Seite:De Merian Sueviae 288.jpg

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Hirn. Jungen / hitzigen / magern / abgezehrten / zornigen / zarten Leuten / etc. bekompt solches Bad nicht zum besten / vnnd pflegt der schwache Magen / wegen Menge deß Schwefels / aufzugeschwellen / vnd der Appetit zum Essen verlohren zu werden: Welches / so es geschicht / muß man bey Zeiten darvon nachlassen: Wie Joh. Guinth. Andernacus de balneis & aquis medicatis p. 81. schreibet / vnnd darbey erinnert / daß der Nahme vom Schwartzwald herkomme / vnd daher vielmehr Wald: als Wildbad solte genant werden. Besihe aber insonderheit von solchem Bad Johan. Widmann / genandt Mechinger / in tr. de baln. therm. ferinar. vnnd von dem obigen Crusium in Annal. Suevicis; der auch sagt / daß dieser Ort An. 1464. verbronnen sey. Es hat allhie auch ein Fürstlich Schloß / vnd darinn auch ein Bad. Vnd waren vor dem jetzigen Krieg viel gute Wirtshäuser allhie.

Steneglius schreibt auß Andernaco, wiewol das Wildbad nicht so gar heiß / oder warm ist / als das Marggrafen Bad / so pflege doch von solchem ein schwacher Mage / von wegen deß vilen Schwefels / zugeschwellen / vnd vergehe jhme der Lust zu dem Essen. Welches so es geschehe / soll man alsbald vom Baden ablassen / Sonsten sol es alle verruckte Sinne widerumb zu recht bringen / sie stärcken / vnd erhalten / wofern sie anders nit von MutterLeibe an / mangelhafft seyn. Waltherus Rivius sagt in seinem speculo, daß das Wildbad diene für alle kalte Anligen deß Haupts / vnd der Nerven / auch für die fallende Sucht / vnd Gicht / stärcke die Sinn / den Verstand / vnnd die böse Gedächtnüß; seye auch fürs Zittern. Anno 1645. im Eingang deß Mayens / seyn allhie die Kirchen / das Ampthauß / 63. Häuser / vnd 33. Scheuren / verbronnen: Wie in der Franckfurtischen HerbstRelation stehet. Daher noch An. 49. als es gar viel Badgäste allda geben / man / der Losamenter halber / nicht zum besten versehen werden können.


Wildberg /

Zwischen den Stätten Calw / vnnd Nagolt / an der Nagolt / vnd im Hertzogthumb Würtenberg gelegen / Stättlein / Schloß / vnd Fürstlich Ampt. Hat vorhin zur Graffschafft Hohenberg gehöret. Folgends kam diser / in dem Schwartzwald gelegener Ort / an Pfaltzgraf Otten bey Rhein: Vnd endlich an Würtenberg. Munst. in Cosm. & Crusius in Annal. Suev. In einer geschriebenen Chronick stehet; Es lige dise Statt vnter Nagolt / auff einem Berg / vnd lauff die Nagolt daran hinumb; daselbsten vnten im Thal / nit weit von jetztgedachtem Wasser / ligt das Nonnenkloster Reyten / welches die Graffen von Hohenberg / als lange Zeit Herren dieser Statt / gestifftet / die auch darinn begraben ligen. Vnd sey Wildberg folgendts durch Heurath an Würtenberg kommen.


Wildenstein.

Ein enges / vnd in lauterm Steinfelsen / mit einem einigen Eingang / gebawtes Schloß / vnd dahero / weil es mit Hand- vnd Roßmühlen zimlich versehen / leicht zu defendiren; hat auch vnten an der Thonaw / eine Mühle / vnd Brück / so / durch das Geschütz / von der Vestung / beschützt werden können. D. Vittorio Siri, tom. 2. del Mercurio; lib. 2. p. 718. sagt / daß was von Villingen an den Bodensee raisen wolle / bey diesem Castell / so nit weit von Schafhausen gelegen seye / auf ein Meilwegs davon vorüber müsse. Andere berichten / lige ein Meil von der Statt Mößkirch / anderthalb oberhalb Sigmaringen / vnd 4. von Vberlingen. Hat / vor Jaren / den Grafen von Zimmern gehört / nach deren Absterben / solcher Ort / mit gedachtem Mößkirch an die Grafen von Helffenstein / vnd nach deren auch Abgang / an die Grafen von Fürstenberg kommen / vnd gehört jetzt H. Graf Vratislaw von Fürstenberg hinderlaßnen Herrn Söhnen. Sihe oben Mößkirch. An 1642. im Sommer / ist Wildenstein von etlichen der Hohendwielischen Besatzung / durch Kriegslist / einbekommen; aber bald hernach / von den Chur Bäyrischen / wider erobert / mit aller Notturfft versehen / vnnd mit 40. Mannen besetzet worden: Wie man damaln geschrieben. Sihe aber hievon den außführlichen Bericht in dem 4. Theil deß Theatr. Europaei, fol. 835.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_288.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)