Seite:De Merian Sueviae 278.jpg

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Waltenbuch /

An dem Wässerlein Aich. Der Nahme kompt diesem Stättlein vom Wald / oder den wilden Buchen / darinn es auff einem Wießechten Orth / auff halbem Weg / zwischen Stutgarten vnnd Tübingen gelegen; wiewol man auch einen nähern Weg zu Fuß vnd Pferdt / durch die Wälde / hat. Es hat vor diesem Krieg viel Wirtshäuser daselbst für die Studenten / vnd Fuhrleuth / vnnd in dem Wald herumb viel wilde Schwein / vnd Hirschen / gehabt. Vnd hat Hertzog Christoph von Würtemberg An. 1562. zu Waltenbuch ein Schloß / vnd Jägerhauß / zu bawen angefangen; welche Gebäw / als sie folgends vollendet worden / sich die Fürsten in dem Schönbuch / oder Schönbacher Wald / zu jagen / offt hieher begeben haben.

Anno 1363. haben die Hertzogen von Vrßlingen dem Graf Eberharden von Würtenberg / vmb dreyzehentausendt Pfund Heller / dieses Stättlein / sampt sieben Dörffern / verkaufft. Zu der Kirche allhie gehört die Glaßhütten / da die Gläser gemacht werden: Item / der Hasenhoff / darinn Hertzogs Eberhardi Barbati Gemahlin Barbara jhr Vieh gehabt hat. Crusius in Annalibus Suevicis.


Wangen.

Diese ReichsStatt ligt im Algäw / an der ObernArg / zwar nit gar am Fluß / sondern etwas in der Höhe / da vnten her das Wasser laufft / vber welches ein bedeckte Brück gehet: daran Papyrmühlen seyn; vnd wird daselbst das beste vnd reineste Postpapyr gemacht. Ober der Statt ist ein Berg / der Praßberg genandt. Hat ein Frey- vnnd Landgericht / auch ein Landtschafft auff ein Meilwegs herumb; aber keinen Weinwachs / wie sich einer geirret hat; dann die Landsart zu rauh hierzu ist. Es wird mit Sensen so weit verführet werden:) Item / mit Leinwad / ein grosser Handel allda getrieben: Vnd seyn daselbst zu sehen S. Martins Kirch / deß H. Geistes Spital / S. Leonhards Capell / der GottsAcker / darauff eine Kirch / das Rathhauß / das Schießhauß / die Blaichinen / etc. Hat 4. Thor / als S. Martins / vnser Frawen / S. Peters / S. Georgen Thor / vnd einen Einlaß. Ist der Römisch Catholischen Religion zugethan. Anno 1538. seyn daselbst hundert vnd achtzig Häuser verbrunnen; vnd ist der Verursacher solcher Brunst / zu Marchthal gerichtet worden. Crusius in Annal. Suevic. Dresserus de Urbib. German. & Atlas Wilhelmi Blaeuvv.

Anno 1646. bekamen diesen Orth die Schwedischen / vnd haußten allda nicht zum besten. Aber Anno 1647. den 1. Augusti / Newen Calend. ward diese Statt / von den Käyserischen / durch ein kleines Thörlein / wider eingenommen / Theils Schwedische nidergemacht / Theils gefangen / vnnd die Statt / wie man berichtet hat / gantz außgeplündert. Ihr Monatlicher Reichs Anschlag ist achtzig Gulden vnd zum Cammer-Gericht / nach dem erhöchten Anschlag / jährlich 66. Gülden.


Wartenberg /

Ein BergSchloß / bey der Thonaw / oberhalb Tutlingen / zwischen Neyding / vnd Möringen / in der Landgrafschaft Baar gelegen / so / vor Zeiten / eigene Freyherren gehabt hat / jetzt aber den Herren Graffen von Fürstenberg gehörig ist.


Weiblingen / oder Waiblingen /

Ligt im Remßthal / fast auff einem Hügel / daherumb andere höhere Hügel / vnd Weinberg seyn / daher man sie / sonderlich / wann man von Canstatt / vnd Stutgart / dahin reyset / biß man darzu kompt / nicht sehen kan. Es gehören etliche Orth / vnd darunter auch Newenstatt / hieher / welches Newenstatt eine Mawer / vnd 3. Thor / wie eine Statt / hat / vnd auff dem Berg / gelegen ist. Es solle die Statt Weiblingen / ehe sie vngefehr vmbs Jahr 1294. vnd 1309. vnter den Käysern Adolpho vnd Henrico VII. angefochten worden / grösser / als jetzt / gewesen seyn. Dann Käyser Carolus Crassus vor Zeiten allhie

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)