Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 080.png

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Hof / so hat diese Statt grad zu Anfang den Nahmen Curia empfangen / das heist zu Teutsch ein Hof. Es haben auch nachwerts die Bischöff allezeit ihren Hoff in dem Schloß Marsöil / vnd darbey auffgerichten Gebäwen / gehalten / daher man es noch daselbst auff dem Hoff nennet: Hiemit hat die Statt / in ihrem Bezirck / allein den Welschen / gleichwol auch den Lateinischen Namen Curia, oder Chur / das Schloß aber / die Domkirch / vnd Praepositura Ecclesiae Curiensis, sampt dem gantzen Emfang der Dombherren Häuser / allein den Teutschen Namen Hoff / biß auff vns behalten / daselbst ein Thurn Amburg genannt / darinn der Domherrn Tafelstuben ist. Zwar es nicht vnglaublich / dieser Platz / so in alter Rhaetia vnter die fruchtbaresten / vnd allergelegenesten Ort gezehlet wird / sey von Anfang bewohnt gewest / vnd habe folgends / wegen deß Passes / vnd Residentz der Römischen Landpfleger / so die Schlösser Marsöil / vnnd Spinöil / inhielten / an Volck vnd Gebäwen / wie das allerhand Gelegenheiten mitbringen / trefflich zugenommen. Zun Zeiten Dieterici von Bern / oder Königs Clodovaei M. in Franckreich / hat S. Fridelin / so eines Königs zu Schotten / vnnd Irrland / Sohn sol gewest seyn / den Christlichen Glauben allhie geprediget / vnnd Hilarii Kirch erbawet / jenseit dem Wasser Plessur / so neben der Statt Ringmawren herein fleust / da es noch heutiges Tags zu S. Hilarien / oder S. Lärien heist / vnd noch etwas Anzeigungen einer Kirche sampt angehencktem Bruderhäußlein / gefunden werden. Ist nicht S. Martins Kirch / als etliche haben vermeynen wollen. Die Christliche Religion allhie / ist durch Lucium, Königs Coilli in Britannien Sohn / deß Arviragi (dessen Juvenalis sat. 4. gedencket) VrEnickel / geprediget worden / der auch allda vmbs Jahr 176. oder 179. oder 183. vnd nicht in Engelland oder Schotten / wie Polydorus Vergilius, vnd Andere / wollen / gestorben. Man helt darfür / daß der siebende Bischoff allhie / Valentianus, S. Lucii Kirchen / darinn er begraben ligt / Stiffter gewesen sey / als zuvor nur ein Zell / oder Bethäußlein / daselbst gestanden / welches S. Lucius erstlich dahin gesetzt / vnd zu seinem Brauch auff das einfältigste soll zugerichtet haben. Solch Gebäw ligt gleich ob der Statt Chur / an einem fruchtbaren Weinreichen Rain / oder Halden / vnd allein durch einen Weyer / Weingart / vnd Stalficker Landstraß / von dem Bischoflichen Schloß vnnd Hoff / so darunder stehet / abgesondert / ist hernach zu einer Aptey Praemonstrator Ordens gerahten: Aber letztlich / wegen schwärer Mißhandlung deß letzten Abbts / Theodori Schlegels / allda zu einer Herberg armer vnd krancker Leut / Anno 1529. worden / wiewol auch man etwas zur Bischofflichen / vnnd der dreyen Bünd / gemeinen Schul / so zu Chur in S. Niclas Kloster / das vorhin den Dominicanern gehöret / gewendet hat. Es ligt die Statt Chur auff einem weiten / fruchtbarn / vnd luftigen Boden / welchen der Rhein vnnd die Plessur / befeuchtigen. Sie hat durch Fewer / vnnd Pest / viel außgestanden. Ist sehr Volckreich / wegen deß grossen Gewerbs / stattlichen Wochen- vnd drey Jahrmärckten / vnd deß Gottshauß Bundes Ordinari / auch der drey Bünden vnterweiligen Zusammenkunfft / vnnd der Bytäg halber. Der Burgermeister allhie ist deß gantzen Gottshauß BundsPraesident / vnnd deß Cantzlers Stell verwaltet der Stattschreiber / vnd werden deß Bundes Privilegia auch allhie verwahret. Zu S. Antonio hat es Klosterfrawen gehabt. Es ist Chur vor Zeiten ein Reichsstatt gewesen / deren ansehenliche Privilegia Anno 1558. noch zu Wien vom Keyser Ferdinando I. confirmirt worden seyn. Vnd darff sie müntzen. Durch die Statt rinnet das Wasser Plusur / oder Plesur / so darinn etliche Mühlen treibet / vnd durch alle Gassen geleytet werden kan. Ausserhalb / vnnd noch etwas höher / auff einem Weinreichen Hügel / ligt das sehr alte S. Luciae Kloster / so jetzund ein Spital / in der Statt aber / so fast dreyeckigt / seyn S. Martins / vnd S. Regulae Pfarrkirchen: Item / ein Prediger Closter. Von weltlichen Gebäwen ist das Rathhauß: Item / das Kauffhauß / zu besichtigen. Dann da ein grosse Niderlag von Gütern ist / davon die / so auß Teutschland kommen / auff Saumrossen vber das Gebürg in Italien geführet werden / die hergegen guten Veltliner Wein / Seidenwahr / Oel / Pomerantzen / Baumwollen / vnnd

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_080.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)