Seite:De Merian Sueviae 055.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kraut / etc. Obs. So hat es in dem benachbarten Algöw zimlich Vieh zur Fleischspeiß: Auch zimlich viel Wasser / Weyher / vnnd See / vmb die Statt / daß man auch die Fisch vmb einen leydenlichen Pfenning haben mag. So hat es auch zimlich viel Wäld herumb / auß welchen man das Zimmer- vnd Brennholtz: Item / Bretter / Latten / vnd dergleichen Sachen / vmb einen zimlichen Kauffschilling haben mag. Es ligen auch viel ReichsStätt / vnd Oesterreichische Stättlein / in der Nähe / Ringsweiß herumb / als Vlm / Memmingen / Leutkirch / Waldsee / Ravenspurg / Yßni / Pfullendorff / Saulgen / Munderkingen / Riedlingen / Ehingen / etc. Item / die Klöster Schussenried / Ochsenhausen / Zwyfalten / Marchthal / Münchrot / (deren Aebte der Zeit / Matthaeus, Wunibaldus, Ulricus, Conradus, Ludovicus, heissen) Guttenzell / Heggbach / Baynd / (deren Aebtissin jetzt Anna-Margretha / Scholastica, vnd Catharina / seyn / ) vnd andere mehr. Das größte Gewerb diser Statt / ist mit dem Barchat / daher das Weberhandwerck / die andere Handwercke alle vbertrifft. Die Statt hat anfänglich einen blawen Biber / in einem weissen Feld / mit einer roten Cron geführet: Als aber zu deß zu Bruck in Flandern gefangenen Ertzhertzogs Maximiliani von Oesterreich / hernach Käysers dieses Nahmens deß Ersten / Erledigung / auch die von Biberach ein Fähnlein Landsknecht / in schwartz bekleydet / zusammen gebracht / haben sie / auf jhres Hauptmanns Bitt / erlanget / daß sie die Feldung blaw / vnnd den Biber / sampt der Cron / gantz güldin führen möchten: So geschehen Anno 1487. Vnd hat folgends Gottschalck Glock / Burger / vnd deß Raths allda / durch Erzehlung dieser Geschicht / vom Keyser Maximil. II. der Statt die Freyheit / mit rotem Wachs zu besiglen / erlanget. Es hat in derselben auch ein herrliches / reiches / vnd weitberümbtes Spital / in welchem die vermögliche Bürger Pfründen kauffen könten: Die andere Arme / Dürfftige / vnd Krancke aber / vmbsonst eingenommen werden: Dahin man auch die arme Bürgers Kinder / welche jre Eltern verloren / oder von denselben / vmb grosser Anzal / vnd Armut willen / nit alle können erhalten werden / thut / denen man einen eigenen Teutschen Schulmeister hält: Massen auch armer Leut taugenliche Kinder / von beyden Religionen / darinnen alimentirt / vnd zu den Studiis aufferzogen werden. Es soll dieses Spital erstlich von den Edlen zu Essendorff seyn gestifftet worden / welche jhren Sitz in dem Schloß Horn / ein kleine Meil Wegs von Biberach gelegen / gehabt haben / deren Stamm erst bey kurtzen Jahren / an Mannschafft abgestorben ist: Wie dessen Fundation ein Lateinische Schrifft auff einer alten Tafel stehend / außweisen solle / so vmbs Jahr Christi 1239. beschehen.

Anno 1516. gieng / durch Fahrlässigkeit / ein Fewer in dem Salmonsweilischen Hoff auf / welches der entstandene Wind weit außgebreytet / darvon dann nit allem dieser gemelte Hof / sondern auch schier die halbe Statt / vnd also auch das Spital verbronnen / zusampt einem grossen Hauffen Korns / welches hernacher / sampt anderm Abraumb von den verbrunnenen Häusern / auff den Stattgraben herumb geführet / derselb damit beschüttet / vnd erhöhet worden / daher man dann noch verbronnen Körnlein allda außgräbet. Der Spital aber ist dazumal von newen wieder auffgerichtet / vnnd Anno 1519. außgebawet worden: Welcher ein grosse Freyheit / der unvermessen Todtschläger halben / hat / die im selbigen / vnd etlich Schritt darvon / Sicherheit haben / vnd von den Anklägern nit mögen angerennet werden. Die Capell auf dem Kirchhoff soll vor Zeiten der Statt Pfarrkirche gewesen / vnd folgends die jetzige Pfarrkirchen zu S. Martin gebawet worden seyn / welche dann in zimlicher Grösse ist / auch einen hohen herrlichen Thurn hat / dessen oberster Knopff (der doch vnten auff dem Erdrich ein kleines Ansehen / ) als er / bey kurtzen Jahren / von einem starcken Wind herab geworffen worden / in solcher Grösse gewesen / daß er 11. Viertheil Frucht gefasset / vnnd als drey Künstler jhn wider auffgesetzt / sie auf demselben in aller Höhe / neben einander gestanden seyn / vnd der eine auff solchem ein newes Kleyd angethan hat. Diese Pfarr / sampt jhren Gütern / Zehenden / vnd Einkommen / hat vor diser Zeit in das Kloster Eberbach im Ringöw gelegen / gehöret / daher dieser Abt allwegen einen Pfarrer auff Biberach

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)