Seite:De Neue Thalia Band1 280.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

worinn die Vorwelt sich verlor,
schwebt meinem düstern Blicke vor.
Erbauen seh ich und zerstören,
Geschlechter immer neu entstehn,

100
einander drängen und vergehn,

und fortgehn ohne Wiederkehren.
Nicht Heldenruhm, nicht Würdenglanz
nicht des Verdienstes Siegeskranz
entriß sie dem gewissen Falle,

105
im Sturz der Zeiten sanken alle!

Bleibst du allein in ewig gleichem Gleis,
du weißgelockter Wellengreis?
Ob Felsen unter dir zerbrechen,
fühlst du doch nicht des Alters Schwächen,

110
und badest deine Stirn in Eis.

Es hörten deine Woogensprache
schon Völker, als noch keine Wache
auf Felsen keine Hochwacht stand,
und spät noch lauscht vom steilen Rand

115
die Traubensichel in der Hand,

der Schweitzer deinen Wellenchören,
hört ferner Waffen dumpfen Klang,
wie Rauschen von Burgunderspeeren,
und ihn ergreifet Thatendrang.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_280.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)