Seite:De Merian Sueviae 122.jpg

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Haigerloch /

Hat vor diesem zur Graffschafft Hohenberg gehört / ist aber hernach den Grafen von Zollern versetzt worden / denen dieses Stättlein noch gehöret. Ligt nahend Sultz / vnd Hechingen / an der Teyah / vnd hat eine Dechanat / wie Crusius lib. Paral. Annal. fol. 56. sagt.

An. 1267. geschach ein grosses Treffen / zwischen den Grafen von Zollern / vnd Hohenberg / neben Haigerloch / auf aller HeyligenTag; in welchem der Graf von Zollern sich gar tapffer gehalten hat. Gehört der Zeit Herren Fürsten Meinrado von Hohen-Zollern / nacher Sigmaringen.


Hailbronn.

Es ligt diese ReichsStatt am Necker / vnd hat den Nahmen von dem gesunden Bronnen daselbst / zu welchem vor Zeiten ein grosser Zulauff der Krancken gewesen / deren etliche vom Trincken desselben / etliche durchs Baden sollen seyn gesundt worden. War vorhin ein Dorff / hernach ein Marckt / vnnd endlich eine Statt / Anno 1082. oder 1085. oder 1129. wie man vnderschiedlich schreibet / wiewol es glaublicher / daß sie erst vnter Käyser Friderico II. Anno 1240. vngefähr mit Mawren vmbgeben / vnnd zu einer ReichsStatt gemacht worden sey. Sie ligt gar anmüthig, vnd hat / wegen deß fruchtbaren Bodens / vnd vielen köstlichen Weinwachses / eine stattliche Gelegenheit. Hat von Stättlein nichts / aber 4. Dörffer / nämlich / Flein / da ein köstlicher / vnd berühmbter Wein wächßt / Böckingen // allda ein stattlicher TreydBoden / Necker-Gartach / so der Fisch halber berühmbt / vnnd Franckenbach / so stattliche Jagten / vnnd Vogelfang hat. Man findet allhie mehr / als zweyhundert BrunnenAdern; der obgedachte berümbte Brunn aber / so allhie vnter der Hauptkirchen S. Kiliani stehet / thut mit 7. Röhren sehr starck vnd herrlich fliessen; an deme diese Verß zu lesen:

Fonte salutifero bullanteis undiq; venae;
Monstrant eterni munera sancta Dei.
[WS 1]

Ein anderer hat diese Reimen davon gemacht:

Ein liebes Kind / ein schöner Nam /
Schicken sich recht / vnd wol zusamm /
Drumb dann auch die hiesige Statt /
Ein so sehr schönen Namen hat /
Daß solche Hailbrunn wird genant /
Von gutem Wasser wolbekandt /
Dieweil allda durch sieben Rohr /
Zunächst bey der Kirch springet hervor /
Ein köstlich Brunn lieblich vnd gsund /
Der frisch erquicket Zung vnd Mund.

Hat zwo vornehme Mühlen / deren eine dreyzehen Stein treibet. Item / drey vornehme Thor / ein steinerne Brücken vber den Necker / so die Stattmawer / vnd gegen über ligend NeckerGestad / gegen Abendwärts / conjungiret / vnnd auff der einen Seiten bevestiget ist / vnd allda an dem Gran die Schif außgeladen werden. Die Häuser / so wol offentliche / als eygene / seyn schön / wiewol in Eroberung dieser Statt in Anno 1634. durch stätwährendes Fewer eynwerffen / hundert vnnd sechtzig Fürst / wie mans nennet / eyngeäschert worden / vnd verdorben / auch ein Schüler von einer Stückkugel getroffen / vmb sein Leben kommen ist. Es hat da saubere Gassen / einen weiten Marckt / vnd ein ansehenliches Rathhauß / mit einem schönen künstlichen Vhrwerck / so zum Theil dem Straßburgischen verglichen wirdt. Hat ein Carmeliten Kloster / so vor der Zeit nicht allein schön / sondern auch gar reich gewesen / dahin ein grosse Wallfahrt zu einem hültzernen Marienbild war / welches Anno 1525. die auffrührische Bawren / mit der Kirchen / abgebrochen / vnd verwüstet haben. Ligt an dem Zwinger der Statt / allda an der Wand ein Thorwart gemahlet stehet; welcher einen Botten in grün / als ein Jäger bekleydet / vnd einen Hasen an dem Spieß hangend / tragen sihet; deme er hineyn zu gehen wincket. Auff der andern Seiten ersihet er einen vom Alter dapffern Mann / so auff Philosophisch bekleydet / vnd mit einem langen vnd grawen Bart / ein Buch haltend / auffziehet / deme er mit der andern Hand den Weg fortweiset / vnd gleichsam trohet. Vber welchem deß Ovidii Verß stehet:


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Aus dem heilbringenden Quell/Brunnen entsprudelnde Wasser (wörtlich: Ader; Plural), zeigt die heiligen Gaben des ewigen Gottes.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)