Seite:De Neue Thalia Band1 164.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

66.

Und jetzt gebeut der Götterbote mir
das nehmliche, vom Herrn des Himmels selbst gesendet.
Bey meinem Leben, Fürstinn, schwör ichs dir,
bei meines Sohnes Haupt! Kein Wahn hat mich geblendet.

525
Ich selbst sah ihn – bei hellem Sonnenlicht –

in diese Mauren ziehn. Ich hörte seine Stimme.
Drum quäl uns beyde nicht mir undankbarem Grimme;
nicht freye Wahl entfernt mich, sondern Pflicht.

67.

Längst hatte sie, indem er sprach, den Rücken

530
ihm zugekehrt, und schaute wild um sich,

dann mißt sie schweigend ihn mit großen Blicken.
Jetzt reißt der Zorn sie fort. „Verräter! ruft sie, dich,
dich hätte Cypria, die Göttinn sanfter Lüste,
dich Dardanus gezeugt? – In grausenvoller Wüste

535
schuf Caukasus aus rauhen Felsen dich,

und Tigermütter reichten dir die Brüste.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)