Seite:De Merian Sueviae 146.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darauff mit einer Käyserlichen Cron / vnnd daß sie mit rothem Wachs siglen möge / begabt. Vnd dieweil Theils Aebbte allhie / die Statt jhnen zu vnterwerffen / sich vnterstanden / so hat Käyser Maximilianus Primus die Strittigkeit zwischen der Statt / vnd dem Praelaten / gäntzlich entschieden / vnd darauff der Statt An. 1510. die Müntzfreyheit verliehen / vnd hat hernach die Statt dem Abt Sebastian von Breytenstein / mit Käysers Caroli V. vnd Papsts Clementis VII. Confirmation, alle Recht / vnd Gerechtigkeit / so das Stifft an die Statt jemaln praetendirt / vor zwey vnnd dreyssigtausendt Rheinische Gülden abgekaufft: Vnd folgends An. 1530. auf dem Reichstag zu Augspurg / sich zur Evangelischen Religion erkandt; deren Monatlicher Reichs-Anschlag ist hundert vnd sechs vnd fünfftzig Gülden / vnd zu Vnterhaltung deß Cammergerichts / nach dem erhöchten / ein hundert Gülden / den Thaler zu 69. Kr. gerait. Anno 1623. hat sie / wegen jhrer halben Batzen / zimlich Schaden gelitten. An. 1628. vnd 1629. muste sie Käyserisches Volck einnehmen / so biß Anno 1632. gewäret / da sich die Schweden vmb die Statt angenommen / vnd das obgedachte / vnd ausserhalb der Statt gelegene Kloster rein außgeplündert / alles darinn zerhawen / verderbt / vnd ruinirt / daß allein das blosse Gemäwer stehen blieben / so aber folgends zum Theil auch abgetragen worden. Darauff sich der Käyserisch Obrist König / auff S. StephansTag dieses 32. Jahrs / in solch vbrig KlosterGebäw begeben / vnd folgende Täg die Statt beschiessen / auch die Canäl abhawen / vnd die Wasserstuben verstopffen lassen; vnnd hat er sich endlich den 3. Januarij Anno 1633. durch Sturm / der Statt bemächtiget. Vnd haben hierauff die Käyserischen alle Manns- vnd Weibspersonen / so in den Gassen ersehen worden / auch Theils hernach in den Häusern / vnd also an Mann / Weib / Kinder / Ehehalten / vber vierhundert vnd fünfftzig Personen / erbärmlich nidergemacht / ermordet / vnnd verbrandt / auch sonsten / wie es in dergleichen Fällen pflegt herzugehen / sehr vbel gehauset / vnd alle Häuser in der Statt / vnd Vorstatt / rein außgeplündert / auch siebentzig Häuser in der Statt / vnd darunter die Cantzley / biß auf die vnter Gewölber / darinn der Statt Freyheiten gelegen / ferners auch den 10. Febr. die besagte schöne Vorstatt / darinn auf die 70. gemawerte Häuser gewesen / abgebrannt. Die sich auf obgedachte Burghalden salvirt / haben Quartir bekommen.

An. 1634. den 21. Martij / hat der Schwedische Feldmarschalck Horn diese Statt wider eynbekommen / vnd ist damals das übrige Gemäwer vom Kloster vollendts abgetragen worden. Vor der Nördlinger Schlacht wurde das Schwedische Volck wider abgeführet / darauff die Statt wider Käyserische Besatzung eyngenommen; vnnd ist / im vbrigen / bey der Augspurg. Confession / vnd deren Exercitio gelassen worden. Hat ein schöne Pfarrkirch zu S. Mang; die Iler / darüber eine Brück gehet / vnd welche ein halbe Meil vnter der Statt Schiffreich wirdt / laufft zwischen der Statt vnd Vorstatt durch / darinn die Obrigkeit zwischen den zwey Wülern / gleichsamb in einem Behalter / jährlich ein grosse Menge Aeschen / vnd Rugenten / oder Treuschen Fisch erhält. Hat gar viel springende Brunnen / sechs Thor / vnnd die Vorstatt / so auch beschlossen / 3. Thor. Gibt einen grossen Handel mit Leinwadt / vnd viel Weber allhie. Hat auch ein grosse Niderlag allda / so auß Italia nach Niderland / vnd hinwiderumb / von Wahren gehet. Item / deß Saltzes / so auß Tyrol in die Schweitz geführet wird. Ist vber vier / oder 5. Stundt von dem Gebürg nicht abgelegen.

Auß deß obgedachten Benedictiner Klosters Aebbten / ist Heinrich von Miltenberg der erste Fürst gewesen. Vnd tragen dieses Stiffts hohe Aempter Fürstliche Personen / die Mönch aber seyn auß Adelichen Geschlechten / so sie von acht Ahnen her beweisen können. Er der Gefürste Abbt ist alles Bischofflichen Gewalts befreyet / vnd kan Vormittag den Gottesdienst verrichten; Nachmittag aber den weltlichen Arm exerciren, daher der Verß entstanden:

Campidona sola judicat ense & stolâ.

Vnnd stehet in deß Caesaris Augspurg. Chronick part. 2. fol. 245. seq. demnach von Alters hero die Aebbte zu Kempten in jhrem Kloster sich alles Bischofflichen Ornat vnnd Gewalts gebrauchen möchten /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)