Seite:De Merian Sueviae 245.jpg

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allhie wider Recht hingerichten Handwercks-Gesellen bedeuten solle; wiewol Besoldus in Thes. pract. voc. peinliche Frag. p. m. 607. es für ein Märtyrers / vnnd zwar Georgii, Bildnuß / halten thut. Die Hohe Schul allhie / ist mit solchen herrlichen Freyheiten begabt / auch mit so statlichem Einkommen versehen / daß sie jhres gleichen wenig haben solle; ob schon / beym nächsten Krieg / solche auch vil leyden müssen; die Anzahl der H. Professorum, zusampt den Studiosis, vnd Fürstlichen Stipendiaten / sehr abgenommen / vnd die Besoldungen schlecht eingangen seyn. Nunmehr aber erholt sie sich fein wieder. Crusius schreibt von seiner Zeit / (dann wie es jetzt allhie stehen mag / haben / die sich allda befinden / zu berichten / ) daß beede Vögt der Statt / in der Hohen Schul Rath jährlich kommen / vnd den Ayd derselben / jhre Freyheiten zubeschützen / ablegen. Vnder anderen / so bey dem ersten Rectore dieser Anno 1477. gestifften Vniversität / dem Joh. Nauclero, deß Päpstlichen Rechts Doctore sich eingeschrieben / war Ludovicus Truchseß von Höfingen / Artium Magister, Juris Canonici D. hernach Professor, vnd der Vierdte dieser Hohen Schul Rector. Zur selbigen Zeit hat auch allda gelehrt der Jurist Martinus Uranius, oder Prenningerus. So ist der berühmbte KriegsOberster / Sebastian Schertlin / allhie Magister worden; wie auch Malachias von Rammingen / Georgius von Owen / Simon von Reuschach / Georgius Truchseß; Wilhelm von Neideck / Sebastian von Sperberseck / Hugo, oder Haug Späet / Fridericus von Owen / Ludovicus von Geißberg / Joh. von Hoheneck / Christophor. von Stadion / Bischoff zu Augspurg / alle von Adel. Vnd seyn zu deß Crusii Zeiten / vmb das Jar 1590. vnd etliche / im Fürstl. Stipendio S. Augustini allhie / vom Hertzogen vnderhalten worden 160. Studiosi Theologiae, vnder welchen vber die 100. Magistri gewest seyn. Vnd wird vber der innern Thür dieses Stipendiaten Hauses / oder Collegii, dieser nachdencklich Verß gelesen:

Claustrum hoc cum Patria statq; caditque sua.

wie Melch. Sylv. Eckhard. in epist. dedic. lib. Theol. Stud. p. 6. bezeuget. Welches dann die Erfahrung geben. Vnter den letzten Geschichten / so sich allhie zugetragen / seyn auch folgende: Daß nämlich An. 1525, Ertzhertzog Ferdinand von Oesterreich her. nach Röm. Käyser hieher kommen / vnd fast bey 13. Monaten allda verbliben ist. An. 1535. den 23. Sept. ward die erste Evangelische Predigt allhie / von Ambrosio Blaurer von Costantz gehalten. In dem nächsten Krieg / hat erstlich An. 1631. Graf Egon von Fürstenberg / Käys. General / sich dieses Orts bemächtiget / vnd mußte derselbe hernach noch viel außstehen; lag auch / lange Zeit / in dem Schloß allhie / HohenTübingen genant / ein Käyserliche / vnd auff die letzt ein Bäyrische Besatzung; biß solches Schloß auß der Statt / von den Frantzosen belägert / der Thurn zu Boden geworffen / vnd dasselbe endlich den 7. 17. Mertzen / An. 1647. von jhnen mit Accord erobert / vnd besetzt worden; darüber aber das Rathhause / vnnd andere Gebäw in der Statt durchs Schiessen / auß dem besagten Schloß / vbel verderbt; vnd im Schloß / neben dem gedachten grossen Thurn / ein Gewölb darbey gantz zerschmettert / vnd sonsten ein Thurn vbel zerschelt worden seyn solle. Graf Gualdus sagt also: Tubingen, Castello, oppugnato dalli Francesi, situato sopra il fasso vivo, datosi dunque il fuoco della mina, alli 13. die Marzo, restò atterata la torre più grossà, e riversciata un’ altra piciola ad piede di quella; spiccandosi li Francesi all assalto, etc. Es ligt nahend Tübingen / vber den Necker hinüber / das Dorff Derendingen / dessen Namen man für Tertinga halten / vnd von Tertulla deß Titi Vespasiani Großmutter vom Vatter / herkommen zu seyn muthmassen thut. Sihe Dn. Georgii Christophori von Gölnitz Panegyricum Academiae Tubingensis, Anno 1649. in 4. allhie gedruckt / pag. 7. So ligt nicht weit von Tübingen im Steinacher Thaler / das Bläsi Bad / das Anno 1629. Herr Doctor Samuel Hafenreffer beschrieben / vnnd solches Büchlein zu Tübingen in 8. herfür geben hat.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)