Seite:De Merian Sueviae 158.jpg

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auch noch die Vestigia ihrer Schantzen vorhanden / vnd behält das Ried / wo das Haupt-Läger gewesen / annoch den Namen deß Lagers. Der Welsche Graf Majolinus Bilaccioni schreibet lib. 3. p. 246. es hätte Leipheim Anno 1632. die Käyserischen zum drittenmal abgetrieben. Anno 1634. hat Leipheim durch Brand / welcher von den Isolanischen Croaten in der VorStatt angesteckt worden / grossen Schaden gelitten; ist darauff selbiges Jahr / vnter der Zeit Vlm blocquirt gewesen / von den Käyser- vnd Bäyrischen Völckern gäntzlich / neben dem Schloß / vnd Kirchen / ruinirt / vnd mit der Kirchen der Gestalt verfahren worden / daß weder Altär / Cantzel / Tauffstein / Gestühl / Glocken / Thüren / ja so gar einige Glaßscheiben in der Kirchen nicht verblieben: Hergegen man auß der Kirchen / vnnd Schulen Pferdeställe gemacht hat. Es haben auch die Güssen (von deren Stammen in besagter Kirchen / so zu S. Veit genandt wird / vnd drey Gewölber hat / annoch reliquiae vorhanden seyn) in irer Kruft / oder Begräbnuß / keine Ruhe gefunden: Dann dieselbe eröffnet / auch Theils der Güssischen / und anderer Grabstein / vnd in der Kirchen hangende Schild / abgeschlagen / vnd zerschmettert worden. Anno 1639 vnnd 1640. ward dise Kirch wider reparirt. Aber von den Häusern (deren vorhin / sampt der Vorstatt / zweyhundert vnd zwantzig gewesen) seyn noch anjetzo in die sechszig / theils verbrandt / theils sonsten ruinirt: Es ist allhie ein Freyhoff / darinn der Pfarrer / vnd Forstmeister wohnen / in welchem eine Freyung vor die Todtschäger / die vnvorsehens einen Todtschlag begangen / auff ihr Leben lang: Aber die Vlmische Vnderthanen haben allda keine Freyung; auch die Schulden halber außtretten / nicht. Es ligt dieser Orth ohngefähr in vierhundert Schritt von der Thonaw / vber welche es allda eine Brücken / dieser Zeit / von achtzehen höltzin Jochen hat. Das Land herumb ist fruchtbar / vnd lustig: Vnd bestehet der Leipheimer Nahrung meistentheils in dem Ackerbaw / Viehzucht / vnd dem Weberwerck.

Vnter den Vögten allhie seyn gewesen / Heyntz von Westernach An. 1368. Juncker Weigelin von Mussingen 1439. Heinrich Böheim 1448. Georg von Hirnkofen 1456. Der schwartze Peter / 1468. Vlrich von Winckelthal / 1470. Hanß Neidhart / 1472. Jacob von Lindaw / 1488. Erhard Ehinger 1490. Eitelhanß von Knöringen / 1499. Melchior vom Stein / 1500. Vlrich Neidhart / 1511. Georg Güntzburger / 1515. Hanß Spät von Thummaw / 1520. Leo Roth / 1532. Juncker Heinrich Spiegel / 1556. Hanß Christoph Krafft / 1557. Friderich Krafft / 1597. Albrecht Schad / Christoph Schad / Hanß Christoph Krafft vnd Erhard Schad; ein sonderbarer Liebhaber der Antiquitäten / guten Künsten / vnnd der sonderbaren raren, vnnd schönen Bücher / deren er ein grosse Anzahl allbereyt gesamblet hat. Crusius in Annal. Suevic. Caesarin Chronic. August. Geschriebene Bericht / vnd selbst-Wissenschafft.


Leonberg /

Statt vnnd Schloß / zwischen Bergen an der Glembs / im Hertzogthumb Würtenberg / vnd zwischen Weil der Statt / vnd Stutgarten / in einem fruchtbaren Feld gelegen / so Anno 1248. Graff Eberhard von Würtenberg fundirt / mit newen Gebäwen gezieret /vnnd mit einer Mawer vmbgeben hat / wie Crusius in Annalib. Suevic. meldet; wiewol in einer geschriebenen Chronick stehet: Daß diese Statt erst Anno 1274 bald aber / an einem andern Orth / daß sie in obgedachtem 1248. Jahr umbmawret worden seye. Item / daß sie Weinwachs / gute Aecker / Wiesen / vnd Baumgärten / wie auch schöne Ampts-Flecken / so darumb ligen / als Mencklingen / Gebersheim / Merrlingen / Weyl zum Dorff / Wannbronn / Ellwingen / Heymertingen / Dützingen / Hürschlanden / Rüttersheim / Deffingen / Haymsen / das Stättlein hat. Die Marckung / Grund / vnd Boden / sey vor Zeiten Marggräfisch gewesen. Man habe noch vor hundert (vnd nunmehr etlichen) Jaren / im Leonbergischen Forst / der Marggrafen Wappen an den Marcksteinen gefunden / vnd sey deß Marggrafen Forst / was vmb Leonberg / vnd Stutgarten / gelegen ist / genandt worden. Es sey diese feine ansehenlich / vnd wolerbawete Statt / mit einer lustigen Ringmawren vmbgeben / vnd mit feinen Thoren verwahret /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)