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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Armee nach Rußland zu begleiten. Die Stände hatten einen ansehnlichen Beytrag zu dieser Unternehmung bewilligt, und Gustav rüstete sich mit Macht zu dem nahen Feldzuge, als jene verführerische Leidenschaft, von der er nur erst den Vorgeschmack gekostet hatte, noch einmal mit ihrer vollen Gewalt in seinem Herzen Platz nahm, und auf eine Zeit lang die Stimme des Ruhms darin übertäubte.

Unter den Schönheiten am Hofe der Königin Mutter zeichnete sich vor allen die junge Gräfin Brahe aus. Regelmäßig schöne Züge, ein hoher schlanker Wuchs, und eine reine Gesichtsfarbe, zogen die Augen aller Männer auf sie. Ihr ruhiger und heitrer Blick traf desto sicherer, je weniger er seine siegende Gewalt zu ahnden schien, und indem sie durch ungekünstelte Anmuth die Herzen der Männer fesselte, söhnte sie zugleich durch die anspruchslose Bescheidenheit in ihrem ganzen Wesen ihr eignes Geschlecht mit ihren Reitzen aus. Sie war der Liebling der

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_253.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)