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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

94.

745
Die Fluthen des Avernus vorzustellen,

besprengt sie den Altar mit heilgen Wellen.
Nach jungen Kräutern wird gespäht,
die von des Giftes schwarzen Tropfen schwellen,
beim Mondlicht mit der Sichel abgemäht;

750
auch forscht man nach dem Liebesbißen,

der auf der Fole jungem Haupt sich bläht,
dem Zahn des Mutterpferds entrissen.

95.

Sie selbst, das Opferbrod in frommer Hand,
mit bloßem Fuß, mit losgebundenem Gewand,

755
bereit zum Tode, steht an des Altares Stufen,

auf ihres Mörders Haupt der Götter Strafgericht,
der Sterne Zorn herabzurufen,
und neigt ein Gott sein Angesicht
auf Liebende herab, die ihre Schwüre brechen,

760
so bietet sie ihn auf, zu strafen und zu rächen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)