Seite:De Merian Sueviae 049.jpg

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einen sehr hohen Felsen an / die Lochen genandt / so zu den Schwäbischen Alpgebürg gehörig / das man zu Balingen siehet / vnd dessen ein Theil die Schär genennet wird. Der Flecken Bondorff gehört in dieses Ampt: Wie hievon Crusius in seinen Annalibus Suevicis zu lesen. In einer geschriebenen Chronick stehet / von dem Vrsprung dieser Statt / daß eine Mühle an dem Ort / da Balingen gebawet / an dem Wasser Deya gestanden / in welcher die Dörffer Endingen / Roßwangen / Weyla an der Lochen / Entzingen / Hesselwangen / Streyscha / Zollhausen / wegen Mangel Wassers / haben mahlen müssen / wie es dann noch jetzt in der Mülen / an besagtem Wasser / geschihet. Diese Mühlen habe einem Edelmann auff dem Hürschberg / nicht weit von Balingen / gehört / der mehr / als sich gebührete / vom Müller haben wolte: Daher solcher seinen Junckern vberfallen / das Schloß gestürmet / vnd jhme alles auff dem Hürschberg verbrandt / vnd sich an die Herrschafft Schalckburg / vnd Hohenzollern begeben: Vnd ward also dieser Ort folgends auß einem Weylar ein Stättlein / vnnd solches mit Mauren vmbgeben: Auch die Stein ab dem Hürschberg / damit der verjagte Edelmann nicht mehr allda das Schloß bawen konte / hinweg geführet / vnd zur Newen Kirchen / etc. gebraucht: Das Stättlein aber sey Baldingen genannt worden / daß jhnen die Bawleuth bald lingen lassen / vnnd daß es in grosser Eyl von dem Müller / vnd seinen Gehülffen / auß Forcht / wegen deß vertriebenen Edelmanns / vnd seines Anhangs / vmbmauret worden.

Anno 1286. am Heiligen Pfingsttage / ist solche Statt Baldingen / in dem Krieg der Stauffer von Hohenberg / bey Rothweil gelegen / vnnd der Grafen von Hohenzollern / (darzu die Vertriebene von Hürschberg nit wenig geholffen ) belagert / eyngenommen / vnd auff den Boden abgebrandt: Folgends von der Deya besser hinauß / wo sie jetzt stehet / gebawet worden: Da die Alte vorhin gestanden / wo noch der alte Marckt / vnd die KrautGärten vor dem Vntern Thor am Mühlbach / seyn. Anno 1394. oder 1430. sey diese Statt von Hohenzollern / durch Kauff / vmb vier vnd zwantzig tausend Gülden / oder aber Pfundt Heller / an Würtenberg kommen. An. 1443. sey der schöne Thurn / an der PfarrKirchen allhie zuerbawen angefangen worden / in welchem Jahr der erste Würtenbergische Obervogt allda / Graf Peter von Hohenberg gestorben / vnd allhie begraben worden. An. 1607. den 2. Januarij sey die Helffte dieser Statt abgebronnen. Anno 1643. lagen die Chur Bäyrischen allhie; da dann / als der Weymarische General von Rosen / auff ein halbe Stund ohngefehr davon / im Dorff Geyßlingen / vbernachten wolte / jhme / den 7. Novemb. der Obrist Sporck eingefallen / vnd darüber gemeldtes Dorff an 4. Seiten angesteckt worden ist. Anno 1647. ward Balingen / von den Frantzosen auff Gnad / vnd Vngnad / erobert.


Bebenhausen /

Ein vornehmes Manns Closter Cistertzer Ordens / im Hertzogthumm Würtemberg / vnd ein halbe Meil ohngefehr von Tübingen gelegen / so Pfaltzgraf Rudolff von Tübingen vmbs Jahr 1181. vnnd seine Gemahlin / gestifftet; allda auch etliche Grafen von Tübingen begraben ligen. Der besagte Stiffter / so An. 1219 gestorben / hat solches Closter anfangs für den Praemonstrater Orden erbawt; hernach aber seyn die Cistercienser Mönch allda eingeführt worden. Theils sagen / daß allbereyt im Jahr 700. dieses Closter durch Bebonem, einem Hertzog in Alemannien; Andere aber / durch die Edelleuth von Lustnow / gestifftet / aber von dem gedachten Rudolpho mehrers begütert worden. Der erste Abbt hieß Diepoldus, von dessen Nachfolgern Crusius zu lesen. Der erste Evangelische Abbt war Eberhardus Bidenbach der H. Schrifft Doctor. Es gehören solchem Closter die Dörffer / Weilschönbuch / Offtertingen / Lustenaw / Jesingen / Reißen / vnd Jmmenhausen. Vnd hat das Kloster einen grossen Begriff vnnd ein feine Kirchen. Vnd wurden vorhin / an statt der Mönch sechtzig Fürstliche Stipendiaten bey der Schuel darinn / sampt ihren Praeceptoribus, vnderhalten / auff die der Abbt seine Inspectiones gehabt: Folgends ward dieses Closter den Römisch-Catholischen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)