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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

von den wesentlichen Vorzügen des Originals am wenigsten eingebüßt würde, und welche dasjenige, was schon allein der Sprachverschiedenheit wegen unvermeidlich verloren gehen mußte, von einer andern Seite einigermaßen ersetzen könnte. Der deutsche Hexameter schien ihm diese Eigenschaft nicht zu besitzen, und er hielt sich für überzeugt, daß dieses Sylbenmaaß selbst nicht unter Klopstockischen und Voßischen Händen diejenige Biegsamkeit, Harmonie und Mannichfaltigkeit erlangen könnte, welche Virgil seinem Uebersetzer zur ersten Pflicht macht. Durch dieses Medium also glaubte er es schlechterdings aufgeben müssen, mit der Schönheit des Virgilischen Verses zu ringen. Er glaubte, die ganz eigene magische Gewalt, wodurch der Virgilische Vers uns hinreißt, in der seltenen Mischung von Leichtigkeit und Kraft, Eleganz und Größe, Majestät und Anmuth zu finden, wobey der römische Dichter von Seiner Sprache unstreitig weit mehr unterstützt wurde, als der Deutsche von der seinigen hoffen kann. Mußte von

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)