Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 079.png

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die Herrschafft Mayenfeld / Belfort / vnd Churwalden / S. Peter vnd an der Langenwiß in Schanfick; darnach wieder die von Davos / vnnd so fortan / die Bund-Land-Ammanschafft haben solle. Die Erwöhlung aber eines solchen Bund-Land-Ammans soll durch die Abgeordneten deß Gesampten Bunds / auff mitten Aprilen / zu Davos geschehen; daselbsten auch das Archivum, wie bißhero / vnd die Panner; das Sigill aber in jedes Bunds-Land Ammans Handen / verbleiben solle.

Nach diesem Vergleich / hat es andere Strittigkeiten Anno 44. in den Pündten / zweyer Kirchen wegen / geben. Es haben sich gleichwol die zu Zizers verglichen / daß die grössere Kirch allda den Römisch-Catholischen / als den meisten; die Obere aber den Evangelischen angehören solle. Anno 46. hat sich der Capuciner halber ein Strittigkeit erhoben / da die Catholischen Sie haben; die Reformirten aber solche nicht gedulden wolten. Es hat aber Herr Johann Flungius, Bischoff zu Chur / Anno 1647. seine eigene Beicht-Vätter / zween Capuciner abgeschafft / mit vermelden / wolte lieber gute Nachbarschafft / als Sie / haben / könte wol Andere / bekommen. Worüber / auff der Reformirten Seiten / Herr Feldmarschall von Salis ein stattliche Red gethan / vnd ist ein allgemeiner Schluß erfolgt / daß so wol in gemeinen drey Bünten / als auch im Veltlin / auffs new / alle Capuciner solten auß- vnnd abgeschaffet werden. Vnd so viel stehet in dem angezogenen Theatro.

Von Stätten nun haben die Grawbünter folgende / als


Chur / Cur.

Diß ist die Hauptstatt in Grawbündten / ein wenig minder / als ein halbe Stund vom Rhein / an zweyen Bergen / siebendhalb grosse Teutsche Meilen / oder sechszehen Stund gehens / von Bregentz / vnnd zehen Stund / oder vier Meilen von Feldkirch / vnd dreyzehen welscher Meylen von Meyenfeld gelegen. Den Namen führet man her vom Käyser Constantio, deß Grossen Constantini Sohn. Dann / als selbiger sein Läger / vnd Käyserlichen Hof / da er / von Meyland herauß / wider die Alemannier zog / in Rhaetien gehalten / vermeinet man / daß dardurch / in selbiger Zeit / die Statt Chur sich erstlich erhoben habe. Sintemal vorhero ihr bey keinem Scribenten nirgend gedacht werde / vnd geschehe keiner andern namhafften Gebäwen in dieser Gegend Meldung / als allein 3. Vestinen / Marsöil / Spinöil / vnd Ymburg. Vnd zwar / so hat der Römische Landvogt / so vber die erste Rhaetiam gesetzt war / seinen ordentlichen Hoff / in den besagten zweyen alten / vnd vesten Schlössern / so zu Chur / noch vor Erbawung der Statt / auff der Höhe gestanden / da jetzund der Bischoffliche Hoff ist / gehabt. Beyde Schlösser / nämlich / Spinoila, oder Dorn in Augen / vnd Marsoila, oder Krieg in Augen / wurden allein durch einen Graben von einander vntertheilet. Von Marsöil siehet man noch ein alten zerbrochenen / vnnd jetzund auch durch Brunst geschädigten Thurn / so der jenigen Burg einverleibt / die dieser Zeit durch einen Bischoffen von Chur bewohnet wird / vnd zimlich / ob sie wol durch Fewer offt verwüst worden / gebawet ist. Spinöil ist geschliffen / vnd zu einem Weingarte gerahten / den man jetzund / auß Mißbrauch / für Spinöil den Spanier nennet / doch siehet man noch allda etliche Spaar alter dicker / vnd starcker Mawren. Ymburg ist ein gar alt herkommene Veste / vnter den jetztgedachten beyden / auff ebenem Boden / gelegen gewesen / vnnd gestanden / da jetzund das Rath- vnnd Kauffhauß mitten in der Statt Chur ligt / so die Rhaetier in ihrer Spraach Plaunaterra, oder Ebenland genannt. Vnd hieher seyn / in den Verfolgungen der Keyser Diocletiani, vnd Maximiani, die zwey Geschwistrige / Felix vnd Regula / kommen / als sie in Gallien fliehen wolten: Aber / sampt ihrem Mitgesellen Exuperantio, zu Zürich / dahin sie von Ymburg / durch das Glarnerland / vnnd Zug / kamen / von dem Römischen Landvogt / der daselbst auff dem Hoff sasse / gefänglich angenommen / vielfaltig gemartert / vnnd endlich vngefähr vmbs Jahr Christi 303. getödtet worden seyn. Vnd dieweil die Schlösser hiebevor an diesem Ort erbawen / ein Hof vnd Wohnung waren / Erstlich der vornehmbsten Rhaetischen Herrn / darnach der Römischen Landpfleger / vnnd folgends / wie gesagt / auch deß Keysers Constantii Herberg / vnd Fürstlicher

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_079.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)