Seite:De Merian Sueviae 277.jpg

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Waldsee.

Es geben dieses / feine vnnd wolgebawtes Stätlein / vnderschiedliche Scribenten den Herrn Truchsessen von Walpurg / vnd sagt auch Stumpfius: (der dieser Herrn / vnter welchen etliche Cardinäl / ErtzBischöff / vnd Bischöffe gewesen / Genealogiam libro 2. cap. 43. fol. 130. der letzten Zürchischen Edition in Anno 1606. setzet.) Daß sie allhie wohnen / ein Ampthauß / vnnd gleich ausser desselben ein Schloß gleiches Namens haben / vnnd die abgestorbene Herren von Waldsee geerbt haben / vnd daß da oberhalb die Schuß / oder Schußach / an der Höhe deß Walds entspringe / vnd ferners für das reiche Kloster Schussenried / vnd Abtey Weingarten rinne. Es gehört aber solches Stättlein dem Hauß Oesterreich zu; wie es dann auch in dem Inßbruckischen Libell de Anno 1518. zweymal vnter die Oesterreichische Stätte gesetzt wirdt; wiewol die Herren von Waldburg Wolffeck ein Ampthauß in dem Stättlein / vnnd gleich ausser desselben ein Schloß gleiches Nahmens haben / darvon sie sich schreiben / vnnd viel derselben in dem Kloster deß Stätleins / begraben ligen sollen. Es sollen Stättlein vnd Probstey den Nahmen von dem See daselbsten haben: Vnd ist solches Anno 1634 den 10. Januarij / von den Schwedischen occupiert worden. Ligt zwo Meilen von Biberach / vnd zwo von Ravenspurg / in der Mitte. Vid. Lazius de migrat. Gent. Munsterus in Cosmograph. Crusius in Annal. Suevic. schreibet / Bruschius wolle / daß die Probstey allhie / von Friderico II. dem Durchleuchtigsten Schwäbischen Fürsten; Pantalaleon aber / part. 3. Illustr. Vir. German. sage / von Friderico I. Barbarossa, gestifftet worden; allda Canonici Regulares S. Augustini, vnd seye der erste Probst Bertholdus, H. von Waldsee / gewesen: in welchem Closter etliche Freyherren von Waldburg begraben ligen; so / sampt dem Stättlein / seinen Namen / von dem grossen See allda habe. An. 1646. ist der Frantzösische Gen H. Heinrich de la Tour, Viconte de Touraine, allhie gelegen.


Wallerstein / oder Walderstain /

Wie diesen Orth Lazius nennet / ein Marckt / im Rieß / auf einem Berglein / oberhalb der ReichsStatt Nördlingen / vnd bey einer guten halben / oder drey Viertelstund / wie Theils wollen / von derselben gelegen / so newlich / vnnd / sonders Zweiffels / noch / Herrn Martin Frantzen / Grafen zu Oettingen / Käyserlichen / auch ChurFürstlich Bäyrischen Cammerer / etc. gehört hat; wiewol solcher Ort etlichmal eingenommen worden; vnd jhn erst An. 1647. die ChurBäyrischen / durch einen Kriegslist / den Schwedischen in Nördlingen / so allhie eine Besatzung hatten / wider entzogen / denselben aber die Schwedischen An. 48 den 15 25. Martij / abermals zur Vbergab bezwungen / den Freyherrn von Mukenthal / als KriegsGebietiger allhie / gefänglich angenommen / die Bevestungen nidergerissen / vnd das Schloß zu einem Steinhauffen / den folgenden 16. 26. diß gemacht haben; darinn lange Zeit / vor dem nächsten Krieg / der Römisch Catholischen Herren Grafen von Oettingen Hoffhaltung gewesen ist.


Waltenbuch.

Sihe von diesem Fürstlich Würtembergischen Stättlein den Text. Crusius sagt erstlich cap. 10. daß die Hertzogen von Vrßlingen / diesen Orth / mit zugehörigen Flecken / Anno 1363. den Grafen von Würtemberg; Hernach aber / cap. 23. lib. paral. rerum Suevic. daß zwar solches Stättlein der gedachten Hertzogen gewesen; aber vmbs Jahr 1346. Conradus Scherer von Herrenberg / Eberhardo vnnd Ulrico, vmb 9600. Pfundt Heller / sampt den Dörffern / verkaufft hätte. Hertzog Christof von Würtemberg hat An. 1562. allhie ein Schloß / vnd Jägerhauß / zuerbawen angefangen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)