Seite:De Merian Sueviae 170.jpg

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abgangen war / so ist solche Löwensteinische Graffschafft dem Pfaltzgrafen vmb 14000. fl. verkaufft worden / vnnd ist hierauff solche an Churfürsts Friderici Victoriosi Pfaltzgraffens Sohn / Ludovicum, Herren zu Scharpffeneck / der Anno 1524. gestorben / kommen / von welchem die jetzige Grafen von Löwenstein jhren Vrsprung haben. Im Pfältzischen Krieg Anno 1504. hat Hertzog Vlrich von Würtenberg dieses Leostainum, Stättlein vnd Schloß belägert / alles herumb mit Fewer- vnd Schwerdt verderbt / vnd am vierdten Tag der Belägerung solches erobert / gleichwol / auf beschehene Vorbitt / Anno 1510. dem Graf Ludwigen von Löwenstein / diesen Orth / sampt den Flecken / groß vnd klein Ingersheim / vnd anderer Zugehör / wider geben / jedoch / daß er / vnd seine Nachkommen / solche Grafschafft vom Hauß Würtenberg zu Lehen empfahen solten. Daher / als solcher Lehenschafft halber folgends Streit fürgefallen / so hat Anno 1586. den vier vnd zwantzigsten Maij / der Hertzog von Würtenberg dieses Löwenstein wider eyngenommen / weil Graff Ludwig sein Lehenmann nicht seyn wolte / vnnd beruhete die Sach / der Exemption halber / Anno 1602. noch am CammerGericht zu Speyer: Ist sonsten der Monatliche Anschlag sechtzig Gülden. Es ist in besagtem Stättlein / ein GesundtBrunnen / dessen Wasser Alaun / Saltz / Schwefel / vnnd Kupffer führet; ist kräfftiger / als der zu Zell. Er öffnet die Verstopffungen der Leber / Miltz / Nieren; wirdt nutzlich wieder die verlegene Fieber gebraucht / vnd heylet die Krätzen / Mähler / Flechten / etc. Crusius in Annalibus Suevic. Andernacus de balneis, etc.

Dem newlichsten Bericht nach / sollen Ihre Fürstliche Gnaden im Stättlein einen Beampten; im Schloß aber Herr Friederich Ludwig / Graff zu Löwenstein / vnnd Wertheim / so der Augspurgischen Confession zugethan ist / dero Hofflager haben.


Lustenaw /

Ein Dorff / oder Flecken / bey einer viertel MeilWegs von der Statt Tübingen gelegen / vnd dem Closter Bebenhausen / so wider Fürstlich Würtembergisch ist / gehörig. Crusius sagt / part. 3. Annal. lib. 4. c. 4. daß in der Kirchen allhie / die folgende Reliquien seyen / nämblich von dem Grab der H. Jungfrawen Marien / von S. Johann dem Täuffer / dem Apostel Paulo / Apostel Jacobo / dem ersten Märtyrer Stephano / Georgio / Vincentio / den Heiligen Märtyrern / Nicolao / der Jungfrawen Agnes / Catharina / Margarethen / den Eylfftausendt Jungfrawen Ottiliae. Hat vor Jahren eygne vom Adel gehabt; vnd erzehlet besagter Crusius lib. paral. cap. 11. eine Histori / wie einer vom Adel allhie / vor Zeiten / für todt außgetragen / vnnd hingesetzt worden / welcher / zu Nachts / mit seinem Leylach / in welchem er außgetragen worden / wieder lebendig zu Hauß kommen / zwar anfangs von seinem Weib kaum angenommen worden / aber hernach mit jhr noch fünff Kinder erzeuget / die man die Todten von Lustenaw genandt habe.

Sonsten ist ein ReichsHoff / so seine Reichs Freyheiten hat / vnnd Lustnaw genandt wirdt / ob dem Gericht Höchst / vnd Fussach / gleich ob Höchster Holtz / der Landstraß nach / so von Lindaw ins Land herauff / in Churwalden gehet / gelegen; welcher mit hohen / niedern / vnd Forstlicher Obrigkeit / Stewren / Zinsen / Fählen / Glässen / Leibeygenschafften / groß vnd kleinen Zehenden / vnd Kirchensatz / den Graffen von HohenEmbs zugehörig. Dann dieses Lustnaw / sampt Widnaw / vnnd Haßlach / vnnd der Vöste Zwingenstein / Herr Vlrich von Embs / Ritter / Anno 1395. von Graff Albrechten / Rudolphen / Hugen / vnd Heinrichen / von Werdenberg / zum Heiligenberg / vnnd Rheineck / Pfandtsweiß / vnd hernach Anno 1526. Herr Marx Sittich von Embs / Ritter / von Graf Christophen / vnd Marx Felixen von Werdenberg / zum Heiligenberg / Kauffweiß / für recht eygen einbekommen hat. Es ist diß Lustnaw ein gantz eben / vnnd fruchtbar Gelend / mit schönen Kornfeldern / vberzogen / hat schöne Fischentzen / darunter ein Wildsee / auff ebnem Ried / vnd edler Krebsbach / fürnemblich aber gibt es auff dem Rhein / Sommerszeit /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)