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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

52.

Kaum schweigt der Gott, so ist er schon den Blicken

410
der Sterblichen in dünne Luft entrückt.

Mit schweigendem Entsetzen blickt
Aeneas nach, ihm schauerts durch den Rücken,
die Locken stehn bergan, im Munde stirbt der Laut.
Durchdonnert von dem göttlichen Befehle

415
beschließt er schnelle Flucht, und mit entschloßner Seele

entsagt er seiner theuren Braut.

53.

Ach, aber wo der Muth, die Flucht ihr anzukünden?
Wo die Beredsamkeit ein liebeflammend Herz
zu heilen von der Trennung Schmerz?

420
Wo auch den Eingang nur zu dieser Botschaft finden?

Nach allen Mitteln wird gespäht
und von Entwurfe zu Entwurfe schwanken
die stürmischwogenden Gedanken,
bis endlich der Entschluß bey diesem stille steht.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)