Seite:De Merian Sueviae 069.jpg

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Nahmen allda / als Montfort / Embs / Bregentz / etc. so sonders zweiffels / von Rhätischen Herren / die sich dahin gesetzt / vnd sonderlich den Landvögten der Rhätier / jren Vrsprung haben werden. Dieser Graffschafft Bregentz Thalgelände zeucht sich von dem Bodensee hinder der Statt Bregentz hinauff gegen Mittag / vnd ein wenig gegen Auffgang / auf drey grosser MeilWegs in das Rhätigowisch Gebürg / gegen dem Arliberg / vnnd Klosterthal / vnd wird das Bregentzerthal / oder der Bregentzer Wald / genant. Es laufft dardurch die Bregentz / welches Wasser allhie bey der Statt in den Bodensee rinnet. Es hat auch dieses Thal viel Dörffer vnd Flecken. Nach Abgang der alten Graffen von Chur vnd Bregentz / ist diese Grafschafft an Hunfrieden / einen Herrn in Histrien / vnd Churer Rhätien kommen / der das freye Frawen-Kloster zu Schenis in Gastern gestifftet hat / darüber Schwytz vnnd Glarus da die Kastenvogtey noch der Zeit haben. Mit der Zeit hat gelebt Graff Vlrich in Rhätien / vnnd zu Bregentz / so Anno 1098. die Mehreraw bey dem Außfluß der Bregentz in den BodenSee / an einem sehr lieblichen schönen Orth / auffs new gestifftet / so hernach Anno 1102. gantz reichlichen begabet worden / von Graff Rudolphen von Pfullendorff / so obgedachten Graff Vlriches von Bregentz / auß seiner Tochter Elßbethen Enckel war / vnd mit dieser seiner Mutter die Grafschafft Bregentz Erbsweise empfangen hat. Die Graffen von Montfort / so nach Abgang der vorigen Grafen / Bregentz bekommen / haben bey diser Abtey auch viel gethan / deren Begräbnuß daselbsten in vnser Frawen Capellen haben. Sie seyn zun Zeiten Käysers Rudolphi I. Grafen zu Bregentz genant worden / vnd auch folgends biß solche Graffschafft vnter Käyser Ferdinando I. an das Hauß Oesterreich völlig kommen ist. Es findet sich dise Statt auch in den Reichs-Registern / daß sie von Käysern Confirmation jhrer Regalien: vnd Freyheiten / sonderlich Anno 1521. von Käyser Carolo V. erlangt haben solle: Folgends aber ist sie nicht mehr in der Matricula begriffen / hat auch einigen Reichs-Anschlag nicht. Sie ist mit hohen Bergen vmbzogen / vnd / ehe sie durch die Alemannier verhergt worden / vorhin grösser gewesen. Man findet da noch vil alte Müntzen; vnd predigte Anno 631. S. Gallus allhie dz Evangelium / vnd thäte die Abgötterey ab. Anno 1581. war allda ein schädliche Brunst. Jn disem Teutschen Kriegswesen hat sie / als wol gelegen / vor andern Stätten / Ruhe vnd Friede gehabt. Jn der Gegne hat sie einen schönen Weinwachs. Jn dem obgedachten Bregentzer Wald / ist ein gar wilder vnd ewiger Holtzwachs / von dannen viel Holtz / sonderlich auf dem rauhen Fluß / die Sawbursch genandt / verführet wirdt. Anno 948. hat Hertzog Hermann in Schwaben / das Bregentzer Schloß / mit Hülff Käysers Othonis, mit Gewalt eyngenommen. Anno 1079. hat der Abt zu S. Gallen Ulricus III. diese Statt gewunnen / vnd verbrandt / auch allda Graff Marquarden von Bregentz / den Alleredelsten vnter allen Schwaben / gefangen. Stumpfius in Chron. Helvet. Munsterus in Cosmogr. & Joh. Gulerus in Rhaetiae descriptione. Es ligt ein NonnenKloster / Hirschthal genant / so DominicanerOrdens / ob der Statt Bregentz / zu Anfang deß Bregentzer Walds / bey dem Dorff Kendelbach / am Wasser Bregentz. Zu diser Beschreibung ist noch dises beyzufügen / daß der H. Gall ein Zeitlang vnder dem Schloß Bregentz / bey einem Felsen / S. Gallenstein genant / gewohnt / dessen Anzeigungen noch im selbigen Felsen gesehen werden; daselbst ein alte Capell gestanden / so Anno 1610. erweitert / vnd zu einer schönen Kirchen vffgebawen worden. Es hat die Herrschafft Bregentz ein gantz lustig Geländ / so reich von allerley Wildprät / Vögel / vnnd Fischen / auß dem Bodensee / vnd erstreckt sich biß ins Algöw hinauß / alles ein auffsteigender Bühel. Die Bregentzer Claus ist zunächst am See / ein gemaurete Claus / vnnd Paß / wie auch Landstraß ins Algöw / Schwaben / nach Lindaw / vnd an selbiger seiten deß See hinunder. Das Schloß ligt auf einem hohen Felsen / hat ein schönes außsehen / vber den gantzen Bodensee hinab / biß gen Hohenwiel / so erst im 1608. Jar / mit newen Pasteyen / Porten / vnd Wasserbrunnen / gemehrt worden; darauff der Oesterreichische Vogt allda seine Wohnung. Die Statt ist Anno 1408. vom Käyser Ruprechten befreyet worden / Offen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)