Seite:De Merian Sueviae 026.jpg

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allhie auffgerichten Religionsfrieden / biß ins 1629. Jahr / rühig (ohne was wegen Doctor Müllers / vnd in dem Calenderstreit / vorgangen / so gleichwol endlich / daß es dem Hauptwesen nicht praejudicirlich seyn solte / beygelegt worden) genossen / in welchem Jar die 14. Prediger beurlaubet / vnd also das offentliche Exercitium selbiger Confession eyngestellt: Folgende aber An. 1632. von dem König auß Schweden wider eingeführet: Vnd Anno 35. durch den gemachten Accord / den Evangelischen Bürgern zween Prediger gelassen worden / so in dem besagten vnnd gewesenen Collegio, oder Schul / (so Anno 1556. von Hieronymo Wolfio, Rectore, von newem wider angericht worden) bey S. Annae Kirchen / den Gottesdienst verrichten: Wiewol die Zuhörer / so nicht in die Gemächer / vnnd auff die Gäng kommen können / vnter freyem Himmel im Hof sitzen / Regen / Schnee / Wind / Hitz vnd Kälte erdulden vnd außstehen müssen / weiln für so viel tausendt Personen sonst nicht Platz da ist. Es ist hiebey auch gemeiner Statt herrliche Bibliotheck Anno 1537. angerichtet / vnnd hernach / sonderlich mit Herrn Marci V Velseri (welchen L. Pignorius ein Italiäner, li. 1. epist. 13. pag. 50. Margaritum Germaniae suae nennet) hinderlassenen / vnd vielen alten vnd geschriebenen Büchern vermehret / darvon ein Verzeichnuß im Druck außgangen ist.

Es hat Herr Jacob Fugger der Reiche / so Anno 1525. gestorben / bey besagter S. Annae Kirch / die herrlich vnd köstliche Capellen / sampt dem gantzen Chor / vnnd künstlichen Werck der Orgel daselbsten / so vber die hundert vnd sechtzigtausend Gülden gestanden / von Grund auff erbawen / auch die Fuggerische Begräbnuß dorthin richten lassen / da er selbsten begraben ligt. Vber die erzehlte Kirchen seyn auch noch andere / als der Jesuiter / darbey ein schöner Garten: Der Capuciner / zu S. Peter (so die ältiste seyn solle:) Der Nonnen zu S. Catharina: Der Prediger / darinn die Herrn Fugger auch ein schöne Capell haben / vnnd andere mehr / in welchen schöne Sachen zu lesen vnd zu sehen seyn. Auff deß Bischoffs Pfaltz ist eine viereckichter Thurn / von Bischoff Heinrichen von Liechtenaw erbawet / auf welchem man die[1] gantze Statt solle ubersehen können. Von andern vnd weltlichen Gebäwen / ist sonderlich das gewaltige Rathauß zu besichtigen / so man Anno 1616. zu bawen angefangen / dessen Sääl / sonderlich der Obere / vnd die Zimmer auffs stattlichst / vnnd vber die massen zier- vnnd köstlich erbawet vnnd zugerichtet seyn. Vnd stehet bey diesem Rathhauß der künstliche Perlachthurn / so sonderliche Anzeig gewisser Jahrzeiten gibt / bey dreyhundert Staffeln hoch ist / vnnd man die Statt davon wol besichtigen kan. Vnd von diesem Thurn wirdt der Platz / darauff das Raththauß stehet / der Perlach / vnd ins gemein Perle genant / so mitten in der Statt gelegen / vnd von dessen Worts Vrsprung / vnderschiedliche Meynungen seyn: Auch theils nicht zugeben wollen / daß T. Annius Praetor, mit seinen Römern / oder der Legione Martia, (daher sonsten etliche den Namen führen wollen / ) von der Statt Fürsten Habbinone vnd Caco, erlegt worden seye / sondern er werde darumb der Berlach genant / dieweiln vorzeiten Bären allda auffzogen worden / wie noch etliche alte Gemälde außweisen. Gegen besagtem Newen vber / ist das alte Rathhauß / jetzt die Burger- oder Geschlechterstuben genannt. So ist auch da der schöne springende Brunne / auff welchem Käyser Augustus / neben andern Bildern / von Metall stehet. Sonsten seyn noch zween stattliche Brunnen allhie / auff dem Weinmarck / vnd vor dem Korn- vnnd Weberhauß / welches auch wol erbawen / weil die Weberzunfft die gröste allhie seyn solle: Als in welcher zu Keysers Maximiliani deß Andern Zeiten 1600. Meister / vnd darüber / gezehlet worden / welche alle viel Knecht / vnd ein groß Gesind zuhalten pflegen / ausser den Haußknappen / so allerley Sorten deß hüpschten vnnd besten Barchet / vnd Bommesin bereyten / vnd machen. Die Metzig ist ein Käyserlich Beneficium, vnd wird den Bürgern dises Handwerck / durch die Herren Truchsessen von Waldpurg verliehen. In dem Zeughauß seyn sieben Böden vbereinander / darauff die Rüstungen alle in schöner / sauberer Ordnung stehen. Der Hauptthor seyn vier / als das Jacober Thor / das Rothe Thor / Geginger Thor / vnd Wertachbrugger Thor:

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: die die
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)