Weg-Gelts / kommlich vnd bequem / es sey mit reiten / oder gehen / etc. mag gebraucht werden. Dd. Stumpf. vnd Munsterus, beyde in dem letzten Druck. Es haben sich die Rhaetier / vff der Seiten deß Walhen-Sees / in die Gastern begeben / welcher Tract vnd Gelegenheit auch noch Rhaetische Namen hat; vnnd von den Teutschen Helvetiern Walhengestad / vnd Walhen-See / von dieser Welschen Beywohner wegen / genannt worden ist / vnangesehen / daß von vnerdencklichen Jahren her allein die Teutsche Spraach der Enden in Vbung gewesen ist. Welcher der Rhaetier Zug hieher 58. Jahr vor Christi Geburt geschehen seyn soll / als die Helvetier ihr Land verliessen / vnd auff Gallien zu zogen. Sie schlugen damahlen auch der Orten ihr gewaltig Läger / vielleicht / daß sie besorgten / die wiederkehrende Helvetier / oder andere vberfallende Teutschen / würden sie widerumb hinweg schlagen wollen. Also nun ist den Raetiern dieses Land verblieben / vnd der Enden / ihnen nach / Castra Rhaetica, das ist / der Rhaetier Feldläger / genannt worden; darauß folgends Gastern / vnd Gastal; Vnd die Gegenseite / so jenseits daran stosset / von den Teutschen Landsässen die Marck genannt worden / weilen biß dahin der Helvetier Gebiet sich damals erstrecket hat. Gulerus in Raetiae descript. lib. 1.

Es ist auch ein Riva zu oberst am Cumer-See / der Zeit ein stattliche / den Graubüntern gehörige Vestung / allda die Güter / so man von Cleve dahin bringt / zu Schiffe geladen / vnnd / vber den besagten See / nach Como, vnd Meyland geführet werden. Solle vorhin nur ein Wirths- vnnd Kauffhauß gewest seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_064.png&oldid=- (Version vom 2.4.2020)