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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

34.

265
Das ungeheure Kind gebahr einst Tellus Wuth,

zu rächen am Olymp den Untergang der Brüder,
die jüngste Schwester der Gigantenbrut,
behend im Lauf, mit flüchtigem Gefieder.
Groß, scheußlich, fürchterlich! Soviel es Federn trägt,

270
mit soviel Ohren kann es um sich lauschen,

durch soviel Augen siehts, so viele Rachen reckt
es auf, mit soviel Zungen kann es rauschen.

35.

Winkt Hekate die laute Welt zur Ruh,
so fliegt es brausend zwischen Erd und Himmel,

275
kein Schlummer schließt sein Auge zu.

Am Tage suchts der Städte rauschendes Getümmel,
da pflanzt es horchend sich auf hoher Thürme Thron,
und schreckt die Welt mit seinem Donnerton,
so eifrig, Lästerung und Lügen fest zu halten,

280
als aufgelegt, die Wahrheit zu entfalten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)